Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry
für Banausen in ihrem Kurs sitzen, denn jede einzelne Teilnehmerin schaffte es, die falsche Antwort zu geben. Und natürlich blieb es wieder mal an mir hängen, sie auf den Topf zu setzen. Sie sind gegen den Reim, sonst fällt ihnen nichts eim.
22. September, Donnerstag
Hier macht man vielleicht was mit! Gerade hat die Schule angerufen. Sie haben herausgefunden, dass Brangelina mit massiven Einschüchterungen Essensgeld eintreibt. Die Lehrer machen sich anscheinend große Sorgen, weil sie mit ihren Gehältern sowieso keine großen Sprünge machen können. Ich soll noch mal zu einer Besprechung vorbeikommen. Also ehrlich, allmählich verbringe ich da mehr Zeit als meine Kinder.
23. September, Freitag
Ich war ein wenig besorgt, als ich heute eine Mail von Mr. deClarkson bekam. Er schreibt, um die Gesundheit der Schüler und damit auch ihre Konzentrationsfähigkeit im Unterricht zu erhöhen, werde die Schule ein neues »5 Mal am Tag«-Programm einführen. Ich war entsetzt und rief sofort Mrs. Winton an, aber sie erklärte mir, »5 Mal am Tag« hätte mit Obst und Gemüse zu tun und nicht mit dem, was Stephen seit Jahren behauptet.
24. September, Samstag
Stephen ist am Wochenende wieder mit dem Taxi unterwegs. Keine Ahnung, wo er wirklich hinfährt. Laut Twitter besucht er ein Nashorn-Schutzgebiet in Ghana.Ich weiß gar nicht, warum ich mir das überhaupt anschaue. Ich wäre weit besser dran, wenn ich meinen Geist auf intellektuell anspruchsvollere Weise herausforderte. Ich kann ja mal was im Internet suchen. Ich probier’s mit »GuteFrage.net«.
25. September, Sonntag
Ich sollte langsam ins Bett gehen – bald wachen die Kinder auf und werden Frühstück verlangen, und das hat mir gerade noch gefehlt. Wenn dieses Internet bloß nicht so süchtig machen würden. »Glueckliche-Familien. de« war nicht ganz meine Kragenweite – aus irgendeinem Grund leuchtet das Konzept mir nicht ein –, aber bei der Online-Version von Jenga hab’ ich sofort angebissen. Noch eine Runde, und ich stehe im Finale gegen Mickey »die Murmel« Mulligan.
26. September, Montag
Bin von diesem »5 Mal am Tag«-Jux noch immer nicht ganz überzeugt und habe mir deswegen meine Alternative ausgedacht – Ednaschereien. Jedes Päckchen enthält alles, was ein Kind braucht, um mit dem Stress und den Belastungen des modernen Schulalltags fertig zu werden, und bringt verbrauchte Energie sofort zurück – drei Benson & Hedges, eine Dose Red Bull und eine Scheibe von meinem selbstgemachten Hier-rein-da-raus -Spam, damit sie die kurzen, intensiven Konzentrationsphasenwie etwa die Anmeldung überstehen. Ein Dutzend Bestellungen von anderen Eltern hab’ ich schon. Es ist ein Jammer, dass ich dem Kommerz entsagt habe und lieber meiner Muse folge. Ich würde Moneten im Minutentakt machen.
27. September, Dienstag
Das war ja eine Überraschung, als ich heute in Brangelinas Schule kam. Ich hatte wieder ihre Lehrerin erwartet, wurde aber gleich ins Büro des Direktors geführt. Ich war Mr. deClarkson noch nicht persönlich begegnet, aber der junge Mann macht einen sehr sympathischen Eindruck – geradezu fesch. Ich fühlte mich auch gleich gebauchpinselt, als er sagte, Brangelina sei »eindeutig ein sehr spezielles kleines Mädchen« – da konnte ich ihm nun wahrlich nicht widersprechen.
Er sagte, man habe ihn darauf aufmerksam gemacht, dass Brangelina »gewisse suboptimale Persönlichkeitsmerkmale« aufweise, die sowohl »ihren Schulerfahrungen abträglich« seien als auch denen ihrer Klassenkameraden, der Lehrer und der Schulschildkröte. Um dem abzuhelfen, sagte er, hätte eine Expertenrunde – der Leiter der Abteilung Lernunterstützung, ein Verhaltenspsychologe und der Schulexorzist – einen individuellen Plan mit gewissen Zielsetzungen erarbeitet, die Brangelina hoffentlich erreichen könne. Momentan befindet sich Brangelina anscheinend in Phase 1 des Plans – »daran arbeiten, nicht der Antichrist zu sein«.
Für mich war es eine sehr angenehme Erfahrung, mit einem Mann zu reden, der zuhören kann und weiß, worauf es im Leben ankommt. Und der so hübsche Tapeten hat.
28. September, Mittwoch
Stephen hat wieder den ganzen Tag in seinem Schuppen gesteckt. Weiß der Kuckuck, was er da anstellt. Ich weiß definitiv, dass die Carrera-Bahn nicht funktioniert, und seine Softpornos liegen alle unterm Bett. Egal was es ist, er findet es jedenfalls interessanter, als sich mit mir zu beschäftigen. Bitte, der Spieß
Weitere Kostenlose Bücher