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Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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ich waren längst draußen und liefen in die Stadt.
    Mr. Pugh sah aus wie ein Strauß und lief auch wie einer. In kürzester Zeit waren wir am Old Coolidge House angelangt, und ich blieb stehen. » Kommen Sie « , rief er und ging zum Eingang.
    » Nein « , sagte ich. » Nicht ums Verrecken. Der gesamte Schulvorstand ist da drin. Klettern Sie lieber mit mir am Seil hoch. Sie dürfen doch eigentlich auch nicht hier sein. «
    » Seien Sie nicht albern. Die werden uns schon nicht entdecken. Es ist wichtig, was wir hier machen. «
    » Mein Schulabschluss auch. Nehmen Sie die Treppe, ich klettere am Seil hoch. «
    Er stieß durch die Eingangstür und war verschwunden. Ich rannte zur Rückseite des Hotels und pfiff. Es war gar nicht nötig, das Seil hing schon von Tante Mames Zimmer herab. Schnaufend fing ich an hochzuklettern. Vermutlich war ich doch erschöpfter, als ich dachte, denn auf halbem Weg musste ich anhalten, um Luft zu holen. Da, ein schrecklicher Schrei, unmittelbar vor mir. Dann ging das Licht an, und ich baumelte direkt vor Mrs. Babcock, angetan lediglich in Nachthemdchen und Lockenwicklern.
    » Aaaah! « , schrie sie. » Hilfe! Dwight! Dwight! Ein Dieb! «
    Ich ließ los und plumpste mit einem Knall ins Gebüsch. Im ganzen Old Coolidge House gingen jetzt Lichter an. Ich hechtete zum Eingang, im selben Moment trat der Empfangschef vor die Tür. Ich machte auf dem Absatz kehrt, lief einmal um das Hotel herum nach hinten, durchquerte, begleitet von Geschirrbruch, die Küche und flitzte die Hintertreppe hinauf. Alle möglichen Stimmen waren jetzt zu hören, am lautesten jedoch die von Mrs. Babcock. Ich lief über den Flur im ersten Stock, da sprang eine Tür vor mir auf, und zwanzig Männer in St.-Boniface-Blazern strömten heraus. » Da ist er! « , rief jemand. Ich erkannte die Stimme, es war Mr. Babcock, aber jede Lust auf ein Gespräch mit ihm war mir vergangen. Stattdessen stürzte ich die letzte Treppe hinauf, hinein in Tante Mames Zimmer.
    » Darling! Mein Junge! Da bist du ja endlich! « , rief Tante Mame und verriegelte die Tür hinter mir.
    » Wie geht’s der guten Agnes? « , keuchte ich.
    » Nicht gut, Darling, aber ich habe endlich den Arzt am Telefon erwischt. Er ist unterwegs. «
    Draußen auf dem Flur herrschte große Aufregung. » Da ist er rein! « , rief eine Stimme. » Brecht die Tür ein! « Heftiges Stemmen und Schlagen. Gebannt beobachtete ich, wie die alte Tür nachgab. Die antiken Beschläge hielten nicht lange stand, und mit einem ohrenbetäubenden Krach fiel die Tür ins Zimmer, gefolgt von zwanzig alten Männern in St.-Boniface-Blazern, dem Empfangschef und Mrs. Babcock. Einmal eingebrochen, waren sie nicht mehr zu bremsen und stießen Tante Mames Bridgetisch und ihre Zimmerbar gleich mit um. Mrs. Babcock, die an dem Türeintreten gar nicht beteiligt gewesen war, stand als Einzige noch auf den Beinen, dennoch brachte sie es fertig, ins Grammofon zu torkeln, das daraufhin den » Empty Bed Blues « anhob.
    » Ach, du meine Güte! « , japste Tante Mame. » Revuetänzer! «
    Ich muss gestehen, die Vorstandsmitglieder, kostümiert in roten und blauen Blazern und weißen Baumwollhosen, hingestreckt auf dem Boden zwischen Spielkarten und Flaschen, sahen tatsächlich ein wenig aus wie eine seit langem verkannte und vernachlässigte Tourneetruppe der Floradora. Ich musste unwillkürlich lachen, aber es war nicht der Zeitpunkt für Witzeleien.
    » Da ist er! « , kreischte Mrs. Babcock. » Das ist der Junge! Diese Krawatte und die dunkle Brille würde ich jederzeit wiedererkennen! «
    » Aber, Mrs. Babcock « , sagte ich, » ich wollte doch nur… «
    » Mein Gott « , sagte eine Stimme, » das ist ja dieser Rüpel Dennis. Der und seine schamlose Tante. « Sich aus dem Gewühl von Armen und Beinen befreiend, näherte sich bedrohlich Mr. Babcock. » Und du willst also diese Hexe seit Weihnachten nicht gesehen haben, was? In Europa, sagst du, soll sie sein, was? Ich will dir sagen, wo ihr beide hingehört… «
    » Dennis! Was hat das zu bedeuten? « Es war Dr. Cheevey, seine schwarzen Augen waren kleiner und fieser als sonst. » Was haben Sie zu dieser Nachtzeit außerhalb der Schule zu suchen? Wo ist Ihr Passierschein? «
    » Ich habe keinen « , flüsterte ich.
    » Wozu braucht der arme Junge einen Passierschein, wenn ich bei ihm bin, sein rechtmäßiger Vormund, der sich um ihn kümmert? « , fragte Tante Mame mit so viel Naivität in der Stimme, wie sie aufzubringen vermochte. » Ist

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