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Das 1. Buch Des Blutes - 1

Das 1. Buch Des Blutes - 1

Titel: Das 1. Buch Des Blutes - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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hatte seine rückhaltlose und unablässige Anbetung des Pfuhls bewiesen; jetzt war es an der Zeit, den Lohn zu ernten.
    Unterm Fahren dachte er an die vielen Opfer, die er seinem ehrgeizigen Ziel gebracht hatte. Zuerst Bagatellen: Kätzchen, junge Hähne.
    Später mußte er herausfinden, wie lächerlich derartige Gesten ihrer Meinung nach waren. Aber zu Anfang war er unschuldig gewesen; er wußte nicht, was er geben oder wie er es geben sollte. Sie machten ihre Anforderungen allmählich klar, im Lauf der Jahre, und er lernte, mit der Zeit, den Verkauf seiner Seele zu betreiben, wie es sidi gehörte. Seine Selbstabtötungen waren gewissenhaft geplant und makellos inszeniert, wiewohl er aus ihnen ohne Brustwarzen oder Hoffnung auf Nachkommenschaft hervorging. Trotzdem war es die Qual wert: sukzessive fiel die Macht ihm zu. Als erstes ein dreifacher Abschluß in Oxford, eine Gattin, ausgestattet über jeden priapisehen Traum hinaus, ein Sitz im Unterhaus, und bald, nur zu bald, das Land selbst.
    Die verätzten Stummel seiner Daumen schmerzten, wie so oft, wenn er nervös war. Gedankenverloren lutschte er an einem.
    »- Also, wir sind jetzt in der Schlußphase des Rennens, eines wählen Höllenrennens, von Anfang an, oder, Jim?«
    »Aber ja, es war wirklich die absolute Überraschung, nicht? Voight ist der eindeutige Außenseiter im Feld; und hier rast er der Konkur*
    renz davon, ohne sich groß anzustrengen. Freilich, Jones hat sich in einer ausgesprochen selbstlosen Geste bei Frank McCloud vergewis-sert, daß er nach seinem schweren Sturz tatsächlich noch okay war, und das hat ihn zurückgeworfen.«
    »Und genau das hat ihn den Sieg gekostet, nicht?«
    »Höchstwahrscheinlich. Ja, wahrscheinlich hat ihn das den Sieg gekostet.«
    »Aber schließlich ist es ein Wohltätigkeits-Rennen.«
    »Unbedingt, ja. Und in einer solchen Situation kommt’s nicht auf Gewinnen oder Verlieren an -«
    »Letztlich zählt da nur die sportliche Gesinnung.«
    »Ja, genau.«
    »Genau.«
    »Und da biegen sie schon beide aus der Whitehall, halten bereits direkt aufs Parlament zu. Und die Zuschauermassen feuern ihren Liebling an, aber soviel ich sehe, ist die Lage für ihn aussichtslos -«
    »Aber wohlgemerkt, in Schweden hat er was ganz Besonderes aus dem Ärmel gezaubert.«
    »0 ja, das hat er.«
    »Vielleicht macht er’s hier wieder. «
    Joel rannte, und die Lücke zwischen ihm und Voight begann sich zu schließen. Er konzentrierte sich auf den Rücken des Mannes: Seine Augen bohrten sich in sein Hemd, erfaßten seinen Rhythmus, suchten nach Schwächen.
    Der Verfolgte wurde langsamer. Er war nicht mehr so schnell wie noch vor kurzem. Eine Ungleichmäßigkeit hatte sich in seinen Lauf-takt eingeschlichen, ein sicheres Zeichen der Ermüdung.
    Er konnte ihn schlagen. Mit genügend Courage konnte er ihn schlagen…
    Und Kinderman. Den hatte er ganz vergessen. Ohne nachzudenken, linste Joel über seine Schulter und schaute hinter sich.
    Kinderman lag weit zurück, hielt noch immer seinen gleichmäßigen Schritt. Unverändertes Marathonläufer-Tempo. Aber noch irgend etwas anderes war hinter Joel: ein zweiter Läufer, ihm hautnah auf den Fersen, gespenstisch, riesenhaft.
    Er wandte die Augen weg und starrte nach vorn, verfluchte seine Dummheit.
    Mit jedem Schritt rückte er näher an Voight heran. Dem Mann ging tatsächlich die Puste aus, ganz offensichtlich. Joel wußte, daß er ihn mit Sicherheit schlagen konnte, wenn er es voll darauf anlegte. Nidit an den Verfolger denken, wer oder was es auch war, an überhaupt nichts denken, außer ans Überholen von Voight.
    Aber der Anblick unmittelbar hinter ihm ging ihm nicht aus dem Kopf.
    »Schau dich nicht um«: McClouds Worte. Zu spät, er hatte es schon getan. In dem Fall war es besser zu wissen, wer dieses Phantom war, Sein zweiter Blick zurück.
    Zuerst sah er nichts, nur Kinderman, im alten Trab. Und dann tauchte der Geisterläufer erneut auf, und jetzt wußte er, was McCloud und Loyer zu Fall gebracht hatte.
    Es war kein Läufer, kein lebender, kein toter. Es war nicht einmal menschlich. Ein qualmender Körper, und gähnende Finsternis ab Kopf, die Hölle selbst war es, die gegen ihn andrängte.
    »Schau dich nicht u m.«
    Ihr Mund, wenn es einer war, stand offen. Atem umwirbelte Joel, so kalt, daß ihm fast die Luft wegblieb. Deswegen hatte Loyer Gebet«
    gemurmelt beim Laufen. Sehr viel hatte ihm das geholfen; der Tod war trotzdem gekommen.
    Joel schaute weg, machte sich nichts daraus, die

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