Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)
hat mir erzählt, dass er Kyan heißt « , sagte sie. »Viel mehr hat er nicht gesagt. Ich dachte wirklich, dass er mich an die Alligatoren verfüttert oder irgend so eine Serienkiller-Scheiße .« Ihre Stimme zitterte, und sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. »Oh, Gott .«
Valentin gab ihr ein paar Augenblicke, um sich wieder zu fassen, bevor er leise fragte: »Wie haben Sie diesen Mann kennengelernt, Melanie ?«
»Er spricht nicht besonders gut Englisch. Ich meine, er verhunzt es eigentlich völlig. Jedenfalls hat er mir Geld geboten, wenn ich auf seinem Boot mitfahre und für ihn übersetze .« Sie hob die Hände und zeigte ihm ihre Handflächen. »Alter, es tut mir so leid. Ich hatte keine Ahnung, dass er, na ja, so ein Psychokiller-Arschloch ist oder so. Ehrlich, ich dachte, der Kerl wäre einfach ein Tourist .« Sie schüttelte langsam den Kopf. »Ich kann nicht glauben, dass ich mit ihm geschlafen habe .«
Er machte ihr etwas zu trinken, während sie ihm von der Fahrt mit Kyan über den Fluss erzählte und wie er sie, als sie gehen wollte, mit Waffengewalt gezwungen hatte, bei ihm zu bleiben.
»Dann hat er hier angehalten, und ich sah Licht in der Hütte. Er muss gewusst haben, dass ich Lärm machen würde, um Sie zu warnen, deshalb hat er mich an einen Baum gebunden und zurückgelassen .« Sie deutete mit dem Kinn auf den Ast, der auf dem Boden lag. »Ihm ist nicht aufgefallen, dass der Ast angebrochen war, also hängte ich mich dran und schwang so lange hin und her, bis er abriss. Dann dachte ich: Hey, ein Knüppel, und bin hinter ihm her .«
Jaus bewunderte ihre Findigkeit. Sie schien noch sehr jung zu sein, und doch hatte sie wie ein ausgebildeter Soldat auf die Situation reagiert. »Hat dieser Kyan Ihnen gesagt, warum er hergekommen ist ?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich hatte den Eindruck, dass er jemanden sucht. Und, Mann, wissen Sie eigentlich, dass da ein riesiges Flugzeug auf dem Grund des Sees liegt ?« Sie wies mit dem Daumen auf das zerbrochene Fenster.
»Ja .« Jaus wurde klar, dass er sich jetzt um zwei Frauen und ein Mitglied des Ordens kümmern musste, das sie alle umbringen wollte. War das der Mann, vor dem Liling solche Angst hatte? »Leider habe ich es hier gelandet .«
»Vielleicht sollten Sie, na ja, noch ein paar Flugstunden nehmen .« Sie zuckte zusammen, als draußen ein Donnern ertönte. »Können Sie jetzt die Bullen rufen, damit die kommen und ihn verhaften ?«
»Es gibt hier kein Telefon « , erklärte er ihr.
»Verdammt. Ich möchte wirklich sehen, wie Sie dieses Arschloch abführen und in den Knast stecken .« Sie rieb über die roten Striemen an ihren Handgelenken. »Und ich war nett zu ihm, weil ich ihn süß fand. Was für ein Freak. Ich werde nie wieder im Leben die Matrix -Filme gucken .«
Jaus ging zum Fenster und blickte in den Himmel. Der Sturm, der von Süden heranzog, sah übel aus, und der Wind frischte auf. »Wenn Sie Hunger haben, Melanie, dann finden Sie in der Vorratskammer etwas zu essen. Ich werde mich waschen und anziehen .«
Sie warf ihm einen müden, aber doch auf charmante Weise lüsternen Blick zu. »Meinetwegen musst du das nicht, Alter .«
Liling hörte jemanden ein altes chinesisches Wiegenlied singen und tauchte langsam aus ihrem Traum auf. Das Zimmer, in dem sie lag, war dunkel, aber zuckende Blitze beleuchteten das lächelnde Gesicht einer jungen Frau.
»Du bist wach. Hey .« Die blonde junge Frau schob ein Kissen unter Lilings Kopf. »Ich habe dich nach jemandem rufen hören. Geht’s dir gut, Süße ?«
Sie sprach eine Mischung aus Chinesisch und Englisch, was Liling so unwirklich fand wie ihre Anwesenheit. »Mir geht es gut. Ich spreche Englisch. Wer bist du ?«
»Mein Name ist Melanie « , sagte die blonde junge Frau. »Ich bin gerade hier angekommen. Ist dieser Deutsche, na ja, also, dein Freund ?«
»Er ist Österreicher .« Liling fragte sich, was Valentin davon halten würde, wenn sie ihn ihren Freund nannte. »Er ist einfach nur ein guter Freund .«
»Mit ein paar Zusatzleistungen, wette ich. Hat er einen Bruder ?« Grübchen erschienen auf ihren Wangen. »Er ist wirklich total heiß .«
Liling musste ihr Lächeln erwidern. »Wie bist du hergekommen ?«
»Ich wurde entführt, irgendwie .« Melanie berichtete ihr ausführlich, wie ein Chinese sie auf sein Boot gelockt und dann mit ihr den Fluss runtergefahren war. Nachdem sie mit den Schilderungen ihres Leidensweges fertig war, fügte sie hinzu: »Ich glaube, Kyan
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