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Darwin - Das Abenteuer Des Lebens

Titel: Darwin - Das Abenteuer Des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Neffe
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Überzeugend formuliert er seine Analogie: Wenn schon der Mensch durch seine planmäßige und unbewusste Zuchtwahl große Erfolge erzielt, was muss erst die natürliche Zuchtwahl erreichen können! Er erklärt das Aussterben der Arten , die Divergenz der Charaktere. Er führt das Konzept der sexuellen Selektion ein. Er fügt, als einzige Abbildung, eine schematische Zeichnung des Lebensbaums ein und erläutert das Prinzip der gemeinsamen Abstammung.
    Schließlich bringt er den Zufall ins Spiel und erklärt zu Beginn des fünften Kapitels: Das Wort »Zufall« ist natürlich keine richtige Bezeichnung, aber sie lässt wenigstens unsere Unkenntnis der Ursachen besonderer Veränderungen durchblicken.
    Ein Großteil des Buches dient dazu, Argument auf Argument zu schichten. In Kapitel 11 kommt er schließlich auf Die geologische Aufeinanderfolge organischer Wesen und das Artensterben zu sprechen. Die Bewohner der Erde haben in jeder der aufeinanderfolgenden Perioden ihre Vorgänger im Kampfe ums Dasein besiegt und stehen daher auf einer höheren Organisationsstufe als jene. In zwei Kapiteln über Geografische Verbreitung kommt er auf Galápagos zu sprechen und stellt ketzerisch fest: Warum sie freilich nach der Schöpfungstheorie dort nicht erschaffen worden sein sollen,
ist allerdings schwer zu erklären. Stück für Stück schlägt er den Anhängern der Schöpfungshypothese ihre Argumente aus der Hand.
    Im zusammenfassenden 15. Kapitel - Da dieses ganze Werk nichts weiter ist als eine lange Kette von Beweisen - schaut er schließlich mit großem Vertrauen in die Zukunft. Kreationisten, die ihre Unwissenheit hinter Ausdrücken wie »Schöpfungsplan« … verbergen , gehen schweren Zeiten entgegen. Glauben sie wirklich, dass in unzähligen Perioden der Geschichte unserer Erde gewisse elementare Atome gleichsam kommandiert worden seien, sich plötzlich zu lebendem Gewebe zusammenzuschließen?
    Nach der größten Untertreibung der Wissenschaftsgeschichte - Licht wird auch fallen auf den Menschen und seine Geschichte - zeigt er den kurzen Weg zwischen Elend und Eden auf. Von den heutigen Arten werden überhaupt nur sehr wenige einer fernen Zukunft Nachkommen überliefern. Den Menschen aber verheißt er eine Zukunft von riesiger Dauer …, in der sie immer mehr nach Vervollkommnung streben .
    Darwin hat eine Art Bibel der Biologie verfasst, das einzige Buch von Gewicht, das ich von Anfang bis Ende meiner Reise nicht nur elektronisch mit mir herumtrage. In der paradiesisch infernalischen Urzeitumgebung von Galápagos liest es sich wie das Plädoyer des letzten Verteidigers der Humanität vor dem Jüngsten Gericht. Wie einer, der zur eigenen Spezies spricht, jetzt und für alle Zukunft. Das Schlussargument vor dem höchsten Weltgericht kann man sich gar nicht oft genug buchstabieren. Kein bedeutender Wissenschaftler hat jemals mit solchen Sätzen für die Wahrheit geworben.
    Wie anziehend ist es, ein mit verschiedenen Pflanzen bedecktes Stückchen Land zu betrachten, mit singenden Vögeln in den Büschen, mit zahlreichen Insekten, die durch die Luft schwirren, mit Würmern, die über den feuchten Erdboden kriechen, und sich dabei zu überlegen, dass alle diese kunstvoll gebauten, so sehr verschiedenen und doch in so verzwickter Weise voneinander abhängigen Geschöpfe durch Gesetze erzeugt worden sind, die noch rings um uns wirken.
    Auf der letzten Seite seines Werkes fasst Darwin diese Gesetze in stenografischer Form zusammen : Wachstum mit Fortpflanzung; Vererbung (die eigentlich schon in der Fortpflanzung enthalten ist); Veränderlichkeit infolge indirekter und direkter Einflüsse der Lebensbedingungen und des Gebrauchs oder Nichtgebrauchs; so rasche Vermehrung, dass sie zum Kampf ums Dasein führt und infolgedessen auch zur natürlichen Zuchtwahl, die ihrerseits
die Divergenz der Charaktere und das Aussterben der minder verbesserten Formen veranlasst.
    Die Idee ist so brillant und einfach, dass sich manch einer nach ihrer Veröffentlichung fragt, warum er nicht selbst darauf gekommen ist. Ein Begriff fehlt indes in der ersten Auflage noch: The survival of the fittest . Den wird Darwin erst nach 1864 von dem Journalisten Herbert Spencer übernehmen, neben Huxley und Hooker einer der wichtigsten Verteidiger und Verbreiter seiner Ideen. Nichts haben die Menschen eher im Kopf, wenn sie an Darwin denken, als die eingängige Tautologie vom Überleben der Tauglichsten.
    Darwin hat sein Werk gegen die Geschichte aller Geschichten

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