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Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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Infolgedessen sah ich Tante Mame in diesem Jahr sehr viel seltener, und da meine lieben Kameraden so gut wie nie aus ihrem Blickfeld gerieten, schien es klüger, Bubbles vor den anderen nicht zu erwähnen.
    » Darling « , sagte Tante Mame gegen Ende Februar, » man sieht dich ja kaum noch. Wo steckst du bloß immer an den Wochenenden? Ich habe alle deine Kommilitonen gefragt, aber sie wissen es auch nicht. «
    » Ach, man kommt so rum « , sagte ich ausweichend. » Du weißt ja, wie das ist. «
    » Nein « , sagte sie. » Ich weiß nicht, wie das ist. Sonst hätte ich nicht gefragt. Aber raten wird man doch wohl dürfen, oder? Bestimmt hast du eine Freundin. «
    Ich lief rot an.
    » Oh Darling, bring sie doch mal mit nach Hause! Ich würde sie liebend gerne kennen lernen. Wie heißt sie denn? Auf welche Schule geht sie? Hast du ein Foto von ihr? «
    Ich hatte zwar ein Bild von ihr, aber es war keins, das man den lieben Verwandten zeigte. Überhaupt war Bubbles kein Mädchen, das man mit nach Hause nahm.
    Im selben Moment entschied Tante Mame, doch lieber Alex Samba beizubringen, und das Gespräch wurde gnädigerweise unterbrochen.
    Die Rendezvous mit Bubbles hielten mich in meinem dritten Studienjahr ganz schön auf Trab, aber wiederum nicht so, dass mir die weiteren Veränderungen, die mit Tante Mame und meinen Kameraden vor sich gingen, nicht aufgefallen wären. In den Frühjahrsferien brachte ich drei meiner Kommilitonen mit nach Hause, weil ich hoffte, sie würden Tante Mame ablenken, damit ich mich nach Newark und den geilen Reizen von Bubbles davonstehlen konnte. Das gelang ihnen auch, aber umso erstaunter war ich, als die Jungen einfach nur Mame statt Mrs. Burnside zu ihr sagten. Alex, ein paar Jahre älter als ich, sagte sogar Mame Darling zu ihr, und ich hätte schwören können, dass ihr Haar eine andere Farbe hatte als sonst.
    Das war jedoch noch längst nicht alles. Während Biff und Bill jedem jungen Ding in New York hinterherliefen, trieb sich Alex nur im Haus am Washington Square herum. Er und Tante Mame waren so gut wie unzertrennlich. Sie tanzten zusammen, spielten Backgammon, gingen zusammen aus zum Lunch. Ein paar Mal erwischte ich sie dabei, wie sie in der Bibliothek miteinander flüsterten, und sie schauten mich beinahe unwillig an. Abends setzten sie sich regelmäßig ab– nur die beiden, ins Theater, ins Kino oder in einen Luxus-Nightclub– und ließen uns in dem höhlenartigen Haus allein.
    Alex war der Astairehafteste von uns allen. Er war der Größte, der Älteste, der Reichste und der Kultivierteste. Aber er war nicht der Schneidigste, und ich konnte nicht ganz nachvollziehen, warum Tante Mame so viel ihrer wertvollen Zeit gerade ihm widmete. Sie war eine Frau, die viele Menschen um sich brauchte.
    Bubbles jedoch bereitete mir genug Sorgen, dass ich mir nicht auch noch Tante Mames Probleme aufladen musste. Seit jener kalten Nacht im Januar, als ich ihren durchgehend geöffneten Imbiss betreten hatte, um eine Tasse Kaffee zu trinken, hatten wir ein Verhältnis miteinander. Damals war Bubbles voller Herzlichkeit und Zärtlichkeit gewesen, sie liebte mich, und sie liebte mich um meiner selbst willen. Wenn ich ihr kleine Geschenke mitbrachte, ein Fläschchen Parfum, ein schwarzes Nachthemd, ein Paar Strümpfe, eine Krokodilledertasche und passende Schuhe dazu, traten Tränen in ihre Augen. Doch als wir uns näher kennen lernten, wurde sie sich ihrer Macht bewusst, aufdringlich in ihren Forderungen. Um die plustrige Jacke aus Polarfuchsfell, die sie unbedingt haben wollte, bezahlen zu können, musste ich meine Manschettenknöpfe versetzen.
    » Honey, ich brauche dringend so ein Zottelchen! « Als Nächstes behauptete sie, ihr Portemonnaie sei gestohlen worden, und ich musste ihr Geld geben, damit sie ihre Miete zahlen konnte. Um Ostern schließlich war keine Rede mehr von den Schnäppchen in den Lerner Shops, sondern mehr und mehr von den Kreationen einer Hattie Carnegie.
    » Ganz ehrlich, Honey, manchmal denk ich, du schämst dich mit mir vor die vornehmen Kumpels von die College. Ist es nicht so? Du schämst dich, sag schon, ist es nicht so? «
    » Wirklich, lass mich damit in Ruhe. Du weißt genau, dass ich mich nicht für dich schäme, aber diese Fleischbeschauermeute würde dich nur langweilen. Es sind Kinder. «
    » Dann bist du also schon alt. «
    Ich war gerade mal zwanzig, aber mit so einer wie Bubbles an der Seite alterte man schnell. » Ach Baby, vergiss es. Komm, wir gehen rüber

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