Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)
alt bin ich, zwölf ?« Sie sah die Bewegung seiner Hand und trat außer Reichweite. »Denk nicht mal dran .«
»Ich wollte dir nur die Sorge ersparen « , sagte er. »Du hast schon genug durchgemacht .«
»Ich bin nicht aus Zucker « , fuhr sie ihn an. »Und es ist mir scheißegal, wo die Brüder ihre neuen Schwachköpfe trainieren. John ist die einzige Familie, die ich noch habe, und obwohl ich ihn die meiste Zeit gerne umbringen würde, braucht er deinen Schutz. Nicht ich .«
Cyprien nahm ihre Hand in seine. »Diese Einrichtungen werden nicht dazu benutzt, um neue Brüder zu trainieren. Sie sind dazu da, neue heranzuzüchten .«
»Trainieren, heranzüchten, wen interessiert das … « Sie hielt inne und starrte ihn an. »Warte mal. Du meinst heranzüchten im Sinne von wirklich züchten ?«
Cyprien nickte. »Wir wissen schon seit einiger Zeit, dass die jungen Frauen, die sie rekrutieren, Kinder von Mitgliedern des Ordens bekommen. Diese Kinder werden an abgeschotteten Orten aufgezogen und dürfen keinen Kontakt zur Außenwelt haben, bis sie entsprechend ausgebildet worden sind. Jungen werden natürlich Brüder. Es gibt nur männliche Mitglieder, deshalb glauben wir, dass die Mädchen benutzt werden, um die nächste Generation zu produzieren .«
Sie versuchte, das zu verarbeiten. »Das ist widerlich .«
»Dadurch hält eine erfolgreiche Sekte ihre Mitgliederzahlen stabil und sorgt für deren absolute Loyalität .« Cyprien fragte sich, ob er ihr alles sagen sollte, was er mit ihrem Bruder besprochen hatte. »Dein Bruder hat mir erzählt, dass nicht alle jungen Frauen, die von den Brüdern in diesen Zuchtstationen benutzt werden, in den Orden hineingeboren wurden. Die Priester, denen er geholfen hat, sprachen von Ausreißern und Drogenabhängigen, die von der Straße geholt und zu willigen Teilnehmerinnen gemacht wurden .«
Alex fluchte heftig und lange. Als sie sich so weit beruhigt hatte, dass sie wieder sprechen konnte, wollte sie wissen: »Was passierte mit denen, die nicht wollten ?«
»Die,dieSchwierigkeitenmachtenodersichwidersetzten,wurdenumgebracht .« ErnahmseineHandinihre.»DeshalbhabeichdeinemBruderversprochen,dassichihmhelfenwürde.WirhabenKontaktezurPresse,Alexandra.WennwirerstBeweisehaben,dannkönnenwiröffentlichmachen,wasdiedatun .«
Alex nickte langsam, aber ihr Blick hielt seinen fest. »Du sagst mir nicht alles. Deine Augen werden immer so hübsch türkis, wenn du mir Informationen vorenthältst. Was noch ?«
Michael wusste, wie sehr sie ihren Bruder liebte, und wollte eigentlich ihren Zorn nicht wecken, indem er das Offensichtliche aussprach. Seit er von den Brüdern gefoltert worden war und dann erfahren hatte, dass seine Schwester jetzt eine Kyn war, hatte sich Johns seelischer Zustand ständig verschlechtert. »Dein Bruder ist hin und her gerissen zwischen seinem Glauben und seinem Wissen, und er kann beides nicht miteinander vereinbaren. Er ist sehr aufgewühlt .«
Ihre Mundwinkel zuckten. »Das ist er immer .«
»Du weißt, wie sensibel wir Menschen gegenüber sind. Einige von uns können den seelischen Zustand eines Menschen an der Veränderung seines Duftes erkennen. Seit er aus Irland zurück ist, hat John sich verändert .« Cyprien sah ihr in die Augen. »Ich fürchte, er ist psychisch instabil, Alex .«
»Ich packe die Armani-Anzüge und die Blutkonserven ein .« Sie ging zur Tür. »Du sorgst dafür, dass Philippe schon mal den Learjet warmlaufen lässt .«
4
Liling war es gewohnt, dass die Leute sie anlächelten, aber es kam ihr komisch vor, dass das gesamte Personal des Lighthouse sich an diesem Nachmittag zu freuen schien, sie zu sehen. Mehrere nickten und gratulierten ihr, und eine junge Krankenschwester drückte sie herzlich.
»Das ist so schön « , verkündete die Krankenschwester. »Sie müssen überglücklich sein .« Bevor Liling fragen konnte, was schön war, lief sie zu einem Patienten, der den Rufknopf gedrückt hatte.
Verwirrt zog Liling sich in den Garten zurück, wo sie in den Primel- und Glockenblumenbeeten Unkraut jätete und die verwelkten Schneeglöckchen durch eine Reihe von Tränenden Herzen ersetzte, die sie aus dem Gartencenter mitgebracht hatte.
Nächstes Jahr, beschloss sie, würde sie einige violette Schwertlilien neben die moosbedeckten Steine pflanzen, die sie zwischen den Blumenbeeten platziert hatte. Die Schwertlilien sahen vor dem weichen grünen Moos stolz und schön aus, und wenn sie groß genug waren, konnte sie einige eintopfen
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