Darth Bane 03 - Dynastie des Bösen
jeden wachen Augenblick an ihr nagte. In ihrer Verzweiflung hatte Lucia eine Attentäterin angeheuert, um an ihrer statt Vergeltung zu suchen, in der Hoffnung, dass dies ihre Freundin irgendwie vor der Dunkelheit retten würde, die sie umfing. Stattdessen hatte sie damit unabsichtlich die Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, die letztlich zu Serras Untergang geführt hatten.
Die Jägerin hatte den Jedi Medd Tandar erschlagen. Das hatte den Orden und den König auf den Plan gerufen. Als Lucia Serra gegenüber zugegeben hatte, was sie getan hatte, hätte sie entsetzt sein müssen. Ihr Vater wäre es gewesen. Sie hätte dem König von der Attentäterin berichten sollen, ohne dabei Lucias Namen zu erwähnen, um ihre Freundin zu schützen. Sie hätte all das Leid, das darauf folgte, durch einen einzigen Akt der Aufrichtigkeit abwenden können. Stattdessen entschied sie, den König zu täuschen, das Geheimnis zu wahren und sich an dem schrecklichen Verbrechen zu weiden, das in ihrem Namen begangen worden war.
Diese Lüge hatte zu ihrer Reise nach Coruscant geführt, wo sie vom Schicksal ihres Vaters erfuhr. Rückblickend hegte sie keinen Zweifel daran, dass Caleb lieber sein Leben gegeben hatte, als sich dem Willen der Dunklen Seite zu beugen. Doch anstatt sein Andenken zu ehren und seinem Beispiel zu folgen, ließ sie zu, dass ihr Kummer ihren Sinn für Gerechtigkeit verdrehte und pervertierte. Aber wieder hatte sie erlaubt, dass ihre Taten von Zorn und Hass bestimmt wurden, und schickte Lucia los, um die Jägerin für einen zweiten Auftrag anzuheuern.
Als der dunkle Mann aus ihren Träumen gefangen genommen wurde, bot sich Serra eine weitere Chance, dem Abgrund den Rücken zu kehren. Sie hätte ihn den Behörden übergeben können. Stattdessen beschloss sie, ihn einzusperren und zu foltern.
An diesem Punkt war sie so tief in die Grube der Dunkelheit gesunken, dass selbst Lucia die Verderbnis gespürt hatte, die sich ihrer bemächtigt hatte. Ihre Freundin hatte versucht, sie zu warnen. Sie hatte erkannt, in was sich Serra verwandelte.
Doch jetzt war Lucia ebenfalls tot.
Wut, Rache, Täuschung, Grausamkeit, Hass: Das waren die Wege der Dunklen Seite. Seit Gerrans Tod hatte Serra zugelassen, dass sie ihr Leben beherrschten, um sie weiter und weiter den Pfad hinunterzuziehen. Und erst jetzt, wo sie mitten in der Wüste in der Ecke dieser Hütte kauerte, begriff sie die wahre Bedeutung all dessen.
Die Dunkle Seite zerstört. Sie kann keinen Frieden und keinen Abschluss bringen. Sie bringt bloß Leid und Tod.
Caleb wusste das. Er hatte versucht, es ihr beizubringen. Doch sie hatte ihn enttäuscht, und das hatte sie alles gekostet.
»Es tut mir leid, Vater«, flüsterte sie und griff nach oben, um sich eine Träne aus dem Auge zu wischen. »Jetzt verstehe ich.«
Das, was geschehen war, konnte nicht wieder ungeschehen gemacht werden. Sie würde mit der Bürde ihrer Verbrechen leben müssen. Doch künftig würde sie nicht zulassen, dass sie noch einmal von der Dunklen Seite verführt wurde. Welches Schicksal auch auf sie wartete, welche Konsequenzen oder Strafen ihr auch widerfuhren, sie würde sie mit stoischer Ruhe und stiller Stärke erdulden.
Ich bin immer noch meines Vaters Tochter.
Bane war sich wohl bewusst, wie dicht er im Felsengefängnis davor gewesen war, durch Zannahs Hand zu sterben. Doch er war noch am Leben, ein Beweis seiner fortwährenden Kraft und Macht. Er war als Gefangener dorthin gekommen, doch er war mächtiger wieder herausgekommen, als er hineingegangen war. Andeddus Holocron mochte vielleicht verloren sein, beim Einsturz des Kerkers aller Wahrscheinlichkeit nach auf ewig verschüttet, doch das kostbarste Wissen, das das Holocron barg, hatte er bereits zuvor erlangt: das Geheimnis der Essenzübertragung. Und obwohl seine Schülerin noch am Leben war, hatte er soeben womöglich einen angemessenen Ersatz für sie gefunden.
Er musterte die Iktotchi eingehend, während sie die Steuerkontrollen des Shuttles bediente und kleine Anpassungen vornahm, um sie auf Kurs zu halten, als sie das stille Vakuum des Alls verließen und in die Unruhe von Ambrias Atmosphäre abstiegen.
Sie hatte ihm gesagt, ihr Name sei die Jägerin, und dass sie die letzten fünf Jahre als freischaffende Attentäterin verbracht habe, um ihre Fähigkeit zu vervollkommnen, die Schwachstellen ihrer Zielpersonen aufzudecken und auszunutzen. Dass sie sich darauf meisterhaft verstand, ließ sich nicht bestreiten. Bei ihren kurzen
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