Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)
gemacht .«
»Das können die?«
Er nickte. »So entstanden die ersten Veränderten. Sie folterten die Kyn, indem sie ihnen nur Tierblut zu trinken gaben.«
»Michael hat dir befohlen, mir nichts davon zu erzählen, stimmt’s?« Sie beobachtete sein Gesicht. »Schon gut, du musst nicht lügen. Ich habe es mir gedacht.« Sie schob den Stuhl zurück.
Er ergriff ihre Hand, als sie aufstehen wollte. »Der Meister weiß, was getan werden muss, um uns zu schützen. Er will dasselbe für dich, aber du wurdest in einer anderen Zeit geboren. Er akzeptiert noch nicht wirklich, dass du nicht wie die Frauen bist, die wir kannten und zu unseresgleichen machten. Keiner von uns versteht dich, Alexandra.«
»Ich will mitmachen. Ich will dazugehören. Ganz.« Sie warf die Hände in die Luft. »Ist das so schwer zu verstehen?«
»Bitte, hör mir zu, ja?« Er sah, wie die Wut aus ihrem Gesicht wich, während sie sich wieder setzte. »Was der Meister dir über Lucan erzählt hat, ist die Wahrheit. Er ist sehr gefährlich und wird nicht zögern, dich zu benutzen, um den Meister zu treffen.«
»Ich werde mit diesem Kerl fertig«, beharrte sie. »Ihr lasst mich einfach mit ein paar Wachen zu ihm gehen und …«
»… und dann werden die Wachen getötet, und er macht dich zu seiner Gefangenen. So haben es die Männer zu unseren Zeiten gemacht, und das tun sie heute noch.« Philippe änderte die Taktik. »Der Meister hat es geschafft, während all dieser Jahre seine Seele nicht zu verlieren. Hätte er das nicht, dann könnte er dich nicht so lieben, wie er es tut. Stimmst du mir da zu?«
»An manchen Tagen glaube ich, dass der gut aussehende Scheißkerl nicht eine einzige Hirnzelle besitzt, von einer Seele ganz zu schweigen«, meinte sie. Dann sah sie ihn an und zuckte mit den Schultern. »Okay, ja, er hat eine Seele. Aber bei unserem nächsten Streit sehe ich das vielleicht wieder anders.«
»Lucan hat seine Liebe vor zweihundert Jahren verloren. Er hat sein Herz mit ihr in England begraben.« Philippe berührte die Narbe auf seinem Gesicht. »Die stammt von ihm, als er versuchte, Cyprien anzugreifen.«
Ihre Kinnlade fiel nach unten. » Lucan war das?«
Er nickte langsam. »Du hast selbst gesehen, was diejenigen einander antun können, die nichts mehr empfinden. Du hast die Schäden an ihren Gesichtern und Körpern und Seelen geheilt. Das ist es, wovor der Meister Angst hat. Jedes Mal, wenn er mich ansieht, befürchtet er, dass dir das jemand antun könnte.«
»Aber wenn ich nicht mit Lucan reden kann und niemand über Richard sprechen darf, wie soll ich den Kyn dann helfen?« Er wollte antworten, doch sie schüttelte den Kopf. »Diese Veränderung, die durch das Trinken von Tierblut hervorgerufen wird, muss in einem direkten Zusammenhang mit dem stehen, was mich zu einer Kyn gemacht hat. Verstehst du das nicht? Es könnte der wichtigste Punkt bei meinem Versuch sein, ein Heilmittel zu finden.«
»Wir werden Faryl finden«, versprach er ihr. »Tot oder lebendig wird sein Blut dir die Antworten geben, nach denen du suchst. Bis dahin, bitte, Alexandra, tu, was der Meister sagt. Wenn Lucan dich tötet …« Er wollte nicht daran denken, welches Blutbad dann folgen würde.
Sie blickte ihn traurig an. »Im Moment würde ihn das vermutlich ziemlich freuen.«
» Non . Es würde den Meister um den Verstand bringen. Ich weiß es. Du hast gesehen, wie mächtig er ist«, sagte Philippe. »Stell dir Cyprien ohne Maß vor, ohne jede Zurückhaltung. Ohne ein liebendes Herz.«
»Deshalb müssen wir unbedingt ein Heilmittel finden«, sagte sie. »Kein menschliches Wesen – mutiert oder nicht – sollte so mächtig sein wie wir. Wir können nicht damit umgehen. Macht korrumpiert, Phil. Sie macht uns zu Monstern.«
»Du hast die Macht, einen Körper zu zerstören, aber auch die, ihn wiederherzustellen«, erinnerte Phil sie. »Doch du widmest dich nur der Heilung und nicht der Zerstörung. Doch wer kann sagen, ob sich das nicht irgendwann ändert? Solltest du da über ein solches Wissen verfügen?«
»Abgesehen von Po-Implantaten und Brustvergrößerungen gibt es bei der plastischen Chirurgie keine dunklen Seiten.« Sie seufzte. »Okay, da ist was dran. Aber ich gebe es nicht gerne zu. Ich würde dich hassen, wenn du nicht so verdammt süß wärst.«
Er lehnte sich zurück. »Ich bin nicht süß.«
»Doch, bist du.« Ihre Lippen formten ein Lächeln. »Und diese Narbe ist ziemlich sexy, auf diese gefährliche
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