Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
Vom Netzwerk:
nur ganz flüchtig–, dass ich den falschen Tag gewählt hatte, den falschen Ort, das falsche Essen, das falsche Getränk. Ich hatte gehofft, der Wein würde die Stimmung ein wenig heben, aber das geschah nicht. Gerade löffelten wir Pegeens köstliche kalte Krebssuppe, da hielt sich Melissa ihren reizenden Kopf mit den reizenden Händen. » Oh, oh, oh! Nicht diese ordinäre– wie heißt diese Box doch gleich? «
    » Jukebox « , sagte Pegeen, die ihre frisch aufgebackenen heißen Brötchen brachte.
    » Genau. Schon den ganzen Tag versuche ich, mir die passende stimmungsvolle atonale Musik für ein Ballett nach Kafkas Prozess auszudenken, aber bei diesem Gejaule im Hintergrund– wer singt da eigentlich, Pegeen? «
    » Jo Stafford. «
    » Der hat aber eine sehr hohe Stimme « , beklagte sich Melissa.
    » Das machen die Hormone « , sagte Pegeen. Tante Mame kicherte und fiel dann wieder in ihre Rolle als reiche Dame aus Boston.
    » Könnten Sie die Leute nicht bitten, die Musik abzustellen, Pegeen? Es stört mein kompositorisches Empfinden und… «
    » Leider gibt es keinen Musiktitel zur Auswahl, der ›Stille‹ heißt, Miss Maddox « , sagte Pegeen und eilte geschäftig davon.
    » Also wirklich, Darling… « , fing Margot an.
    » Noch jemand Wein? « , fragte ich.
    » Ein ekelhafter Wein, übrigens « , sagte Miranda und hielt ihr Glas hoch. » Aber als wir letztes Jahr die Chalfontes in Chantilly besucht haben, ich kann euch sagen, da… «
    » Unsinn, meine Liebe « , sagte Tante Mame und stupste sie mit ihrem Fächer an, » das ist ein sehr hübscher, frecher, kleiner Wein. «
    » Bitte, Miranda « , sagte Margot beunruhigt.
    » Ach, ich finde es hier nicht zum Aushalten. Alles ist so ärmlich und erbärmlich « , sagte Miranda und leerte ihr Glas. Für jemanden, der Wein verabscheute, war sie keine schlechte Trinkerin. » Etwas mehr von mon belle France.«
    » Ma belle « , sagte eine fast unhörbare Stimme. Es war Pegeen, die mit einer riesigen Platte voller Hummer in zerlassener Butter eintrat.
    » Ma belle – ja « , sagte Miranda, nicht wissend, von wem die Korrektur kam. » France, France, France, wo ich malen kann, malen, malen, malen! « Sie breitete die Arme aus, als wollte sie ganz Frankreich umschlingen. Stattdessen stieß sie Pegeen am Ellbogen an. Ein ohrenbetäubender Krach, und ich saß wie gebannt da, während Miranda und Melissa überschwemmt wurden von Hummern, Krabben, Backkartoffeln, Salatblättern und literweise Buttersoße. Der Anblick war so atemberaubend, dass ich wie gelähmt hinschaute.
    Nicht so Melissa und Miranda.
    Miranda sprang von ihrem Stuhl auf und sah Pegeen wütend an. » Sie ungeschicktes irisches Rindvieh. Jetzt sehen Sie sich an, was Sie mit mir gemacht haben! «
    » Sieh dir an, was sie mit dir gemacht hat! « , kreischte Melissa. » Und was sie mit mir gemacht hat. Und sie hat es absichtlich gemacht. Diese Einheimischen sind doch alle… «
    » Moment mal « , sagte ich. » Es war doch nur ein Missgeschick. Du hast sie gestoßen… «
    » Miranda « , sagte Margot schnippisch. » Vergiss nicht, wer wir sind! «
    » Ich weiß, wer wir sind, und sie weiß es auch. Deswegen hat sie es ja getan, weil wir Maddoxes sind, und sie ist nur eine Dahergelau… «
    » Miss Miranda « , sagte Pegeen, die vor Zorn rot anlief, » es tut mir leid, aber Sie haben mich am Arm gestoßen, als ich gerade… «
    » Sie ordinäre kleine Inselschlampe! « , schrie Melissa und schüttelte ihren Lockenkopf. Viel faszinierender waren die Hummer, die zu beiden Seiten ihres Kopfes hingen und wie ein Paar von Tante Mames ausladenden Ohrringen hin- und herschwangen. » Sie… «
    » Melissa! « , sagte Margot. » Hör sofort auf! Es gibt keinen Grund, sich auf ihr Niveau zu begeben… «
    » Mädchen! « , rief Tante Mame und erhob sich. » Bitte. Niemand hat Schuld. Es war bloß… «
    » Halten Sie sich da raus! « , schrie Miranda. » Sie kennen die Einheimischen und ihre Tricks nicht. Sie hat es absichtlich gemacht, um uns zu demütigen, und dafür wird sie büßen… «
    » Darf ich Ihnen eben diesen Rest Kartoffelmatsch von der Schulter wischen, Miss Miranda « , presste Pegeen zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und ging mit einer Papierserviette auf sie zu.
    » Nehmen Sie Ihre dreckigen Hände von mir! « , brüllte Miranda. Dann schlug sie Pegeen ins Gesicht.
    » Das würde ich an Ihrer Stelle nicht noch einmal machen, Miss Miranda « , sagte Pegeen ruhig. Sie holte aus und

Weitere Kostenlose Bücher