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Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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Ich soll hier wohnen? Ist denn da, wo du wohnst, kein Platz für mich? «
    » Mein Lieber, das Maddox-Haus verfügt über mehr als zwei Dutzend Schlafzimmer, aber du hast doch wohl nicht geglaubt, ich würde dich da wohnen lassen. Doch nicht mit drei unverheirateten Mädchen unter einem Dach! Immerhin sind sie den Sommer über meine Gäste– sozusagen–, und die Aufsicht über sie obliegt mir « , sagte sie gouvernantenhaft.
    » Für wen hältst du dich eigentlich « , fragte ich sie wütend.
    » Aber Patrick, mein lieber Kleiner « , sagte sie und verdrehte die Augen zum Himmel von Maine, » was hat dich die Arbeit in der Werbeagentur doch verhärtet! Wo bleibt dein Zartgefühl? Da hat man sich Mühe gegeben, dich in deiner Erziehung mit Menschen vornehmer Herkunft zusammenzubringen, dir Gespür für die wichtigen Dinge beizubringen, die für Damen und Herren mit Format und Familienhintergrund eine Rolle spielen, und dann… «
    » Hör sofort auf mit dem Scheiß « , brummte ich. » Du hast mich mit allem möglichen Pöbel zusammengebracht, den du… «
    » Oh Darling « , sagte sie mit einem lässigen Blick auf die Uhr. » Ich muss dringend los! Wir essen heute Abend bei den Saltonstalls. Tut mir leid, für dich konnte ich leider keine Einladung herausschlagen, aber komm doch morgen zum Lunch vorbei. Das Maddox-Anwesen ist nicht zu übersehen. Gleich hinter Mickey the Mick’s biegst du links ab und gehst bis zum Ende der Insel. Da wohnen wir. Sagen wir, so gegen eins? « Noch ehe ich sie richtig heruntermachen konnte, war sie wieder weg.
    Mickey the Mick’s sah aus wie jeder andere Saloon auch, öde und kahl in dem kalten fluoreszierenden Licht, ausgestattet mit einer Jukebox, Bildern der Miss-Rheingold-Kandidatinnen von 1947 und Werbung von Schnapsdynastien– Schilder aus Neon, in denen es zischte, oder Glasröhren, in denen Blasen aufstiegen. Das einzig Nennenswerte war Mickeys Tochter, Pegeen. Pegeen war ein Rotschopf mit einer statuenhaften Figur, die einen heiß machte, und einer Art, die einer kalten Dusche gleichkam. Was sage ich, das Mädchen war ein Gletscher.
    » Ich– ich heiße Dennis « , sagte ich, als der erste Schock überwunden war.
    » Ach so, ja «, sagte sie forsch, » Sie sind der neue Maddox-Kandidat. Kommen Sie, hier geht’s lang. «
    Bevor ich richtig begriff, was sie gesagt hatte, war ich bereits oben, über dem Saloon, in einem Zimmer, das auf die einzige Straße von Maddox Island hinausging. » Da wären wir « , sagte sie. » Wenn Ihnen das Zimmer nicht gefällt, sagen Sie es mir bitte unbedingt, denn wir haben nur dieses eine Zimmer, und Pop kann es dann an jemand anders vermieten. Hier ist Ihr Badezimmer. Zu Abend können Sie essen, wann Sie wollen und was Sie wollen, ich möchte es nur jetzt gleich wissen. «
    Mittlerweile kochte ich vor Wut. Na gut, Großmaul, dachte ich bei mir, jetzt bin ich am Zuge. » Danke « , sagte ich. » Ich speise hier in meinem Zimmer, und ich hätte gern Entrecôte à la Bordelaise, Pommes Soufflées, Feldsalat, Crème Brulée und einen Espresso. Um acht Uhr, pünktlich « , fügte ich noch gemeinerweise hinzu. Zu meiner Überraschung notierte sie sich alles auf einen Zettel. » Bitte « , sagte ich und hielt ihr ein Fünfzig-Cent-Stück hin.
    » Nein danke « , sagte sie. » Wenn Sie unbedingt Trinkgeld geben wollen, dann stecken Sie es unten in die Büchse an der Bar. Das ist eine Spendenbüchse, die Pop und ich für Seemannswitwen aufgestellt haben. « Und mit diesen Worten war sie auch schon wieder weg.
    Ich war drauf und dran, die Brocken zu schmeißen. Es reichte mir schon, raus nach Maddox Island fahren zu müssen, aber auch noch in Mickey the Mick’s Saloon und Hotel abgeschoben, eine ganze Nacht in diesem Geisterhaus allein gelassen, von Tante Mame bevormundet und dann auch noch von Pegeen abgefertigt zu werden, das war zu viel des Guten. Ich suchte nach etwas, was sich an dem Zimmer aussetzen ließ, fand jedoch nichts. Das Zimmer war schlicht, aber makellos sauber, auf dem Bett lag echte irische Wäsche. Auch das angrenzende Bad war tadellos. Wütend legte ich mich aufs Bett und schlief sofort ein.
    Punkt acht Uhr wurde meine Bestellung geliefert.
    » Hier ist Ihr Abendessen « , weckte mich Pegeen. » Essen Sie, so lange es heiß ist. Und noch etwas: Würden Sie sich bitte nicht mit den Schuhen aufs Bett legen. Wir sind hier nicht im Mills Hotel. « Mit diesen Worten ließ sie mich mit dem vorzüglichsten Essen, das ich je zu mir

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