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Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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ein, zwei Fotos von sich und drei der exquisitesten Mädchen, die ich je gesehen hatte, bei. Die Mädchen waren alle drei hinreißende Brünette und von einer Schönheit und Eleganz, die regelrecht verboten waren. Sofort war mein Interesse geweckt, und ich schrieb Tante Mame wiederholt und fragte sie, wer ihre Freundinnen seien. Sie jedoch wich dieser Frage immer aus und schickte weiter bloß allgemein gehaltene, schwatzhafte Briefe und noch mehr Fotos von sich und den drei Schönheiten. Bald plagte mich die Neugier, aber es nutzte nichts. Sie ging nicht auf meine Frage ein und schrieb immer nur von sich.
    Im April, ich platzte beinahe vor Neugier, erwähnte sie beiläufig hier und da mal einen anderen Namen als den eigenen– » Margot hat gesagt… « , » Melissa erzählte neulich… « , » Miranda und ich… « –, aber noch immer kein Hinweis, wer diese drei Grazien waren. Meine konkreten und unterstrichenen Fragen ignorierte sie konsequent. Mittlerweile schickte sie nur noch Fotos von den drei Schönheiten (und ihrem eigenen Schatten) mit der Unterschrift » Meine Freundinnen «.
    Im Juni verzehrte mich die Neugier dermaßen, dass ich ein Ferngespräch nach Cuernavaca anmeldete– lang, teuer und es war kaum etwas zu verstehen–, um herauszufinden, wer Tante Mames ständige Begleiterinnen waren. Es brachte nicht viel. Das Rauschen in der Leitung war heftig, und dauernd mischten sich Brooklyn-Englisch, Südstaatendialekt und Spanisch sprechende Telefonistinnen ein. Soweit ich mir zusammenreimen konnte, waren die drei Geschwister, sie hießen Murdock oder Medoc, und Tante Mame hegte keine Pläne, nach New York zurückzukehren. Schließlich wurde die Leitung unterbrochen. Darauf folgte eine lange Phase des Schweigens. All meine Briefe kamen, versehen mit dem auf Spanisch hingekritzelten Vermerk: » Empfänger nicht erreichbar. Keine Nachsendeadresse « , an mich zurück.
    In New York herrschte gerade eine Hitzewelle, als mich ein neuerlicher Brief von Tante Mame erreichte. Er war voller Banalitäten, im Stil von: » schlafe jeden Abend unter einer Decke. « Der Umschlag trug einen Poststempel von Maddox Island, Maine, und beigelegt war ein Foto der drei Schönheiten im Badeanzug. In einem etwas schwammigen Postskriptum schrieb sie außerdem, sie habe das alte Maddox-Haus auf Maddox Island gemietet, von den drei netten Maddox-Schwestern– » Freundinnen, die ich zufällig letzten Winter in Mexiko kennen gelernt und dir gegenüber vielleicht mal erwähnt habe « –, und dass sie alle » den ganzen goldenen Sommer lang « dort verbringen wollten. Es folgte so etwas wie eine spontane Einladung, meinen Urlaub dort zu verbringen.
    Ich hatte angebissen. Psychologie eben.
    Nach Maddox Island zu gelangen, war gar nicht so einfach. Man fuhr mit dem Flugzeug nach Bangor, mit dem Bus nach Eastport, mit der Fähre zu der nächsten größeren Insel, mit einem Sammeltaxi zum anderen Ende der Insel und dann mit einem Ausflugsboot nach Maddox Island. Ich war hundemüde, als Maddox Island endlich vor mir auftauchte, aber der Anblick von Tante Mame an der Mole weckte meine Lebensgeister wieder.
    Sie gab mir einen flüchtigen geschäftsmäßigen Kuss, warf mein Gepäck in einen Handkarren– es gab keine Autos auf der Insel– und führte mich über eine staubige Straße ins Dorf. Sie redete wie ein Wasserfall, doch was die drei Maddox-Schwestern betraf, hielt sie sich bedeckt, zum Verrücktwerden.
    Zum Glück hatte ich selbst ein bisschen recherchiert: Die drei waren so hübsch, dass alle Hochglanzmagazine ganzseitige Fotos von ihnen brachten. Sie stammten aus einer alten New-England-Familie, und in ihren Adern floss dünnes blaues Blut. Nicht nur gesellschaftlich waren sie makellos, sie waren außerdem intelligent, künstlerisch begabt, kreativ und, wie schon gesagt, umwerfend schön. Und Tante Mame? Erwähnte sie sie auch nur mit einem Wort? Nein. Jede meiner Fragen tat sie mit einem » Hmhm « oder » Oh ja « oder ohne überhaupt eine Antwort zu geben ab.
    Der Ort Maddox sah aus wie eine Western-Kulisse. Es gab eine Gemischtwarenhandlung, eine Apotheke, eine Kirche, ein Rathaus, in dem an Wochenenden Filme zur Aufführung kamen, und es gab Mickey the Mick’s Saloon and Hotel. Vor dem Hotel blieb Tante Mame stehen.
    » Da wären wir! « , sagte sie.
    » Haben dir die Mädchen eine Kneipe verkauft? « , fragte ich verständnislos.
    » Aber nein, mein Lieber. Wir wohnen alle in dem alten Maddox-Haus. Du wohnst hier. «
    »

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