Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)
wollte sie schmecken. Sie spürte, wie seine Fangzähne mehr als einmal über ihre Lippen strichen, aber er war so vorsichtig, das er sie nicht verletzte, selbst als er sie so stürmisch küsste, dass sie nicht sagen konnte, wo sein Mund endete und ihrer begann.
Es konnte nicht ewig dauern, obwohl sie glaubte, es wäre so. Ihre Brüste hoben sich, als sie spürte, wie sie sich von den Zehen bis zu ihrem Nacken anspannte, und etwas zerbarst in ihr, zog ihre Muskeln zusammen und ließ gleichzeitig einen feuchten Schwall in ihre Vagina schießen. Ihr Orgasmus ließ sie erglühen, hell und strahlend wie der Sonnenaufgang über dem Meer, und Lucan vergrub sich noch einmal tief in ihr, hob den Kopf und sah ihr in die Augen, während er seinen Samen in einem langsamen, schweren Pulsieren in sie entlud.
Als es vorbei war, küsste er sie erneut, dann drehte er sich auf die Seite, immer noch in ihr, und hielt sie an sein Herz.
Sie lagen beieinander, bis Samantha fast eingeschlafen war, und dann fühlte sie, wie er aufstand und sie verließ. Er kam angezogen zurück und wusch sie mit einem feuchten Waschlappen zwischen den Beinen, bevor er ihr eine Unterhose und ein altes T-Shirt anzog. Er verschwand erneut und brachte ihr ein großes Glas Wasser und zwei Müsliriegel, die er auf den Nachttisch legte.
»Mir geht es gut.« Sie sah auf den leeren Eimer, den er ebenfalls neben das Bett gestellt hatte. Glaubte er, sie musste sich übergeben? »Ich werde schlafen. Ich brauche nichts.«
»Du wirst etwas brauchen.« Er nahm ihre rechte Hand in seine. Er hatte ein neues Paar Handschuhe angezogen; natürlich hatte er Ersatz dabei. Sie trug ja auch immer eine zweite Waffe bei sich. »Du wirst mir das nie vergeben, aber es geht nicht anders, Samantha.« Er beugte sich vor und küsste sie, als sei er ausgehungert nach ihr, als habe er sie die ganze Nacht noch nicht einmal angefasst.
Sam erwiderte den Kuss, bis sie kaltes Metall am Handgelenk fühlte und ein vertrautes Klicken hörte. Als sie sich von ihm löste, hatte er sie bereits mit Handschellen an das Kopfteil gekettet.
»Wenn es morgen Abend vorbei ist, wird Burke kommen und dich befreien.« Er trat zurück, sah sie noch ein letztes Mal lange an und ging.
Michael Cyprien verfolgte Faryl Paviere vierzehn Stunden lang, bevor die Sonne und die Erschöpfung ihn und Gard zwangen, in einem leeren, verlassenen Bootshaus für den Tag Schutz zu suchen. Ihm war nicht wohl dabei, Alexandra so lange allein zu lassen, deshalb unterbrach er die Suche. Zwei Fischer, die vorbeikamen, gaben ihnen unter dem Einfluss von l’attrait willig ihr Blut und brachten sie zurück zu dem Platz, an dem sie ihre Autos abgestellt hatten.
»Ich verstehe nicht, warum er sich keinen dauerhaften Unterschlupf sucht«, sagte Gard, als sie zurück in die Stadt fuhren. »Es ist, als würde er jede Nacht wandern. Aber warum? Warum hat er sich nicht einfach in Lucans Hände begeben?«
»Ich weiß es nicht, aber wir werden ihn finden.« Michael war so müde und mutlos wie Gard, doch er konnte seinen Verdacht nicht laut aussprechen. Wenn Faryl den letzten Rest seiner Menschlichkeit verloren hatte, dann lebte er wie ein Tier und griff Menschen ohne Diskretion oder Zurückhaltung an. Er konnte Gard nicht sagen, dass sie seinen Bruder exekutieren mussten, sobald sie ihn fanden.
Michael wünschte, er könnte gnädig mit Faryl sein und Alexandra den Versuch erlauben, ihm zu helfen, aber es stand mehr auf dem Spiel als das Leben eines einzelnen, verrückt gewordenen Kyn. In der Vergangenheit waren die Darkyn in Amerika in der Lage gewesen, die Entdeckung von Veränderten zu vertuschen, indem sie sie als Einbildung oder Wesen aus Sagen darstellen, wodurch menschliche Legenden wie die von Bigfoot, Manitu und dem New-Jersey-Teufel entstanden waren.
Die Zeiten hatten sich jedoch geändert, und die Menschen entwickelten immer neue Technologien. In diesem Jahrtausend besaß fast jeder ein Gerät, mit dem digitale Aufzeichnungen möglich waren. Fotos von Faryl in seinem veränderten Zustand konnten mit etwas so Harmlosen wie einem Handy geschossen werden.
Und dann waren da noch die menschlichen Behörden, die sehr viel ausgeklügeltere Methoden in der Verbrechensbekämpfung anwandten. Verglichen mit dem, was normalen Bürgern zur Verfügung stand, war deren Überwachungsausrüstung etwas aus einem Science-Fiction-Film. Faryl musste unter allen Umständen gefangen und getötet werden oder die Darkyn riskierten eine
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