Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
zurückwich, aber Philippes große Hände legten sich auf ihre Schultern. Sie entwand sich seinem Griff, bevor sie sich dem Ding zuwandte, das sie entführt hatte. »Was sind Sie?«
»Ich bin das Opfer von Gewalt, Doktor. Mehr nicht.« Cyprien setzte sich auf, und das Laken rutschte von seiner nackten Brust. Vom Nacken abwärts hätte er für das Cover eines Liebesromans posieren können. Vom Nacken aufwärts war er eher ein Aushängeschild für Clive Barker. »Aufgrund meine r … Fähigkeit kommt eine normale Behandlung für mich nicht infrage. Eine Operation ist so gut wie unmöglich.«
So gut wie . »Deshalb haben Sie mich herbringen lassen. Sie glauben, dass ich schnell genug operieren kann, um diese Art von Heilung zu schlagen?«
»Wenn Sie es nicht können«, sagte Cyprien, »dann ist mein Gesicht für immer verloren.«
Auf der anderen Seite des Atlantiks standen die nackten Klippen der irischen Küste wie eine stoische Wache im Sturm und hielten die aufgepeitschte See zurück. Der Regen ignorierte die Klippen jedoch, drängte an ihnen vorbei und ergoss sich in Strömen und dann Kübeln auf das Land. Er flutete die schmutzigen Straßen, bis es sich windende Matschflüsse waren. Gezackte Speere von Blitzen zuckten über die hässlichen grauen Wolken, durchschnitten die wogende, wütende Masse, nur um kurz darauf wieder hervorzukommen und eine andere zu pfählen.
Die Bauern suchten Schutz in ihren bescheidenen Cottages und waren dankbar für ihre warmen Betten und die fest verschlossenen Türen und Fenster. Der Sturm war von Süden gekommen, von Dundellan, und nur ein Narr oder Satan selbst würden in einer solchen Nacht draußen herumlaufen.
Lucan war vieles gewesen, seit seine Hündin von einer Mutter ihn in die Welt geworfen hatte, aber niemals ein Narr.
Er lenkte den Kastenwagen um die Kurve der Auffahrt und parkte direkt vor Dundellan Castle. Earl Wyatt-Ewan, der ursprüngliche Besitzer, hatte sein Testament umgeschrieben und den gesamten Besitz Richard Tremayne, einem entfernten Cousin, hinterlassen. Wyatt-Ewans enttäuschte nähere Verwandte stellten die Gültigkeit des neuen Testaments infrage, und da die Familie des Earls als umständlich und dumm galt, gingen alle von einer langen gerichtlichen Auseinandersetzung aus. Doch während des folgenden Jahres waren alle Wyatt-Ewans einer nach dem anderen unter tragischen, jedoch nicht miteinander in Zusammenhang stehenden Unfällen gestorben. Manche sagten, das Schlos s – und der entfernte englische Cousi n – seien deshalb verflucht.
Tremayne, ein Opportunist durch und durch, unterstützte das Gerede nicht nur, er sorgte dafür, dass seine Leute solche Geschichten in die Welt setzten.
Lucan wusste, dass er ein paar Stunden zu spät war, aber die Reise nach Dundellan war schon unter normalen Umständen schwierig. Umgeben von dreihundert Morgen dichtem Wald und Bergen auf drei Seiten und dem Ozean auf der vierten hatte das alte irische Schloss die Außenwelt fünfhundert Jahre lang erfolgreich ignoriert. Der Luftraum über Dundellan war derzeit eine Flugverbotszone, dank der jährlichen Spenden an den Fonds des Premierministers; und die Grundstücksgrenzen wurden ständig von Richards zuverlässigsten Tresori bewacht.
Lucan blickte auf seine von Matsch und Schmutzwasser verdreckten Schuhe. Sein Aufzug würde Lady Elizabeth empören, aber ihm blieb keine Zeit, sich umzuziehen. Er war vom gefährlichsten Killer der Kyns zu einem verdammten Laufburschen geworden, und es gab nichts, was er dagegen tun konnte.
Ein Teil des Spottverses eines Kindes hallte in seinen Ohren. Ich bin der König dieses Schlosses, und du bist ein dreckiger Halunke.
Wann würde Lucan sein Dundellan haben, seine Hofdame?
Zehn Zentimeter stehendes Wasser spritzten hoch, als er aus dem Wagen stieg und nach hinten ging, um die Hecktüren des Kastenwagens zu überprüfen. Sobald er an den verschlossenen Griffen zog, knurrte etwas im Inneren.
»Lebst du noch, Durand?« Er bleckte die Zähne, als daraufhin Metall auf Metall schlug. Der Körper im Van begann zu zittern und sich zu bewegen. »Offensichtlich.«
In Dublin hatte Lucan das ganze Kupferzeug von Durand entfernt, nicht jedoch die Stahlkette, mit der er gefesselt war. Nur so hatte er ihn in den Wagen bekommen. In seinem derzeitigen Zustand war Durand zu lädiert, um sich zu befreien. Das, was die Brüder mit ihm angestellt hatten, war der Grund dafür, dass Durand nicht mehr das war, was er gewesen war, bevor man ihn nach
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