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Das 1. Buch Des Blutes - 1

Das 1. Buch Des Blutes - 1

Titel: Das 1. Buch Des Blutes - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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wieder in Führung. Ohne sich wirklich bewußt zu sein, was er tat,
    •chnappte Joel beim Laufen mit der ausgestreckten Hand nach Voight und packte ihn am Turnhemd. Ein böses Foul, offenkundig für jeden in der Menge. Aber hol’s der Teufel.
    Heftig, ruckartig, riß er an Voight, und beide Männer strauchelten.
    Die Menge teilte sich, als sie von der Strecke abkamen und schwer stürzten, Voight auf Joel zu liegen kam.
    Joels Arm war vorgeschnellt, um einen zu schweren Sturz zu verhüten, wurde aber unter dem Gewicht der beiden Körper niederge-
    »taucht. Schlimm erwischt, brach der Unterarmknochen. Joel hörte ihn krachen, die Spasmus-Welle traf ihn einen Herzschlag später; dann schleuderte ihm der Schmerz einen Schrei aus dem Mund.
    Auf den Stufen kreischte Burgess wie ein Besessener. Nicht zu verachten, die Show. Kameras klickten, Kommentatoren kommentierten.
    »Steh auf! Steh auf!« gellte der Mann.
    Aber Joel hatte Voight mit dem noch heilen Arm gepackt, und nichts konnte ihn dazu bringen loszulassen. Die beiden wälzten sich im Schotter, und jede Drehung quetschte Joels Arm und sandte Brech-reizschübe durch sein Gedärm.
    Der Familiaris in der Rolle Voights war erschöpft. Noch nie hatte er rieh so müde, so abgeschlafft gefühlt; in keiner Weise war er auf den Streß des Rennens vorbereitet, das sein Meister ihm zu laufen abverlangt hatte. Seine Stimmung war gereizt, seine Geduld gefährlich nah am Platzen. Joel konnte seinen Atem auf seinem Gesicht riechen, und der roch nach Ziege.
    »Zeig dich«, sagte er.
    Die Augen des Wesens hatten die Pupillen verloren; sie waren jetzt durchgehend weiß. Joel löste räuspernd einen Schleimklumpen aus »einem Rachen und spie ihn, aus speichelvollem Mund, dem Dienstgeist ins Gesicht.
    Der verlor die Beherrschung.
    Das Gesicht löste sich auf. Was dem Schein nach Fleisch gewesen war,
    wuchs rasch zu einem neuen Abbild, einer verschlingenden Falle ohne Augen oder Nase, Ohren oder Haare.
    Ringsum wich die Menge zurück. Menschen kreischten auf. Menschen fielen in Ohnmacht. Joel sah nichts davon, hörte jedoch die Schreie mit Genugtuung. Diese Verwandlung war nicht nur in seinem Interesse. Das war eine öffentliche Entlarvung. Sie sahen sie alle, die Wahrheit, die ekelhafte, sich auftuende Wahrheit.
    Der Mund war riesig und mit Zähnen besetzt wie der Freßschlund irgendeines Tiefseefischs, lächerlich groß. Joel drückte ihm den unverletzten Arm unter den Unterkiefer, brachte es gerade noch zustande, das Satansmaul von sich wegzuhalten, während er zugleich um Hilfe schrie.
    Niemand trat vor.
    Die Menge stand in geziemender Entfernung, kreischte noch immer, starrte noch immer, und machte keine Anstalten, sich einzumischen.
    Ringkampf mit dem Teufel war absolut kein Sport mit Publikumsbeteiligung. Hatte nichts mit ihnen zu tun.
    Joel spürte, wie ihn der letzte Rest seiner Kraft verließ. Sein Arm konnte das Maul nicht mehr fernhalten. Verzweifelt spürte er die Zähne an Stirn und Kinn, spürte, wie sie ihm Fleisch und Knochen durchbohrten, spürte zuletzt, wie die weiße Nacht in ihn eindrang, als ihm das Maul das Gesicht wegbiß.
    Der Familiaris erhob sich von dem Körper, fransige Stränge von Joels Kopf hingen ihm zwischen den Zähnen heraus. Wie eine Maske hatte er die Gesichtszüge abgenommen, einen rohen Matsch aus Blut und zuckenden Muskeln übriggelassen. Im Kraterloch von Joels Mund ruckte und flappte blutspritzend die Zungenwurzel hin und her, jenseits allen sagbaren Jammers.
    Burgess scherte sich nicht darum, wie er vor der Welt dastand. Nur das Rennen zählte: Ein Sieg war ein Sieg, egal wie er gewonnen wurde.
    Und schließlich hatte Jones bös gefoult.
    »Hierher!« peitschte er gellend den Dienstgeist an. »Bei Fuß!«
    Der kehrte ihm das blutverhangene Gesicht zu.
    »Komm her«, befahl ihm Burgess. Sie waren nur noch wenige Meter auseinander: noch wenige Schritte bis zur Ziellinie, und das Rennen war gewonnen. »Lauf zu mir!« fistelte, quiekte Burgess. »Lauf! Los!
    Lauf!«
    Der Dienstgeist war todmüde, aber er erkannte die Stimme seines Herrn. Blindlings folgte er Burgess’ Kommandolaut und trottete auf die Linie zu.
    Vier Schritte. Drei…
    Und Kinderman preschte an ihm vorbei ins Ziel. Der kurzsichtige Kinderman entschied, mit einer Schrittlänge vor Voight, das Rennen für sich, ohne zu wissen, welchen Sieg er da errungen hatte, ja selbst ohne die Gräßlichkeiten zu sehen, die ihm zu Füßen ausgebreitet waren.
    Kein Jubel kam auf, als er die

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