Darkyn 07 – Am Ende der Dunkelheit
Sie wollte ihn, das war klar. Mehr als ihre Karriere, ihre Selbstachtung, ihre Würde, selbst ihre Menschlichkeit. Sie liebte einen wütenden, gut aussehenden, allmächtigen Unsterblichen, der jede Frau haben konnte, indem er einfach in ihrer Nähe schwitzte.
»Chris«, sagte Robin. »Du bist vollkommen weiß geworden.«
»Ja.« Die Terrasse begann sich ein wenig zu drehen. »Ich muss mich hinsetzen.«
Er führte sie zu einer der Steinbänke, setzte sich mit ihr hin und zog sie in seine Arme. Zusammen beobachteten sie, wie die Lichter des Festes sich auf den sanften Wellen des Wassers spiegelten.
»Ist es meinetwegen?«, hörte sie ihn fragen. Sie schüttelte den Kopf. »Du wusstest nicht, wie ich mich gefühlt habe. Ich hätte nichts sagen sollen. Ich habe dir Angst eingejagt.«
»Manchmal tust du das. Die Reißzähne, das Bluttrinken, die Art, wie du Auto fährst. Ich hätte bereits drei Herzinfarkte und einen Schlaganfall bekommen müssen.« Sie warf ihm einen kurzen Blick zu, und was sie in seinen Augen entdeckte, entschied alles. »Du liegst bei einer Sache falsch, genauso wie ich auch. Ich war vorher noch nie verliebt … bis jetzt.«
Robin starrte sie lange Zeit einfach nur an. »Gott.« Er drückte ihr Gesicht an seine Schulter.
»Wie verängstigt bist du?«, fragte Chris, ihre Stimme gedämpft von seinem Waffenrock.
»Du bist aus der Wohnung ausgebrochen. Du hast mich hierher verfolgt. Du trägst ein Kleid, das ausschließlich aus Seidentüchern besteht.« Er hielt sie auf Armeslänge von sich und schenkte ihr ein schiefes Lächeln. »Du machst mir panische Angst. Und was werden wir jetzt tun?«
»Wir stehen das gemeinsam durch, Robin«, erklärte sie. »Ich habe keine Superkräfte, aber ich bin eine erfahrene Ermittlerin. Von nun an halte ich dir den Rücken frei, und du hältst mir meinen frei. Und wenn wir die Handschrift wiederhaben, wenn wir meinen Partner und deine Freunde gerettet haben, dann kümmern wir uns um den Rest.«
»Dein Pragmatismus ist eine Superkraft und gleichzeitig verdammt lästig«, sagte er, als er sie wieder an sich zog, bis ihr Kopf unter seinem Kinn ruhte. »Wir werden einen Weg finden, es hinzukriegen, Chris. Das schwöre ich dir.«
Sie blinzelte, um brennende Tränen zurückzuhalten, und räusperte sich einmal, bevor sie sich aufsetzte. »Wie finden wir jetzt Nottingham?«
»Anhand seines Geruchs. Meine Art kann andere finden, indem wir dem Duft folgen.« Er sah in die Nacht hinaus und atmete einmal tief ein. »Er bewegt sich nach Osten, auf die Altstadt zu.«
»Nur noch eine Sache.« Sie streckte die Beine aus, um ihm die zu großen Stöckelschuhe zu zeigen. »Ich brauche neue Schuhe.«
Nachdem er eine der menschlichen Frauen auf dem Ball mit derselben Schuhgröße wie Chris davon überzeugt hatte, ihr ihre Slipper zu überlassen, nahm Robin sie mit sich. Er folgte Nottinghams Geruch durch ein Labyrinth von alten Gassen. Hier und dort hielt er an, um sicherzustellen, dass der andere nicht umgedreht oder eine falsche Fährte gelegt hatte, indem er einen Menschen benutzte, von dem er sich genährt hatte, um seinen Geruch zu verteilen.
Chris hielt mit ihm Schritt, mit wachsamem Blick und Bewegungen, die genauso professionell waren wie seine. Er wusste von ihren Liebesspielen, dass ihr Körper durchtrainiert war, aber nun erkannte er auch, wie gut sie ihre Sinne geschult hatte. Zweimal zog sie ihn zurück, weil sie sich nähernde Schritte hörte; obwohl sie eine Sterbliche war, hatte sie fast kynartige Instinkte.
Zusammen folgten sie Nottinghams Fährte, bis sein Duft Robin zu einer sechs Meter hohen Mauer mit einem schmalen Eisentor darin führte. Durch die Gitter des Tors sah er einen leeren, verbarrikadierten Palazzo, der auf allen Seiten von kleineren, verlassenen Nebengebäuden umgeben war. Feuchte Flecken und der Auflösungszustand der Außenwände ließen vermuten, dass die ehemaligen Bewohner vom Hochwasser aus ihrem Haus vertrieben worden waren, ein Problem, das in Venedig regelmäßig auftrat.
»Das wirkt neu.« Robin griff nach dem Vorhängeschloss am Tor, dann sog er zischend die Luft ein und riss seine verbrannten Finger zurück. »Es ist aus Kupfer.«
»Warte.« Chris sah sich um, bis sie ein Rohr entdeckte, das in der Nähe des Tores aus dem Boden stand. »Das sieht aus, als wäre es aus Stahl; glaubst du, du könntest ein Stück abbrechen?«
Robin brach das Rohr knapp über dem Boden ab und gab es ihr.
»Danke.« Sie ignorierte das Schloss und
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