Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)
dann auf einen Knopf, um Harrys Sarg in das Grab zu senken.
Sam drehte sich um und ging über den schmalen Friedhofsweg zurück zum Parkplatz.
Garcia holte sie ein. »Ich bringe Sie nach Hause.«
Sam sah zu den Leuten hinüber, die sich um Gloria, die neben ihrem Auto stand, versammelt hatten. Sie war blass und drückte die Flagge gegen ihre Brust. »Gloria …«
»… braucht jetzt ihre Familie. Sie haben nicht mehr geschlafen seit jenem Abend, oder?«
Sie würde nicht an Lucan denken. Nicht hier, nicht jetzt. »Ich brauche keinen Schlaf.« Sie sah, wie sich das Trio aus Peterson, Ortenza und Dwyer näherte, und ging weiter.
»Es war nicht Ihre Schuld«, sagte Garcia und folgte ihr weiter.
Oh doch, das war es . Trotz der Hitze des Tages und der dicken Paradeuniform war ihr nur kalt. »Ich gehe heute Abend zurück ins Infusion . Ich suche noch mal nach Zeugen. Jemand muss etwas gesehen haben.« Lucan würde ihr dabei helfen. Er hatte es versprochen.
Garcia schüttelte den Kopf. »Ortenza, Peterson und die Einsatzgruppe aus der Abteilung Gewaltverbrechen haben bereits alle im Umkreis von sechs Blocks befragt.«
»Jemand erinnert sich vielleicht an etwas, das er vergessen hatte.«
Adam Suarez stellte sich neben Garcia. Er trug eine Sonnenbrille wie alle anderen, aber seine ernsten Gesichtszüge wirkten etwas weicher als zuvor. »Detective Brown. Das mit Ihrem Partner tut mir leid.«
Alle sagten das Gleiche, aber Mitgefühl würde Harrys Mörder nicht aufspüren. Sam würde das tun. Sie brauchte nur keinen neuen Partner, der ihr dabei in die Quere kam. »Haben Sie schon offiziell Ihren Dienst bei uns angetreten?«
»Suarez arbeitet für ein paar Wochen mit Ortenza zusammen«, erklärte ihr der Captain. »Von heute an nehmen Sie drei Wochen Urlaub.«
»Nein, das werde ich nicht.«
Garcia zuckte mit den Schultern. »Sie nehmen drei Wochen oder ich suspendiere Sie für die gleiche Zeit vom Dienst. Sie haben die Wahl.«
Sam ballte die Hände zu Fäusten und presste sie gegen die flache Seitennaht ihrer Hose. »Sie können mich nicht suspendieren. Ich habe nichts falsch gemacht.«
Der Captain sah sie ruhig an. »Nach Ihrem Verhalten am Tatort kann ich Sie suspendieren, bis Sie beim Psychiater waren und wieder diensttauglich geschrieben wurden. Das wird ungefähr drei Wochen dauern.«
»Nehmen Sie sich die Zeit, Detective«, meinte Suarez. »Ich laufe nicht weg.«
Bevor Sam antworten konnte, blieb Dwyer lange genug bei ihnen stehen, um zu sagen: »Sie ist eine gute Partnerin, Suarez. Aber rühr sie ja nicht an, sonst schreit sie sofort ›Vergewaltigung‹.«
Sam schrie nicht, sie gab keinen Laut von sich, aber sie ging auf Dwyer los. Garcia hielt sie fest, bevor sie ihm einen Haken mit der Rechten verpassen konnte, und Suarez’ starker Arm blockte ihren zweiten Versuch ab.
»Bringt ihn weg«, fuhr Garcia Peterson an, der den grinsenden Dwyer mit Ortenzas Hilfe von Sam wegzog. »Das reicht, Brown. Reißen Sie sich zusammen oder ich werde die psychologische Untersuchung anordnen.«
Gloria Quinn erschien, ohne Flagge. »Sie können sie jetzt loslassen. Samantha. Komm.« Sie streckte die Hand aus, und Sam ergriff sie. »Du kommst mit zu mir nach Hause.«
»Mrs Quinn«, meinte Garcia, und sein Gesichtsausdruck wurde neutral und höflich. »Ich bin sicher, Detective Brown möchte nicht stören, während Sie mit Ihrer Familie zusammen sind …«
»Samantha war die Partnerin meines Mannes und uns beiden eine gute Freundin«, informierte sie ihn kühl. »Und deshalb gehört sie zur Familie.«
Sams Wut verwandelte sich in Scham und Verlegenheit, und während sie mit Gloria zu ihrem Auto ging, versuchte sie, sich für ihr Verhalten zu entschuldigen.
»Oh, sei ruhig«, meinte Harrys Witwe. »Ich habe sofort gesehen, was dieses grinsende Rattengesicht Dwyer vorhatte, als er auf dich zuging. Harry hat mir oft gesagt, er bereue nur deshalb, ein Polizist zu sein, weil er diesem ekelhaften Scheißkerl deswegen keine Kugel in den Kopf jagen könne. Ich kann Gott nur danken, dass ich keine Waffe bei mir trage, denn dann würden ihm jetzt die entscheidenden männlichen Körperteile fehlen.«
Sam starrte die Frau an, die immer so sanft und freundlich und gottesfürchtig gewesen war, dass sie niemals die Stimme erhoben oder ein schlechtes Wort über irgendjemanden verloren hatte. »Gloria!«
Die Witwe lächelte grimmig. »Nur damit du es weißt. Du bist jetzt die Einzige bei der Polizei, der ich zutraue, dass du diesen
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