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Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)

Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)

Titel: Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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schwarzen, unbewegten Augen einer Cobra kurz vor dem Angriff.
    Heute Abend waren sie nicht Furcht einflößend, nur konzentriert. »Alles lief gut?«
    »Die Jungs halten dicht, aber ich glaube, Blaze hat mit seiner Kleinen und deren Mum gesprochen. Er fängt an zu quatschen, wenn er auf Entzug ist.« Decree nickte zur Lagerhalle hinüber. »Ich hab ihm gesagt, er kann ein bisschen was haben.«
    Raze lächelte, und das war schlimmer, als in seine leeren Augen zu blicken. »Ich übernehme das.«
    Vater John Keller war in den Straßen von Chicago aufgewachsen. Für einige Jahre hatte er auch tatsächlich auf der Straße gelebt, eine Zeit, die er als seine Grundausbildung betrachtete. Das Jugendamt hatte John und seine kleine Schwester Alexandra schließlich eingefangen und sie zu den Kellers gebracht, einem reichen, freundlichen Ehepaar ohne eigene Kinder, von denen John und Alex schließlich adoptiert worden waren. John hatte seine Freiheit irgendwann gegen ein Heim und ein sicheres Leben für Alex eingetauscht, aber er hatte nie vergessen, was die Straßen ihn gelehrt hatten.
    Das Straßenkind in John hatte nicht nach Chicago zurückkehren wollen.
    John hatte die letzten sechs Monate in der Luft gehangen, war von einem billigen Hotel ins nächste gezogen und hatte seine wenigen Ersparnisse aufgebraucht, während er zu entscheiden versuchte, was er tun sollte. Das Geld war schneller weg gewesen als seine Zweifel und Ängste. Er hatte das letzte bisschen benutzt, um in seine Geburtsstadt zurückzukehren und zwei Dinge zu tun: aus dem Priesteramt auszuscheiden und seinen Mentor, Erzbischof August Hightower, zur Rede zu stellen. Hightower war verantwortlich für die Ereignisse, die Johns Leben als Priester beendet und das Abschlachten von Hunderten wie ihm verursacht hatten.
    Zu diesem Entschluss zu kommen, war schwer für John gewesen, denn der Bischof hatte eine entscheidende Rolle bei dem gespielt, was in New Orleans passiert war, und er war immer noch ein Mitglied der Les Frères de la Lumière , der Brüder des Lichts. Er würde John vielleicht wieder den Wölfen zum Fraß vorwerfen, anstatt ihm zu sagen, warum diese Dinge geschehen waren. Hightower wusste außerdem von den sadistischen Praktiken, die der Orden von ehemaligen katholischen Priestern benutzte, um seine Mission zu verfolgen. Der Bischof war derjenige gewesen, der John ein Video von ihnen gezeigt hatte.
    Die Aufgabe der Brüder sei es, hatte Hightower behauptet, einen jahrhundertealten Kampf gegen einen Geheimbund von Vampirdämonen zu gewinnen, die sich Darkyn nannten.
    John konnte nur nicht glauben, dass Hightower wirklich bewusst war, wie mörderisch sein Geheimorden geworden war oder dass sie Darkyn benutzten, um andere Vampire zu jagen. Ich bin nicht mal sicher, ob ich selbst alles glaube, was ich in der Kirche gesehen habe.
    Er hatte Hightower angerufen, bevor er nach Chicago gekommen war. Der Bischof hatte entsetzt geklungen und war erleichtert gewesen, von John zu hören. Wir dachten, du wärst in New Orleans getötet worden.
    Ich habe überlebt , hatte John zu ihm gesagt. Aber hatte er das? Ich muss Sie sehen .
    Der Bischof wollte jedoch nicht, dass er in sein Büro oder in die Nähe der Kirche kam. Es gibt eine Bäckerei ganz in der Nähe des Bischofssitzes. Wir treffen uns dort morgen um zwei Uhr. Ich werde Straßenkleidung tragen. Setz dich nach draußen.
    Es war ein kleiner Tisch vor der Bäckerei, an dem John jetzt saß und in das Schaufenster voller hübsch verzierter Torten und Obstkuchen blickte, während der Tee mit Milch, den man ihm in einer dünnen Porzellantasse serviert hatte, kalt wurde. Er konnte sein Spiegelbild schwach in der Scheibe erkennen, sein dunkles Haar, das über seinen Kragen hing, seine Haut, die fast gelblich wirkte durch die vielen Stunden, die er drinnen verbracht hatte; der kurze Bart, den er sich schon lange abrasieren wollte, den er jedoch die ganze Zeit über nur trimmte.
    Ich sehe total fertig aus , wurde ihm bewusst. So wie damals, als Alex und ich noch auf der Straße lebten . John hatte allem den Rücken gekehrt, was er während seiner Kindheit gelernt hatte, um sich zu bessern. Jetzt verwandelte er sich langsam wieder zurück in das, was er einst gewesen war. Das dünne, wütende Kind, das er verabscheut hatte. Ich muss mich nur rasieren und einen Job finden .
    »Johnny.« Hightower erschien so plötzlich, wie ein Hundertfünfzigkilomann es konnte, und kam um den kleinen Tisch herum, um ihn mit beiden

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