Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry

Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry

Titel: Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mrs. Stephen Fry
Vom Netzwerk:
Lieblingstechnik – das ungestellte Spezial in Infrarot. Wir nehmen wie immer die billigste Option – Mund offen, Augen zu.
    2. Juli, Samstag
     
    Die Wochenendmorgen sind ohne Stephen einfach nicht dasselbe. Sie sind so viel ruhiger und weniger verschwitzt. Weiß der Himmel, wer am Samstag um diese Zeit ein Taxi braucht. Und wenn er nicht fährt, steckt er in seinem Schuppen. Ich bekomme ihn dieser Tage kaum noch zu Gesicht. Keine Frage: Wir brauchen Urlaub. Und diesmal lieber zusammen. Und lieber am Bestimmungsort.
    3. Juli, Sonntag
     
    Habe meine Urlaubsideen mit Stephen besprochen, als er heute Nachmittag endlich auftauchte. Am Anfang war er seltsam zurückhaltend, aber nach reiflicher Überlegung meinte er, es könne gut sein, »das Ganze mal ein paar Wochen lang hinter sich zu lassen«. Was genau er da hinter sich lassen will, ist mir zwar nicht ganz klar, schließlich kutschiert er den lieben langen Tag in der Weltgeschichte herum, ohne jede Sorgen – oder eine Nadel am Tacho.
    Natürlich muss man bei der Urlaubsplanung für eine achtköpfige Familie Kompromisse eingehen. Oder sind wir neun? Wenn sie doch bloß mal lange genug stillstehen würden, dass ich sie zählen könnte. Es wird schwer werden, ein Ziel zu finden, das den Geschmack aller Beteiligten trifft, und es ist nicht gerade hilfreich, dass Stephen keinen großen Wert aufs Reisen legt. Er zieht den englischen Lebensstil vor – Curry, Wodka und Karaoke –, während ich richtig abenteuerlustig bin. Ich kenne nichts Schöneres, als unbekümmert eine Gasse mit Kopfsteinpflaster entlangzuschlendern, mit den Dorfbewohnern Grüße in ihrer Mundart auszutauschen, die lokale Küche zu probieren, sei sie auch noch so scheußlich, und mit einem Kunsthandwerker über den Preis einer handbemalten Vase oder eines Gin Tonic zu feilschen.
    Und dann muss man ja auch an die Kinder denken. Idealerweise brauchen die täglich 24 Stunden Unterhaltung – so steht es jedenfalls im Handbuch. Wir haben jede Menge Reisebroschüren im Haus, hauptsächlichweil im Bücherregal sonst nur Stephens batteriebetriebene Joe-Pasquale-Puppe stehen würde und natürlich
die Enzyklopädie des Fleischs,
die er bekommen hat, als er dem Club »Kebab des Monats« beitrat. (Die richtigen Bücher muss ich im Schrank einschließen, sonst bekommt Stephen Panikattacken.)
    Nach langen Diskussionen einigten wir uns auf die Mittelmeerinsel Stelios. Wir haben vierzehn Tage im »Socks ’n’ Sandals« gebucht, einem Urlaubskomplex an der Ostküste. Und der Westküste. Und den Nord- und Südküsten. Eigentlich bedeckt er die ganze Insel und stellt sicher, dass Touristen »während ihres Aufenthalts im Paradies nicht durch Begegnungen mit den Einheimischen belästigt werden«. Zum Glück verkehrt regelmäßig eine Fähre ans Festland, wo ich meine Wanderlust befriedigen kann, und außerdem gibt es einen Wasserpark für die Kinder und einen Bierpark für Stephen.
    Stephen hat uns ein Familienzimmer zum Pauschalpreis gebucht. Er findet es schön, wenn ich mal nicht immerzu am Herd schuften muss. Da hat er natürlich recht, aber ich bin sicher, nach zwei Wochen ohne meine kulinarischen Meisterwerke wird mich die ganze Familie anflehen, endlich wieder nach dem Dosenöffner zu greifen. Aber das Hotel sieht tatsächlich ganz hübsch aus. Alle Zimmer haben eine klare Sicht aufs Meer, und ein Teleskop ist im Preis inbegriffen.
    4. Juli, Montag
     
    Stephen juniors Lehrerin ist heute wieder wegen stressbedingter Belastungsstörungen ausgefallen. Ich muss gestehen, ich verstehe das Problem nicht ganz. Bei den rekordhohen Schwänzraten der Schule muss sie kaum je mehr als zehn Schüler unterrichten. Der Rektor meint, für eine so kleine Klasse wäre eine Vertretungslehrerin nicht zu rechtfertigen, und deswegen hat man auch gleich ein halbes Dutzend Vertretungsschüler geschickt.
    5. Juli, Dienstag
     
    Brangelina ist gerade von ihrem Schulausflug zurückgekommen. Sie muss sich prächtig amüsiert haben. Die Klasse war in einem neuen Bildungszentrum für Naturwissenschaften namens »Kannste Wissenschaft, kannste alles!«. Dem Prospekt zufolge werden die Lehrinhalte dort »durch Spiel und Spaß nahegebracht«. Ehrlich gesagt, bin ich eher skeptisch, ob Spiel und Spaß wirklich zum Schulalltag von Kindern gehören – ganz zu schweigen vom Rest ihres Lebens –, aber Brangelina hat auf dem Ausflug anscheinend viel gelernt.
    Im Prospekt heißt es, der gesamte naturwissenschaftliche Lehrplan werde abgedeckt –

Weitere Kostenlose Bücher