Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)
falsch aufgeschrieben .«
Alex sah die Verwirrung auf seinem Gesicht. »Was bedeutet es, Charlie ?«
»Es ist lächerlich. Mikroinjektionen wurden nur in den 1970er- und 1980er-Jahren gemacht .« Charlie drehte sich um und nahm ein Nachschlagewerk aus dem Regal hinter seinem Schreibtisch. »Ja, hier steht es. Sie haben einen einzelligen Embryo im pronuklearen Stadium entnommen und einen männlichen Vorkern mit einem genetisch veränderten Plasmid injiziert. Dann haben sie den Embryo eingepflanzt, ihn von der Frau austragen lassen, und die Nachkommen trugen dann die fremden Gene aus dem transplantierten Plasmid .« Er sah sie an und kicherte. »Bei Mäusen haben sie das gemacht. Nicht bei Menschen. Herrgott .«
Dadurch fühlte sie sich nicht besser. »Warum sollte das jemand bei Mäusen machen ?«
»Gentransfer. Genetiker benutzen diese Methode nicht mehr; sie ist riskant und ineffizient. Ich kann mich erinnern, wie mein Dad geschimpft hat, als einige Artikel darüber in medizinischen Zeitschriften erschienen. Er nannte es ›Hitler-Impfstoffe ‹.« Er blickte erneut auf die Akte. »Ein paar Hitzköpfe spielten mit der Idee, die Mikroinjektionen zu benutzen, um eine rekombinierte DNA zu erschaffen. Hat Leuten mit ein bisschen Grips im Kopf richtig Angst eingejagt, bis die Regierung schließlich eingeschritten ist. Jetzt ist es illegal, es sei denn, man arbeitet mit Mais oder Schafen oder irgendetwas anderem Harmlosen. Und selbst dann dauerte es Jahre und braucht eine ganze LKW -Ladung voller Genehmigungen der Arzneimittelzulassungsbehörde .«
»Okay « , stimmte Alex zu, »aber was, wenn sie das mit den Kindern gemacht haben? Was wäre dann passiert ?«
Charlie lachte, bis er sich die Tränen aus den Augen wischen musste. »Mein Gott, ich habe dich vermisst. Süße, dann würden wir über genetisch veränderte Menschen reden. Dabei ist nicht mal die Stammzellenforschung gesetzlich erlaubt .«
»Du hast gesagt, dass es einige Hitzköpfe damals versuchen wollten « , betonte sie. »Vielleicht haben sie diesen Mist probiert. Vielleicht haben sie es an diesen Kindern ausprobiert .«
Sein Lächeln erstarb. »Auf keinen Fall. Um Gottes willen, Alex, das war vor dreißig Jahren. Die angewandte Genetik steckte damals noch in den Kinderschuhen. Selbst wenn sie es versucht hätten, dann hätten sie nicht gewusst, was sie da tun .«
»Was, wenn sie es versucht haben ?« , beharrte sie.
» Wenn sie einen pronuklearen menschlichen Embryo entnehmen konnten, und wenn er die mechanische Einsetzung des Plasmids überlebt hätte, und wenn er reimplantiert werden konnte, und wenn der Plasmid das fremde genetische Material erfolgreich in die DNA integriert hätte, dann, ja, dann hätte es ihnen gelingen können. Aber das ist nicht therapeutisch. Das ist eher eine Frankenstein-Sache .« Als sie ihn verständnislos ansah, fügte er hinzu: »Wir wussten damals nicht genug über die DNA , um so etwas zu machen. Die Kinder wären mit zwei Köpfen und einem Auge geboren worden .«
Alex nickte und stand auf. »Danke, Charlie. Ich weiß das zu schätzen .«
Er sammelte die Akten zusammen, aber bevor er sie ihr zurückgab, seufzte er. »Wenn du mir nicht glaubst, dann such eines von diesen Kindern und analysier dessen DNA und die seiner Eltern. Falls tatsächlich irgendjemand mit der DNA herumgepfuscht haben sollte, dann wird sich das zeigen, wenn du die Ergebnisse miteinander vergleichst .«
»Das würde ich tun, Charlie « , sagte sie langsam, »aber alle diese Kinder waren Waisen, erinnerst du dich? Keine Eltern .«
Charlie begleitete sie aus der Praxis und zu der wartenden Limousine auf dem Parkplatz. Er betrachtete sie und stieß einen Pfiff aus. »Sehr nettes Auto. Du hast dich verbessert .«
Alex nahm eine seiner Hände in ihre, die linke Hand, und strich sanft mit dem Daumen über den schlichten Ehering, den er trug. »Ich habe dich geliebt, Charlie, aber nicht auf diese Weise. Aber ich habe dich vermisst. Und es tut mir leid, dass du so viel durchgemacht hast, nachdem ich weg war .«
»Al .« Er legte eine Hand um ihren Nacken. »Wäre es nicht toll, wenn wir die Zeit zurückdrehen und noch mal von vorne anfangen könnten ?«
»Das können wir nicht, und das ist auch gut so .« Sie verzog das Gesicht. »Ich wäre eine schreckliche Ehefrau geworden. Ärzte sollten niemals Ärzte heiraten. Und wenn wir Kinder gehabt hätten, dann hätten sie vermutlich zwei Köpfe und ein Auge gehabt .«
Er sah sie erschrocken an.
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