Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)
Worte mit ihm gewechselt hatte, ging sie noch einmal in Adélies Waschküche, griff sich einige von Jeans frisch gewaschenen Sachen aus einem Korb und nahm sie mit nach oben ins Zimmer.
»Man wird mich in den Sachen sehen, wenn wir gehen«, meinte Gabriel, als er sich anzog.
»Niemand wird dich sehen. Das Wirtsehepaar ist zum Essen gegangen.« Nick versuchte, ihn nicht anzustarren, aber ihre Augen wanderten immer wieder zurück zu seinem Körper und der Art, wie er sich bewegte. Ihm so nah zu sein, ihn zu riechen und sich daran zu erinnern, wie sich sein Schwanz in ihrem Mund bewegt hatte, machte ihr Verlangen noch größer. Nick kam sich langsam vor wie ein Fass ohne Boden. Wenn sie ihre Libido nicht bald unter Kontrolle bekam, dann würde das Zusammensein mit Gabriel sie in eine Sexbesessene verwandeln.
Genervt von sich selbst, überprüfte sie noch einmal das Zimmer, um sicherzustellen, dass sie nichts vergessen hatte, bevor sie Gabriel ihre Jacke und ihren Helm gab. »Zieh das an.«
»Du solltest das tragen.«
»Claudio hat mich nur einmal gesehen«, sagte sie, während sie ihre dunkelste Sonnenbrille aufsetzte und sich ein rotes Tuch um die Stirn band. »Du musst dein Gesicht verstecken, bis wir ein paar Kilometer zwischen uns und die heiligen Freaks gebracht haben.«
»Ich meinte, dass du das zu deiner eigenen Sicherheit tragen solltest«, erklärte er ihr. »Ein Sturz vom Motorrad kann mir nichts anhaben. Dich könnte er töten.«
Nach allem, was Gabriel durchgemacht hatte, machte er sich Sorgen um sie. Dieser Mann war netter, als gut für ihn war.
»Ich falle nicht vom Motorrad.« Sie nahm den Helm und stülpte ihn über seinen Kopf, zog dann den Kinngurt fest. »Lass das Visier unten; deine Augen strahlen wie kleine Ampeln.«
Hinter der Pension sicherte Nick die Gepäckboxen und überprüfte den Benzinstand, bevor sie sich auf den Sitz schwang und das Motorrad festhielt, während Gabriel das Gleiche tat. Durch das zusätzliche Gewicht würde der Motor mehr Benzin verbrauchen, deshalb legte sie in Gedanken neu fest, wo und wann sie zum Tanken anhalten würden.
»Fertig?«, fragte sie, bevor sie den Motor anwarf.
Seine Hände legten sich um ihre Hüften. » Oui .«
Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, fuhr Nick über kleine Gassen aus dem Dorf und nahm die Straße, die zurück zum Schloss führte. Von dort aus ging es direkt über die Felder nach La Garonne, von wo aus sie in Richtung Toulouse weiterfuhren, der Hauptstadt der Region Midi-Pyrenées am Fuß der Berge, die lange die natürliche Grenze zwischen Spanien und Frankreich gewesen waren.
Nick liebte es, tagsüber durch diesen Teil von Frankreich zu fahren. Die Straßen waren lang und leer und schlängelten sich durch Dörfer, die aussahen, als sei es ihnen in den letzten vier-, fünfhundert Jahren gelungen, den Verwüstungen der Zeit zu entgehen. Die Leute pflanzten überall Blumen, und wo sie es nicht konnten, hingen Kränze und Gebinde und Büschel aus getrocknetem Korn, Wildblumen oder Beeren. Die Luft roch manchmal nach Orangen, manchmal nach Trauben und manchmal nach frischer Wäsche, die noch im Wind flatterte. Nick war sicher, dass es irgendwo in Frankreich hässliche Dörfer gab, nur eben nicht hier.
Leider konnte sie Gabriel nicht während des Tages mit nach draußen nehmen. Selbst wenn sie es tat, konnte er Frankreich nicht so sehen, wie sie es tat. Er würde nie wieder irgendetwas sehen, dank der Heilige-Freak-Show.
Nick hielt alte Leute nicht für Freiwild, aber sie wünschte sich trotzdem, sie könnte zurück zum Schloss fahren und Vater Claudio zu Brei schlagen.
Sie blieb an einer Wiese ungefähr anderthalb Kilometer vor der Stadt stehen, damit sich ihr Passagier die Beine vertreten konnte, während sie nach dem Motorrad sah. Sie nahm eine tragbare Laterne heraus und sah sich um, ob irgendwo in der Nähe Löwenzahn stand, dann stellte sie sie auf den Sitz.
Grillen zirpten in einem lauten, knarrenden Chor um sie herum, als Gabriel den Helm absetzte und ihn am Kinngurt an den hinteren Sitz hängte.
Seine Hand strich über die Laterne. »Ein Licht?«
»Es ist ziemlich dunkel hier draußen«, sagte sie und kniete sich vor den Vorderreifen. »Ich muss das Motorrad überprüfen. Und das hiesige Unkraut.«
»Unkraut?«
»Wegen eines Albtraums über Vampir-Unkraut. Bissiger Löwenzahn.« Sie erschauderte. »Ich werde nie mehr gegen eine Pusteblume pusten und mir etwas wünschen.«
»Das werde ich auch nicht«, sagte er.
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