Darkyn: Für die Ewigkeit (German Edition)
betraten Nottingham und seine Sarazenen den Saal.
Locksley hörte auf zu lachen, und sein Gesicht versteinerte.
Scarlet behielt diesmal die Laute in der Hand und spielte darauf, während die anderen Musiker und die Gäste im Saal schwiegen. Er grüßte seinen Meister, der jedoch, wie Michael nicht entging, zu beschäftigt damit war, Nottingham und seine Entourage anzustarren, um es zu bemerken. Mit melancholischer Stimme fing Will an zu singen:
»Der Grünspecht singt und hört nicht auf,
sein Lied ist gar eitel sehr,
doch ich will berichten von dem Hood
und wie erschaffen wurd’ er.
Ein armer, doch edler Ritter Robin war,
als Sherwoods letzter Nachfahr’ er einst fand
eine Jungfrau, die von Nonnen erzogen wart,
zu Maid Marian in Lieb’ er entbrannt.
Robin bat um die Hand der schönen Frau,
doch ihr Vater ließ verfügen,
dass für Verrat und Gold sie wird
vermählt mit dem Prinzen der Lügen.
Die schöne Maid floh zu Robin geschwind,
will nicht zu ihm, er sollt sie nicht finden.
Denn ein anderer trägt Wams und Hosen
wie Guy von Guisbourne seine Sünden.«
Michael hörte eine Reihe von Kyn etwas murmeln und sah, wie ein paar sich bekreuzigten. Zu viele hatten durch Guisbournes Verrat Verwandte verloren, und allein die Nennung seines Namens erfüllte sie mit Hass.
»Entschuldigt mich, Mylady«, sagte Locksley und verbeugte sich vor Alexandra, bevor er ging.
Michael beobachtete Robin, aber Nottingham schien Locksley nicht zu bemerken. Dort, wo er mit seinen Männern saß, starrte der schwarze Lord, ohne zu blinzeln, auf den singenden Seneschall.
»Maid Marian flehte Robin an
um Hilfe bei der Flucht vor der Laus.
Sie wollt’ leisten ihr Gelübde geschwind,
er sollt’ bringen sie in Gottes Haus.
Sie flohen sofort und ritten davon,
das schöne Mädchen und sein Held.
Aber Guy verfolgte sie Tag und Nacht
viele Fallen er ihnen stellt.
Als die Maid in Sicherheit sich befand,
der gute Robin nahm sein Schwert
und kämpfte von nun an im Heiligen Land,
weil diese Rettung ihm war nichts wert.«
Alexandra zupfte an Michaels Ärmel, und als er sich vorbeugte, hörte er sie flüstern: »Stimmt das? Robin hat Marian irgendwo zurückgelassen und hat sich den Kreuzzügen angeschlossen?«
Michael spürte, wie die Luft im Raum sich veränderte, und runzelte die Stirn. »Es ist ein bisschen komplizierter gewesen, chérie .«
»Der König gab Guy statt der versproch’nen Braut
das Land von Robin Hood,
aber Guy niemals war zufrieden damit,
riss ins Verderben ganz Sherwood.
Gegen die Heiden kämpfte Robin wild
und tränkte den Sand mit Blut,
kam zurück um zu holen Maid Marian,
doch sie lag unterm Leichentuch.«
Michael sah Alexandra erschauern, und etwas bewegte sich über die Oberfläche der Flüssigkeit in seinem Kelch. Er hob das Glas an, das kälter war als Eis, und sah, wie sich außen an der Wand des Glases Kristalle bildeten.
Die Temperatur im Raum hatte sich nicht verändert, aber ein schneller Blick sagte ihm, dass die Flüssigkeit in jedem Kelch zu Eis gefroren war.
Er sah Nottingham an. Der sah jetzt nicht mehr zu Scarlet hinauf, sondern starrte über die Menge hinweg Locksley an, der an einen Pfeiler gelehnt den Blick erwiderte und aussah, als würde er gleich sein Schwert ziehen und durch den Saal stürmen.
»Michael.«
Er sah hinunter zu seiner Sygkenis , die ihre Arme um sich geschlungen hatte und heftig zitterte. Entsetzt sah er, dass sich Eiskristalle an ihren Wimpern gebildet hatten.
»Ich kann«, sagte Alexandra mit klappernden Zähnen, »meine Füße und meine Hände nicht mehr spüren.«
»Von dummen Männern gesetzlos gemacht,
schwor Robin Hood allem anderen ab,
er liebte die Maid Marian,
keiner anderen er sein Herz je gab.
Gebt acht, die ihr habt geduldig gehört,
was Rob getan euer Vorbild nicht sei,
denn Liebe, unerfüllt, endet niemals mehr,
und nun ist mein Lied vorbei.«
Michael zog sein Jackett aus und legte es um ihre Schultern, bevor er zu Nottingham und seinen Männern ging. Eine dicke Eisschicht bedeckte ihren Tisch, und weißer Frost überzog die Säbel der Sarazenen.
»Lord Nottingham.« Michael musste seinen Namen zweimal wiederholen, bevor der Italiener zu ihm aufsah. »Euer Talent sorgt für Unannehmlichkeiten. Ihr solltet Euch für heute Abend zurückziehen.«
»Ist das Eure Vorstellung von Unterhaltung, Seigneur?«, fragte Nottingham geistesabwesend. »Dass wir uns anhören müssen, wie einfache Kriminelle verlogene Lieder singen, in
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