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Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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ordentlich zu führen, mache sie noch mal wahnsinnig. » Aber « , so schrieb sie, » ich habe das perfekte System entwickelt. Ich versende alle meine verkauften Rollschuhe per Nachnahme. So ist es am bequemsten für mich, und auch für die Kunden ist es bequem, weil sie dann ihr hart verdientes Geld nicht gleich auf den Ladentisch legen müssen. Sie kaufen jetzt und bezahlen später– wirklich äußerst clever. « Dann schrieb sie noch, ihre Füße täten weh und dass sie immer Schwarz tragen müsse, fände sie auch nicht schön, aber die Arbeit mache Spaß, und sie freue sich schon darauf, mich in den Weihnachtsferien wiederzusehen.
    Ich fühlte mich etwas einsam ohne Tante Mame, die den ganzen Tag über weg war, und wenn sie abends nach Hause kam, war sie blass und müde. Aber sie war sehr angetan von dem Warenhaus und ihren vielen Verkäufen per Nachnahme.
    Es gab noch immer viele unbezahlte Rechnungen. An dem Samstag vor Weihnachten hörte ich ein Telefongespräch mit. Tante Mame weinte, und sie sagte: » …aber so viel Geld kann ich natürlich nicht vor Januar aufbringen. Wir würden sonst das Haus verlieren, so einfach ist das. « Später hörte ich, wie Norah ihr sagte, Shaffer bestünde auf einer Begleichung des gesamten Betrags vor dem ersten Januar, andernfalls würden sie klagen. Tante Mame weinte noch ein bisschen mehr und sagte: » Achtzehn Dollar die Woche und dieser kümmerliche monatliche Hungerlohn– ich kann Patrick nicht mal ein Weihnachtsgeschenk kaufen. «
    Das war mir egal. Ich hatte mein ganzes Taschengeld gespart und mein Mikroskop verkauft, um ein Geschenk für Tante Mame zu kaufen. Das Desaster mit den Glöckchen noch im Gedächtnis, hatte ich den größten Armreif mit Strasssteinen erstanden, den man für zwölf Dollar kaufen konnte. Ich dachte mir, mit einem echten Nerz– auch wenn er hinten in Gesäßhöhe schon etwas rissig war– würde auch der Armreif echt aussehen, und Tante Mame wäre wieder glücklich und zufrieden.
    Das dicke Ende kam einen Tag vor Weihnachten. Gerade wickelte ich das Geschenk für Tante Mame ein, als ich die Haustür ins Schloss fallen hörte. Dann hörte ich Tante Mame in ihren hochhackigen Schuhen ins Wohnzimmer stöckeln, aber ich vernahm kein überschwängliches » Juchhee! «.
    Auf Zehenspitzen schlich ich mich ins Wohnzimmer, und da hockte Tante Mame auf einem Sitzkissen, den Nerz noch um die Schultern. Sie hatte das Gesicht in den Händen verborgen und weinte leise.
    » Tante Mame « , sagte ich, » warum bist du heute schon früher nach Hause gekommen? «
    » Ach, Patrick « , heulte sie, » ich bin… ich bin gekündigt. Macy’s hat mich rausgeworfen! «
    Sie saß da im Wohnzimmer, schaukelte vor und zurück und weinte hilflos, während ich mitfühlend neben ihr stand.
    » Patrick, Patrick « , seufzte sie. » Es war nicht meine Schuld. Er… er wollte die Rollschuhe nicht per Nachnahme geschickt bekommen. «
    » Wer? « , fragte ich.
    » Der Mann aus den Südstaaten. « Es schnürte ihr die Kehle zu. » Er erschien mir erst so nett und freundlich, so angenehm, und er sah gut aus. Und er bestellte zwanzig Pa…Paar Rollschuhe. Und dann « , wieder unterbrach sie sich, » und dann wollte ich sie ihm per Nachnahme schicken, aber er wollte das nicht. Er wollte sie gleich bezahlen und mitnehmen. Und… und ich habe ihm gesagt, ich würde mich nur mit Zahlung per Nachnahme auskennen. Und dann sagte er… Ach, Patrick, er war reich, auch noch… ein wunderschöner Kamelhaarmantel und ein Cavanaugh-Hut… und er wohnte im St. Regis, und da hätten sie bestimmt die Ware per Nachnahme annehmen können… Es waren nur einundfünfzig Dollar… «
    » Was ist denn passiert, Tante Mame? Was hat er gemacht? «
    » Ach, Patrick, so ein netter Südstaatler, und er hat ganz viele Rollschuhe gekauft, und er erschien mir so warmherzig und freundlich, und ich sagte ihm, ich würde sie ihm per Nachnahme schicken, und dann sagte er, die Schuhe wären für ein Waisen…ein Waisenhaus, er wollte sie gleich mitnehmen, und dann sagte ich ihm, ich würde mich nur mit Zahlung per Nachnahme auskennen, und Miss Kaufmann war gerade auf der… auf der Toilette und konnte mir nicht helfen mit dem… mit meinem Verkaufsbuch, und dann sagte der Mann, vielleicht würde es mir weiterhelfen, wenn er den Beleg selbst ausschreiben würde, und… « Wieder fing sie an zu weinen. » Dann kam er zu mir hinter die Theke und half mir mit dem Kassenbeleg, und… ach, Patrick, da habe ich erst

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