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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Ian Stewart , Jack Cohen , Erik Simon
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haben, dass sie, da die Null gleich nichts ist, praktisch ohne ernste Folgen beliebig viele Nullen an eine Zahl anhängen können«, ein Satz, den Mustrum Ridcully selbst geäußert haben könnte. Als Beispiel berichten sie, dass in den späten Vierzigerjahren eine angesehene wissenschaftliche Publikation verkündete, die Anzahl der Schneekristalle, die zum Auslösen einer Eiszeit notwendig ist, sei eine Milliarde hoch eine Milliarde. »Das«, schreiben sie, »ist sehr erstaunlich und auch sehr albern.« Eine Milliarde zur milliardsten Potenz ist eine 1, gefolgt von neun Milliarden Nullen. Eine sinnvolle Zahl liegt etwa bei einer 1 mit 30 Nullen, was unvorstellbar weniger ist, wenngleich immer noch größer als Bill Gates’ Bankkonto.
    Was immer die Unendlichkeit sein mag, es ist keine herkömmliche ›Abzähl‹-Zahl. Wenn die größtmögliche Zahl, sagen wir, hmpfundhmpfzig Fantastillionen wären, dann wären hmpfundhmpfzig Fantastillionen und eins noch größer. Und selbst wenn es komplizierter wäre, sodass, sagen wir, die größtmögliche Zahl hmpfundhmpfzig Fantastillionen zwei Millionen neunhundertvierundsechzigtausendsiebenhundertachtundfünfzig wäre – was wäre dann mit hmpfundhmpfzig Fantastillionen zwei Millionen neunhundertvierundsechzigtausendsiebenhundert neun undfünfzig?
    Zu jeder gegebenen Zahl kann man immer eins addieren, und dann erhält man eine Zahl, die geringfügig, aber erkennbar größer ist.
    Der Zählvorgang hört erst auf, wenn man außer Atem ist; er hört nicht auf, weil einem die Zahlen ausgegangen sind. Obwohl einem fast Unsterblichen vielleicht irgendwann das Universum ausgehen könnte, in dem er die Zahlen niederschreibt, oder die Zeit, in der er sie ausspricht.
    Kurzum: Es existieren unendlich viele Zahlen.
    Das Wunderbare an dieser Aussage ist, dass daraus nicht folgt, es gebe eine Zahl namens ›unendlich‹, die größer wäre als alle anderen. Ganz im Gegenteil: Der ganze Witz ist, dass es keine Zahl gibt, die größer wäre als alle anderen. Obwohl der Zählvorgang also im Prinzip ewig weitergehen kann, ist die Zahl, die man bei jedem einzelnen Schritt erreicht, immer endlich. ›Endlich‹ heißt, dass man bis zu dieser Zahl zählen und dann aufhören kann.
    Wie die Philosophen sagen würden: Zählen ist eine Instanz von potenzieller Unendlichkeit. Es ist ein Prozess, der ewig weitergehen kann (oder zumindest scheint es unseren naiven mustererkennenden Gehirnen so), aber nie bei ›ewig‹ ankommt .
    Die Entwicklung neuer mathematischer Ideen neigt dazu, einem bestimmten Muster zu folgen. Wenn Mathematiker ein Haus bauen würden, dann begännen sie mit den Mauern des Erdgeschosses, die ohne Stütze einen halben Meter oder so über der Nässe-Sperrschicht schweben würden … oder über der Stelle, wo die Nässesperre sein müsste. Es gäbe weder Türen noch Fenster, nur Löcher von der richtigen Form. Bis sie zum ersten Stock vorgedrungen wären, hätte sich die Qualität des Mauerwerks drastisch erhöht, die Innenwände wären verputzt, alle Türen und Fenster wären an Ort und Stelle, und der Fußboden wäre so stabil, dass man darauf gehen könnte. Der zweite Stock wäre geräumig, sorgfältigst gearbeitet, mit Teppichen auf dem Fußboden und Bildern an den Wänden, riesigen Mengen Möbeln von beeindruckendem, aber nicht zueinander passendem Design, sechs verschiedenen Sorten Tapete in jedem Zimmer … Der Dachboden dagegen wäre sparsam, aber elegant – minimalistischer Entwurf, nichts Überflüssiges, nichts ohne einen Zweck. Dann und erst dann würden sie sich wieder dem Erdgeschoss zuwenden, die Baugrube ausheben, Betonfundamente legen, die Nässesperre anbringen und die Wände nach unten verlängern, bis sie auf die Fundamente träfen.
    Und am Ende von alledem hätte man ein stabiles Haus. Zwischendurch hätte es einen Großteil seiner Existenz über ausgesprochen unwahrscheinlich ausgesehen. Aber die Bauleute in ihrer Begeisterung, die Wände gen Himmel zu ziehen und die Zimmer auszugestalten, wären zu beschäftigt gewesen, um dies zu merken, bis die Bauaufsicht sie mit der Nase auf die strukturellen Fehler gestoßen hätten.
    Wenn neue mathematische Ideen zum ersten Mal aufkommen, versteht niemand sie besonders gut, was nur natürlich ist, weil sie ja neu sind. Und niemand gibt sich besonders viel Mühe, alle logischen Feinheiten zu verfolgen und den Sinn der Ideen zu finden, bevor man sich nicht überzeugt hat, dass sich die ganze Sache überhaupt lohnt. Die

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