Darkyn: Für die Ewigkeit (German Edition)
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Aus dem Spind holte Rob die Tasche, die er aus Atlanta mitgebracht hatte, und öffnete sie. Er schnallte sich den Köcher auf normannische Art an den Gürtel und befestigte einen Armschutz an seinem Unterarm, bevor er seinen Langbogen nahm.
Der Bogen, den er eigenhändig aus einem einzelnen Ast spanischer Eibe gefertigt hatte, maß einen Meter achtzig und war damit genauso lang wie Robin von Locksley groß war. Jahrhundertelang als unedel und unchristlich abgelehnt, war der Langbogen die entscheidende Waffe gewesen, die zu Robins menschlichen Lebzeiten in so mancher Schlacht für die Wende gesorgt hatte. William der Eroberer hatte vielleicht jeden seiner unehelichen Söhne aus Frankreich mitgebracht, als er England angriff, aber ein einzelner Pfeil eines unbekannten Schützen hatte ausgereicht, um König Harold in Hastings zu töten.
Nicht dass er lange tot geblieben war.
»Wir haben seit Euerm letzten Besuch eine neue Lichtanlage installieren lassen.« Sie deutete auf zwei Metallpfähle, auf denen ovale Lampen steckten, die in unregelmäßigen Abständen am Rand der Anlage standen. »Sie arbeiten mit Fotozellen, die das Licht angehen lassen, sobald es dunkel wird.«
Er lächelte spöttisch. »Kyn-Augen brauchen so etwas nicht. Ein richtiger Bogenschütze sollte in der Lage sein, sein Ziel auch mit geschlossenen Augen zu treffen.«
»Das ist nur für unsere Besucher. Viele, die bei den Wettkämpfen im Bogenschießen zusehen, möchten es anschließend selbst versuchen, also ist das ein Teil der Vorführung.« Sie folgte ihm zurück zum Anfang der Bahn. »Es überrascht sie immer, wenn sie feststellen, dass sie nicht die Muskeln haben, um unsere Waffen zu benutzen.«
Er betrachtete die kleinen, fast rechteckigen Bogen, die an der Wand neben dem Eingang hingen. »Ich hatte mich schon gefragt, wieso ihr so viele Plastikspielzeuge sammelt. Ich dachte schon, ihr hättet eine Art Bogenschützen-Kindergarten gegründet.«
Rob gab sich nicht mit nachgemachten Modellen oder modernen Versionen seiner Lieblingswaffe ab, sondern stellte noch seine eigenen Pfeile aus den Ästen der soliden englischen Pappel her, bis es einwandfreie Stäbe mit zweiunddreißig Seiten waren, die mit Federn und Spitzen versehen werden konnten. Während der Jardin -Kriege hatte er Pfeilköpfe aus kupferummanteltem Stahl benutzen müssen; jetzt zog er solides Kupfer vor. Die Tage, in denen sie die unglaublich harte Haut der feindlichen Kyn durchstoßen mussten, waren zwar vorbei, aber er hielt nichts davon, Waffen zu benutzen, die ihr Ziel nicht verletzen konnten. Er würde irgendwann damit aufhören, wenn er wieder Vertrauen zu den Kyn gefasst hatte, was bedeutete, dass er sie wohl eher für immer mit sich herumtragen würde.
»Ihr benutzt noch immer Rotkehlchenfedern«, murmelte Jayr, als er ein Dutzend Pfeile in den Köcher steckte. »Harlech nimmt immer Gänsefedern für seine.«
»Harlech sollte lieber ganze Gänseflügel verwenden, denn er macht seine Pfeile immer zu schwer. Deshalb erreichen sie nie ihr Ziel.« Rob war stolz darauf, wie leicht und ausbalanciert seine eigenen waren. Er hielt ihr ein Lederband hin. »Nimm dir einen Bogen und schieß mit mir.«
»Damit Ihr mich noch mehr beschämen könnt als beim letzten Mal?« Sie kicherte kurz. »Vielen Dank, Mylord, aber: nein.«
»Du weißt, dass du ein Naturtalent mit dem Bogen bist und zu den wenigen hier gehörst, die mir ein Gegner sind«, versuchte er sie zu überreden. »Komm schon, zwölf Pfeile. Ich gebe dir auch sechs Pfeile Vorsprung, wenn du magst.«
»Ich kann leider nicht. Ich muss mich um die Aufführung kümmern, sonst brandschatzen die Besucher die Burg.« Sie drehte sich um, als wollte sie gehen, berührte dann jedoch seinen Arm. »Ich bin froh, dass Ihr hier seid, Lord Locksley. Und mein Meister ist es auch.« Sie schenkte ihm eines ihrer seltenen Lächeln und ging zurück in die Burg.
Froh war sie. Froh über seine Anwesenheit. Lächelte und scherzte mit ihm wie mit einem Freund. Sie würde es niemals wissen, durfte es nie erfahren.
Rob wandte sich um und erhob den Bogen, zog den seidenen Faden zurück bis an sein Ohr und zielte. Er ließ abrupt los und maximierte die Energie, die in dem immer noch gebogenen Holz steckte, und sah seinen Pfeil leise und gerade fliegen und sich dann genau in die Mitte des kleinsten Zielkreises bohren. Im selben Moment holte er noch einen Pfeil aus dem Köcher, spannte ihn ein, zog und ließ ihn so schnell fliegen, dass
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