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Darwin - Das Abenteuer Des Lebens

Titel: Darwin - Das Abenteuer Des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Neffe
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ein angenagter Aufkleber: »Keep Australia beautiful«. Dahinter dokumentieren Amateurfotos und Kopien alter Zeitungsausschnitte die »Changes in Wallerawang«. Nur zwei Veränderungen erscheinen den Leuten erwähnenswert. Beide haben mit dem Gut zu tun, das Darwin besucht hat: die versunkene Villa und ein Doppelmord, der dort passiert ist.
    Jedes Kind im Ort kennt die Story, die im Herbst 1948 die Titelseiten nicht nur des »Lithgow Mercury« beherrschte. Ein siebzehnjähriger Angestellter hat den Nachfahren von James Parker und dessen Schwester kaltblütig erschossen. Das ganze Land zeigt auf Wallerawang. Die Zeitung tröstet ihre Leser damit, dass der Mörder »keine
Verbindung zu den freundlich eingestellten Leuten« des Distrikts habe. »Mörder und Diebe, das sind unsere Helden«, klagt die Bibliothekarin.
    Unweit des Kraftwerks, wo es nach faulen Eiern riecht, finde ich endlich »Cox’s River«. Hier hat Darwin eine Larve beobachtet, die ihn zu einer bemerkenswerten Notiz bewegt. Früher am Abend lag ich auf einer sonnigen Uferböschung und dachte über den seltsamen Charakter der Tiere dieses Landes nach, verglichen mit dem Rest der Welt. Ein Ungläubiger, in allen Dingen jenseits seiner Vernunft, könnte ausrufen, »da müssen sicher zwei verschiedene Schöpfer am Werk gewesen sein; ihr Objekt war jedoch dasselbe, und gewiss ist in jedem Fall das Erreichte vollständig«.
    Darwin erfindet eine anonyme Kunstfigur. Ein Ungläubiger soll seine Zweifel transportieren und den Schöpfer herausfordern. Da er aber die Tagebücher nach Hause schickt, wo sie von der gläubigen Familie gelesen werden, muss er verklausulieren, statt Klartext schreiben zu können. Auf seinem Ritt hat er Vögel gesehen, die denen daheim gleichen und genauso heißen, aber offenbar andere Arten repräsentieren. Er hat eine Kängururatte gesehen, das Tier ist groß wie ein Kaninchen, aber von der Gestalt eines Kängurus . Und er bekommt etliche der berühmten ORNITHORHYNCHUS PARADOXUS zu sehen, Schnabeltiere - eine Mischung aus Vogel, Reptil und Säugetier. Es legt Eier wie eine Echse, nährt seine Brut und besitzt ein Fell wie ein Säugetier, hat den Körperbau eines Bibers, aber den Schnabel einer Ente. Männchen können überdies wie kein anderes Säugetier über einen Sporn an ihrem Hinterbein Gift ausstoßen.
    Was Darwin nicht wissen kann: Hier hat er einen Organismus vor Augen, der sich im Lebensbaum als »missing link« in der Nähe einer Astgabel ansiedeln lässt. Zwei Hauptstränge der Evolution gehen auseinander. Im Mai 2008 ist die Analyse des ORNITHORHYNCHUS-Genoms veröffentlicht worden. Säuge- und Schnabeltiere haben sich demnach vor 166 Millionen Jahren getrennt. Vor 170 Millionen Jahren hatten wir gemeinsame Vorfahren mit den eigenartigen Mischwesen. Das heißt, Säugetiere haben ursprünglich Eier gelegt, ausgebrütet und ihre Jungen mit Muttermilch gesäugt.
    Doch statt der Divergenz, also der Aufspaltung von Spezies, die er nicht erkennen kann, sieht Darwin einleuchtende Beispiele von Konvergenz, wie er sie schon auf Galápagos beobachtet hat: Unterschiedliche
Entwicklungswege führen zu gleichen Resultaten. Auch Australien ist eine Insel, wenngleich eine sehr große. Während alle anderen Kontinente immer wieder durch Landbrücken verbunden waren, hat dieser nach der Abspaltung vom südlichen Urkontinent Gondwana vor etwa fünfundvierzig Millionen Jahren keinen direkten Kontakt mehr zu anderen Lebensgemeinschaften gehabt. Nach der geografischen Trennung nimmt er seine eigene Entwicklung. Tiere und Pflanzen, die sich später im Rest der Welt gebildet haben, kommen hier nicht vor. Ihre Plätze in der Natur nehmen andere ein - wie auf Galápagos die Finken die Rollen von Specht oder Sperling. So wird auf seine Weise auch der fünfte Kontinent zum einzigartigen Labor der Evolution.
    Hier lässt sich beeindruckend das Phänomen der »Radiation« beobachten, der Entstehung unterschiedlicher Arten durch »Ausstrahlung« von einem Ursprung. Wo Darwin die extreme Einförmigkeit der Vegetation beklagt - die Bäume gehören nahezu sämtlich einer Familie an -, breitet sich vor dem Experten ein faszinierendes Spektrum aus. Woanders teilen sich, jeder mit eigener Spezialisierung, Dutzende oder Hunderte unterschiedlicher Arten von Laub- und Nadelhölzern einen Wald. Dafür gibt es jeweils nur wenige Arten von Eiche, Palme oder Teak. In Australien hat sich vor allem eine Linie durchgesetzt, die mit der unerbittlichen Sonne und Dürre

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