Darth Maul - Der Schattenjäger
springen, bevor der Sith ihn erwischte. Er warf die Abdeckung über die Brücke und sah zu, wie sie aus der Reichweite von I-Fünfs Fotorezeptoren segelte. Es war kein Aufschlaggeräusch zu hören. Hier gab es unzählige Möglichkeiten, zu Tode zu kommen, und keine davon war erfreulich: von einem Ungeheuer gefressen werden; von einem Lichtschwert geköpft werden oder auf den Felsen tief im Inneren des Planeten zu Tode stürzen.
Lorn biss die Zähne zusammen und riss eine weitere Brückenplanke los.
Selbst mit Hilfe der Macht gelang es Darsha kaum, so schnell auszuweichen, wie das Taozin klebrige Seide nach ihr schleuderte. Sie hatte es aufgegeben, die Macht direkt gegen das Ungeheuer einzusetzen; seine seltsame Unverwundbarkeit gegenüber solchen Angriffen war deutlich genug bewiesen.
Trotz der verzweifelten Lage, in der sie sich befand, hatte Darsha allerdings noch nie das Gefühl gehabt, sich so tief in der Macht zu befinden. So im Frieden mit sich selbst, so ruhig. Die logische, rationale Seite ihre Geistes erinnerte sie dauernd daran, dass sie in einer Sackgasse saß, die immer enger wurde, aber aus irgendeinem Grund war ihr das egal. Es war nur noch wichtig, auf die Angriffe des Ungeheuers zu reagieren, wobei sie alle Bewegungen von der Macht führen ließ; sie wurde zu einem Gefäß für die Macht selbst. Ein stetiger Strom von Herausforderung und Gegenwehr, Angriff und Verteidigung. So verrückt das in dieser Situation klang, sie fühlte sich gut. Nein, es war besser als das: Sie fühlte sich großartig.
Meister Bondara hatte schon prophezeit, dass es so sein würde. »Wenn du eins mit der Macht bist«, hatte er einmal gesagt, »bist du so gut wie Nichts. Die Ruhe im Sturm, ein Drehpunkt für den Hebel. Rings um dich her kann das Chaos toben, aber du bist ruhig. Du wirst es eines Tages erfahren, Darsha, und dann wirst du es verstehen.«
Ein entfernter Teil ihres Geistes war traurig, dass sie ihm jetzt nichts mehr davon erzählen, dass sie die Freude dieser Entdeckung nicht mit ihm teilen konnte - aber ein anderer Teil von ihr war irgendwie sicher, dass er es bereits wusste.
Sie bewegte das Lichtschwert weiter, hielt das Taozin in Schach. Die Klinge konnte das Geschöpf nicht wirklich verletzen, aber das Taozin hatte offenbar einen gewissen Respekt vor dem leuchtenden Biss der Waffe. Darsha schwang das Schwert abermals und rasierte dabei ein paar von diesen kleinen Hautwülsten ab. Sie fielen auf die Brückenoberfläche und blieben kleben.
Was immer der Droide vorhatte, er sollte sich beeilen. Darsha konnte den Sith nun spüren, ohne ihn suchen zu müssen.
Darth Maul war überrascht, als die Padawan und Pavan näher kamen. Keiner sah ihn an; stattdessen wichen sie vor einem riesigen, unglaublichen Geschöpf zurück. Sobald es nahe genug war, dass er es klar sehen konnte, erkannte er es. Darth Sidious hatte darauf bestanden, dass er alles las, was über die Jedi zu finden war - selbst die unwesentlichsten Kleinigkeiten -, und sich mit allen Daten beschäftigte, die irgendwie mit ihnen in Verbindung standen, ganz gleich wie obskur. Den Feind zu kennen war Macht, hatte sein Meister ihm gesagt, und die Sith sind der Höhepunkt der Macht. Ein obskurer HoloNetz-Artikel über Tiere, die durch Mutationen und natürliche Auswahl in der Macht unsichtbar geworden waren, hatte ihn auch über das Taozin informiert.
Angeblich waren diese Geschöpfe ausgestorben - aber das behauptete man schließlich auch von den Sith. Sidious' Schüler tastete mit einer starken Ranke der Macht nach der Kreatur - und spürte, dass diese geistige Sonde durch das Wesen hindurchging wie Licht durch Transparistahl.
Faszinierend.
Darth Maul trat einen Schritt zurück. Das Tier hatte ihn bemerkt. Es feuerte einen dünnen Strahl klebriger Seide nach ihm, und er ließ sich von der Macht leiten. Sein Lichtschwert verdampfte den Strahl.
Das Monster hielt inne und spuckte Seide nach dem Sith, der nun nur noch ein paar Meter hinter ihnen war. I-Fünf riss ein letztes Brett von der Brücke, dann sagte er zu Lorn und Darsha: »Der Zeitpunkt ist gekommen. Haltet euch gut an mir fest.«
Der Droide wartete, bis beide Menschen sich an ihn geklammert hatten, dann packte er selbst eines der Stützseile und sprang von der Brücke.
»Schneiden Sie das Steil durch«, sagte er zu Darsha.
Darsha verstand nun, was er vorhatte. Es war ein mutiger Plan, das musste sie ihm lassen. Er und Pavan hatten genug von dem Schrott weggerissen, der die beiden
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