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Darwinia

Darwinia

Titel: Darwinia Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Was willst du von mir?«
    »Hast du es vergessen?«
    »Du willst, dass ich in deinen Krieg ziehe. Dass ich Soldat spiele.«
    »So merkwürdig das vielleicht klingt, es gibt Dinge in der Ontosphäre, die du bewerkstelligen kannst und ich nicht. Ich brauche deine Hilfe.«
    »Meine Hilfe!« Er starrte auf das glanzlose Bild des Archivs. »Ich bin kein Gott! Selbst wenn ich tue, was du willst, was würde das ändern?«
    »Nichts, aber du bist nicht der einzige. Es gibt Millionen andere auf Millionen anderen Planeten, und es werden Millionen dazukommen.«
    »Da kommt es doch auf mich nicht an.«
    »Es kommt genauso gut auf dich an, Guilford, wie auf all die anderen. Es kommt auf dich an, weil es auf jedes Leben ankommt.«
    »Dann schaff mich nach Hause, damit ich mich um Abby und Nick kümmern kann.«
    Es fehlte ihnen doch nichts, oder? Er schlug sich mit vagen, Besorgnis erregenden Ahnungen herum. Sein Gedächtnis lag in Scherben…
    »Das geht nicht«, sagte der Wachsoldat. »Ich bin nicht allmächtig. Du irrst dich, wenn du das glaubst.«
    »Was für eine Art Gott bist du dann?«
    »Gar kein Gott. Ich hatte sterbliche Eltern, Guilford, genau wie du.«
    »Vor einer Million Jahren.«
    »Nein, das ist länger her. Aber so, wie du meinst, kann ich die Ontosphäre trotzdem nicht manipulieren. Ich kann nicht deine Vergangenheit überschreiben… und deine Zukunft kannst nur du beeinflussen.« Der Wachsoldat stand vom Boden auf. In seiner Haltung lag eine Würde, die Guilford fremd war. Einen Moment lang schien Guilford durch ihn hindurchsehen zu können – nein, nicht durch ihn hindurch, in ihn hinein – auf etwas, das unter seiner unscheinbaren Oberfläche gleißte, etwas, das so heiß und gewaltig war wie die Sonne.
    Das ist kein menschliches Wesen, dachte Guilford. Mag sein, dass es vor undenklichen Zeiten eines gewesen ist, vielleicht ist es sogar einmal Guilford Law gewesen. Doch jetzt ist es etwas anderes. Ein Wesen, das zwischen den Sternen wandelt, wie unsereins durchs hohe Gras.
    »Bedenke, was auf dem Spiel steht. Wenn diese Schlacht verloren ist, wird deine Tochter versklavt und deine Enkel werden zu Brutkästen für etwas völlig Seelenloses. Sie werden buchstäblich aufgefressen, Guilford. Das ist ein Tod, von dem es kein Erwachen gibt.«
    Nick, dachte Guilford. Etwas war mit Nick. Nick hatte sich hinter dem großen Sofa im Wohnzimmer verschanzt…
    »Und wenn alle Schlachten verloren sind«, sagte der Wachsoldat, »dann wird die ganze Vergangenheit, die ganze Zukunft, alles, was dir lieb und teuer war oder hätte werden können, von diesen Heuschrecken vertilgt.«
    »Verrat mir eins«, sagte Guilford. »Warum bitte hängt das alles ausgerechnet von mir ab? Ich bin nichts Besonderes – du weißt das, wenn du wirklich bist, wer du sein willst. Such dir doch jemand anderen. Jemand Gescheiteren. Jemanden, der sich nichts draus macht, wenn er zusehen muss, wie seine Kinder alt werden und sterben. Jesus! Ich will doch nichts weiter als leben, so wie Menschen nun mal leben. Mich verlieben, Kinder zeugen, eine Familie haben, die mich anständig unter die Erde bringt…«
    »Du stehst mit jedem Fuß in einer anderen Welt. Ein Teil von dir ist nichts anderes als ein Teil von mir, dem Guilford Law, der in Frankreich umgekommen ist. Und ein anderer Teil von dir ist neu: Das ist der Guilford Law, der das Wunder erlebt hat. Nur deshalb ist dieses Gespräch überhaupt möglich.«
    Guilford senkte den Kopf. »Was sind denn neunzehn oder zwanzig gemeinsame Jahre von Abermillionen? Das fällt doch gar nicht ins Gewicht.«
    »Ich bin ungemein viel älter als du. Aber ich habe nicht vergessen, wie es war, mit dem Gewehr in einem Schlammloch zu liegen. Um mein Leben zu bangen und nach dem Sinn des Ganzen zu fragen, die Kugel zu spüren, den Schmerz, den Tod. Ich verlange nur ungerne von dir, in einen noch scheußlicheren Krieg zu ziehen. Aber die Wahl ist auf uns gefallen.« Er neigte den Kopf. »Ich habe den Feind nicht erfunden.«
    Nick hinter dem Sofa. Abby über ihm, ihn beschützend. Rosshaar- und Baumwollflusen und der Geruch von Schießpulver und… und…
    Blut.
    »Außer Schmerz habe ich dir nichts zu bieten«, sagte der Wachsoldat unerbittlich. »Es tut mir Leid. Wenn du zurückgehst, nimmst du mich mit. Meine Erinnerungen. Bouresches, die Gräben, die Angst.«
    »Ich habe einen Wunsch«, sagte Guilford. Der Gram begann zu lodern. »Wenn ich tue, was du willst…«
    »Ich habe nichts zu bieten.«
    »Möchte ich

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