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Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry

Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry

Titel: Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mrs. Stephen Fry
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lässt sich umdrehen. Ich gehe jetzt zu meinem Lyrikkurs. Ich habe wenigstens ein Hobby, das meinem Intellekt angemessen ist. Heute kommt der jambische Pentameter an die Reihe. Hoffentlich verstauch’ ich mir nicht den Versfuß.
    29. September, Donnerstag
     
    Mittagessen mit Mrs. Norton und Mrs. Winton.
Der Fröhliche Fleischfresser
ist geschlossen, und der Inhaber unterstützt das Gesundheitsamt bei der Untersuchung, also mussten wir zu MacBeth’s gehen, »dem schottischen Kohlrabiner«, wie die Betreiberin Miss Bethany Hurley (eine herausragende Persönlichkeit in der örtlichen Laienspielszene) ihr vegetarisches Restaurant nennt. Mrs. Winton und Mrs. Norton nahmenden Couscous Calzone mit Sojamilch der Menschenliebe, während ich mich mit einem Duncan Doughnut begnügte.
    Im Rahmen unserer frei schweifenden Plaudereien brachte ich meine Sorgen in Bezug auf Stephen zur Sprache – die langen Stunden, die er auf der Straße verbringt, und die neuerdings noch längeren Stunden im Schuppen. Kaum hatte ich den Mund geöffnet, wusste ich, dass das ein Fehler gewesen war. Mrs. Norton ließ sich nur zu gern vom Essen ablenken, und die beiden platitüdelten und tugendbolzten drauflos. Am Ende bekam ich von Miss Hurley den Rat, den ich brauchte. Als sie meinen Teller abräumte, sagte sie kurz angebunden: »Klingt so, als sollten Sie mal einen Blick in den Schuppen werfen, meine Gute.«
    Natürlich! Es war alles ganz einfach! Ich überließ die Damen ihrem Essen und sauste nach Hause. Endlich wusste ich, wo es langging. Ein Blick in den Schuppen, und es würde mir wie Schuppen von den Augen fallen. Als ich die Straße entlangflitzte, den Kopf voll ruhiger und begütigender Gedanken, hallte mir Mrs. Nortons elegischer Ruf nach: »O schmausten wir doch allzu festes Fleisch!«
    30. September, Freitag
     
    Stephen ist im Taxi unterwegs und bringt einen Fahrgast um die Ecke, also müsste ich ein paar Stunden Zeit haben, um meinen kleinen Plan in die Tat umzusetzen. Plötzlich fühle ich mich ganz elend. Waswerde ich wohl finden? Ach ja, wer nicht wagt, der nicht gewinnt …
     
    Ach ja. Ein Wagnis ohne Gewinn. Ich hätte mir denken sollen, dass der Schuppen abgeschlossen ist. Allerdings war nicht zu erwarten, dass er auch unter Strom gesetzt und von einem Infrarotalarm umgeben ist. Egal was Stephen darin aufbewahrt, er will nicht, dass ich es herausfinde. Oder SAS, MI5 und die CIA.

1. Oktober, Samstag
     
     
    Stephen ist gerade aus dem Red Lion zurückgekommen und sieht gar nicht gut aus, nicht mal für seine Verhältnisse. Ich hab’ ihn gefragt, was denn los ist, aber er ist einfach nur, ohne ein Wort zu sagen, aufs Sofa geplumpst und starrt die fliegenden Enten an. Nach über einer Stunde konnte ich ihm endlich aus der Nase ziehen, dass der Pub einen neuen Wirt hat. Stephen ist Neuerungen gegenüber nicht sehr aufgeschlossen.
    2. Oktober, Sonntag
     
    Herrje. Stephen ist gerade aus dem Pub zurück und sieht noch lädierter aus als gestern. Diesmal musste ich mit all meinen Engelszungen reden, und trotzdem rückte er erst nach vier Flaschen Stella damit raus. Der Red Lion hat nicht nur einen neuen Wirt – der ganze Pub wird von Grund auf überholt. Stephen kennt noch nicht alle Einzelheiten, aber man spricht von Farnen, Bücherregalen und Tortilla-Wraps. Ich finde ja, das hört sich ganz nett an.
    3. Oktober, Montag
     
    Stephen hat den ganzen Tag mit der Brauerei telephoniert, um rauszukriegen, was genau aus seinem geliebten Red Lion werden soll. Offenbar wird der Pub das Aushängeschild für den von der Brauerei geplanten »Vorstoß auf den Markt der Young Professionals« und die »Speerspitze einer neuen ökonomisch relevanten Kette sozioalkoholischer Etablissements im kontinentalen Stil«. Er soll völlig neu dekoriert werden und in Zukunft »Le Lion Rouge« heißen. Armer Stephen. Er weiß weder aus noch ein. Er wiegt sich nur in Embryonalstellung hin und her, schluchzt und murmelt immerzu »Bistro-Gastronomie … Bistro-Gastronomie …«
    4. Oktober, Dienstag
     
    Habe gerade einen Anruf aus dem Pub bekommen. Anscheinend wusste Stephen doch aus. Ich geh’ lieber sofort rüber …
     
    Das ist doch nicht die Möglichkeit! Was ist denn auf einmal in meinen Mann gefahren? Kaum hatte ich
Immer wenn sie Krimis las
zu Ende gesehen und meine zweite Tasse Tee getrunken, machte ich mich in den Red Lion auf. Der Wirt führte mich sofort zur Herrentoilette, wo sich Stephen an die Pissoirs gekettet hat. Die sollen anscheinend

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