Darkyn: Für die Ewigkeit (German Edition)
der erste Pfeil noch nicht aufgehört hatte zu schwingen, als der zweite ihn in der Mitte spaltete.
»Ich wette fünfzig Pfund, dass du das nicht mit geschlossenen Augen kannst«, sagte Byrne hinter ihm.
Rob hatte den dritten Pfeil bereits in den Bogen gespannt und drehte sich zu seinem Freund um, während er geschickt den Langbogen nach hinten hielt und den Schuss rückwärts ausführte. Er musste sich das Ergebnis nicht ansehen; das Geräusch des splitternden Holzschafts war Bestätigung genug.
»Fünfzig Pfund waren das?«, erkundigte er sich höflich. »Ich hoffe, deine Taschen sind tief.«
»Das werden sie sein, wenn du mich bezahlst.« Byrne deutete auf Robs Gesicht. »Denn du hast deine Augen nicht zugemacht.«
Rob lachte. »Wer ist jetzt der Dieb?«
Nachdem er seinen Köcher geleert und seinen Bogen und seine Tasche sicher verstaut hatte, verließ Rob den Schießstand mit Byrne und ging über einen steinernen Plattenweg in den Garten der Burg. Eine außerordentliche Anzahl Blumen blühte noch dank des warmen Klimas in Florida, und die Wege waren wegen der Jahreszeit von eingetopften Weihnachtssternen gesäumt.
»Ich habe mit Cyprien gesprochen. Er kommt dieses Jahr«, sagte Byrne in seiner üblichen schroffen Art.
»Ich hätte gedacht, dass Michael immer noch seine Sygkenis besänftigen muss.« Robert blieb stehen und pflückte eine wilde weiße Rose von einem langen, dornigen Ast, der in der leichten Brise nickte. Sie erinnerte ihn an Jayrs lächerliches Kostüm. »Es heißt, dass Richard sie verletzt hat. Es geht ihr gut genug, um die Reise anzutreten?«
»Offensichtlich.« Byrne sah in den Sonnenuntergang. »Ich habe mit Korvel gesprochen, nachdem alles erledigt war. Er hat berichtet, dass die Frau viel durchmachen musste, jedoch nicht den Kopf verlor. Selbst als er sie mit seinem Duft in seinen Bann zu ziehen versuchte.«
»Sie hat Korvels Duft widerstanden? Sie muss die einzige Frau auf der Welt sein, der das gelungen ist.« Beeindruckt steckte Rob den Stiel der Rose in seine Tasche. »Cyprien ist zu beneiden.« Er sah, wie auf Byrnes Gesicht Widerwillen erschien. »Was ist los? Hast du dich mit dem Seigneur überworfen?«
»Ich gebe das Realm auf, Rob«, erklärte Byrne. »Ich habe Cyprien gebeten, während seines Besuchs einen Nachfolger zu ernennen.«
Rob starrte seinen Freund an. »Hast du seit heute Morgen den Verstand verloren?«
»Es geht mehr darum, meinen Verstand zu behalten.« Granatrotes Haar färbte sich blutrot in den letzten Sonnenstrahlen, während Byrne sich zu ihm umdrehte. »Du hast es gestern Nacht mit eigenen Augen gesehen. Wenn du mich nicht zurückgehalten hättest, dann wäre ich durchgedreht. Ich wollte ihnen ihre jungen Kehlen rausreißen und in ihrem Blut baden.«
»Wirklich?« Rob verschränkte die Arme vor der Brust. Er wusste, wie paranoid Byrne wegen seines Zustandes war, aber er sah keinen Grund, ihn zu verhätscheln. »Und du glaubst, ich hätte daneben gestanden und es zugelassen?«
»Ihre Kehlen und deine«, fuhr Byrne fort, als hätte Rob gar nichts gesagt. »Und Jayrs.«
Die Darkyn sprachen niemals leere Drohungen aus. Schweigen füllte die Luft mit ungeträumten Albträumen, jeder von ihnen gemeißelt durch eine fleischhungrige Streitaxt. Aber Locksley kannte Byrnes Herz und die Stärke seiner Überzeugung. Es war keine leichte Aufgabe gewesen, daneben zu stehen und seinem Freund dabei zuzusehen, wie er seine unsichtbaren Feinde bekämpfte, aber Rob hatte niemals bezweifelt, wer am Ende als Sieger daraus hervorgehen würde.
»Du hast nicht aufgepasst«, argumentierte Rob, »und du hast nicht die Kontrolle über dich verloren.«
»Dieses Mal. Was ist beim nächsten Mal? Was, wenn niemand da ist, um mich wegzuziehen?« Byrne rieb sich mit der Hand über das Gesicht. »Was, wenn niemand da ist, der mich aufhalten kann?«
Rob kannte Byrne so gut wie kaum ein anderer Kyn und verstand, wie viel Kraft nötig war, um eine so schreckliche Last zu tragen. »Wie oft wirst du von dummen, ehrgeizigen Menschen angegriffen? Im Realm bist du geschützt.« Da kam ihm ein Gedanke. »Ist das der Grund, warum du das Realm aufgeben willst? Wegen gestern Nacht?«
»Es ist seit Jahrhunderten in mir eingesperrt, es brodelt und wartet«, sagte Byrne mit ausdrucksloser Stimme. »Ich lebe damit. Ich akzeptiere es. Aber ich kann es nicht bekämpfen, und es wird mich niemals verlassen. Ich spüre schon seit einer Weile, dass meine Kontrolle darüber schwindet. Allein, weit
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