Darling
drückte er sie hart in die Kissen.
„Komm erst mal wieder zur Besinnung!“
Es dauerte eine Weile, bis sie ruhiger wurde. Adrian ließ sie los und griff nach seiner Jacke.
„Es ist wohl besser, ich gehe.“
„Wenn du jetzt gehst, ist es endgültig aus!“ Annikas Augen funkelten vor Wut.
Adrian senkte seinen Blick und atmete tief durch. Dann drehte er sich um und verließ wortlos die Wohnung. Als die Tür ins Schloss fiel, versank Annika in herzzerreißendes Schluchzen.
16
Enzo war nur für einen kurzen Moment überrascht.
„Wieso rufst du mich auf der Dienstnummer an? ... Handy verloren? … Was für ’ne Kacke… Klar, klingel’ unten beim Werkschutz, ich sag Bescheid, dass sie dir aufmachen.“
Zehn Minuten später saß Adrian vor einem frisch gebrühten Kaffee im abgedunkelten Rechenzentrum von „connection“. Enzo, der wie immer allein war, freute sich über die willkommene Gesellschaft in seiner ansonsten recht einsamen Nachtschicht.
Wie kleine Feuerstellen flackerten die blauen Monitore der Rechner, auf denen sich riesige Datenströme wie der stetige Pulsschlag eines narkotisierten Patienten am Beatmungsgerät abzeichneten. Enzo redete und redete und redete. Und Adrian schwieg in seine Kaffeetasse.
„Eh Kumpel, dass du dein Handy verloren hast, ist natürlich richtig Scheiße. Aber die Nummern kriegst du doch locker in zwei, drei Tagen wieder zusammen, oder?“
Er knuffte Adrian aufmunternd in die Rippen. „’Ne Runde Counter-Strike zum Ablenken? Oder GTA? Oder Mafia 1930? Ist zwar für Babys, aber Drogen gegen Nutten …“
Enzo stockte, als er Adrians gequälten Blick sah. „Eh, was hat dir denn die Petersilie so heftig verhagelt? Zoff mit Annika?“
Adrian wandte sich ab. Enzo klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
„Mann, die kommt wieder. Mach dir da mal keinen Kopp, die liebt dich!“ Und nach einer kurzen Pause: „Soll ich dir als Trösterchen mal ein, zwei neue Trailer mit heißen Frauen vorspielen?“
Adrian sah Enzo mit verständnislosem Blick an.
„Mann, Mann, Mann! Was ist mit dir los? Du bist ja leichenblass.“
Enzo schaute besorgt auf seinen verstört wirkenden Freund. Da klingelte das Telefon.
„Sorry, Kollege. Arbeit.“ Enzo drehte sich zum PC.
„Connection Support Team, Guten Abend. Mein Name ist Enzo Calderola. Was kann ich für Sie tun?“
Adrian schob den Drehstuhl zu Enzos Laptop am gegenüberliegenden Tisch und tippte seine E-Mail-Adresse bei Freemail ein. Erst mal in Ruhe E-Mails checken. Mindestens fünfzig Spams, alles gratis, Cialis, Viagra, Herzschrittmacher, Poker für lau, eine echte Rolex für 149 Euro, kyrillischer Buchstabensalat, ein paar Pornofotos. Mit einem Klick löschte Adrian den virtuellen Müll. Auf einen Chat in StudiVZ hatte er keine Lust.
„Na Kumpel, wie schaut’s? Besser?“ Enzo linste grinsend über Adrians Schulter in dessen Posteingang für private Mails.
„So was wie Privatsphäre ist dir anscheinend fremd?“, murmelte Adrian.
„Eh, seit wann sind wir ins Mimosenlager gewechselt“, ätzte Enzo zurück.
Adrian schaute gequält auf.
„Sorry Kumpel, heute ist irgendwie nicht mein Tag“, entschuldigte er sich geknickt.
Dann stand er auf, um Enzo den Platz an seinem Laptop frei zu machen. Unbewusst griff Adrian in die Tasche seiner Jeans. Als er die metallenen Ringe des Amuletts spürte, schloss er für einen Moment die Augen.
Adrian zögerte und schaute Enzo lange schweigend an.
„Ähm, was war das für ein Film, den du mir damals unbedingt zeigen wolltest?“
Enzo überlegte kurz und kratzte sich am Kopf. Dann erinnerte er sich.
„Alles klar, Kollege. Wusste ich doch, dass das ganz nach deinem Geschmack war.“
Enzo knuffte Adrian freundschaftlich in die Rippen. Breit grinsend zog er den Laptop zu sich heran und tippte sein Passwort ein.
„Einer unserer Kunden hatte hier vor ein paar Monaten massiv Probleme bei der Installation der Altersverifikation für seinen Server. Dem hab ich bei der Programmierung der Authentifizierung dann geholfen. So ein blödsinniger Adult-Check für Hardcore-Filme. Ist ja in Deutschland Pflicht. Wegen Jugendschutz, damit deutsche Rechtspolitiker ein ruhiges Gewissen haben.“ Enzo grinste. „Was natürlich im Internet megaschwachsinnig ist. Denn dann ziehen die Server eben nach Tschechien, Russland, Brasilien oder die USA um. Dort reicht den Anbietern so was wie das ICRA-Label. Ist so eine Art virtuelle Selbstkontrolle. ‚Klicken Sie hier, dass Sie schon achtzehn
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