Das 1. Buch Des Blutes - 1
Fahrzeug anhielt, um ihn mitzunehmen.
Sheriff Josh Packard starrte ungläubig die Klauenabdrücke auf dem Boden zu seinen Füßen an. In sich langsam verfestigendem Fett zeichneten sie sich ab, dem flüssigen Fleisch des Monsters, das Minuten zuvor durch die Hauptstraße (die einzige Straße) von Welcome gerannt war. Es war dann zusammengebrochen und hatte als sich krümmender Ball drei Lastwagenlängen von der Bank entfernt sterbend seinen letzten Atemzug getan. Der Alltagstrott von Welcome, das Handeln, das Debattieren, das unvermeidliche Wie-geht’s-wie-steht’s, war zum Stillstand gekommen. Ein oder zwei vom Ekel überwältigte Personen hatte man freundlicherweise in die Vorhalle des Hotels aufgenommen, während der Geruch von geschmortem Fleisch die gute Wüstenluft des Städtchens verpestete.
Der Gestank lag zwischen zerkochtem Fisch und Exhumierung, und er beleidigte Packard. Das war seine Stadt, von ihm überwacht, von ihm beschützt. Das störende Eindringen dieses Feuerballs gab keinerlei Anlaß zur Milde.
Fackard nahm seinen Revolver heraus und begann, auf den Leichnam zuzugehen. Die Flammen waren jetzt fast erloschen, hatten ja den besten Teil ihres Mahls schon verzehrt. Selbst so vom Feuer zerstört, war es noch ein respektabler Brocken. Was möglicherweise einmal seine Glieder gewesen waren, schlang sich jetzt um das, was möglicherweise sein Kopf gewesen war. Alles übrige konnte man nicht mehr erkennen - eine kleine Gnade, über die Packard im Grunde genommen froh war. Doch selbst in dem leichenhaushaften Durcheinander zerschmolzenen Fleisches und geschwärzter Knochen waren noch genügend unmenschliche Formen auszumachen, um seinen Puls schneller schlagen zu lassen.
Dies war ein Monster, ohne jeden Zweifel.
Ein Geschöpf der Erde, aus der Erde, jawohl. Heraufgekommen aus der Unterwelt und unterwegs zur großen Arena, einer Festnacht voller Riten. Etwa einmal in jeder Generation, so hatte ihm sein Vater erzählt, spie die Wüste ihre Dämonen aus und ließ sie eine Zeitlang frei herumlaufen. Als Kind mit Grips im Kopf hatte Packard den Scheiß, den sein Vater da redete, nie geglaubt, aber war das hier nicht genau so ein Dämon?
Egal welches Mißgeschick diese brennende Ungeheuerlichkeit zum Sterben in seine Stadt expediert hatte, jedenfalls war Packard hocherfreut über den Nachweis ihrer Verwundbarkeit. Von dieser Möglichkeit hatte sein Vater nie etwas erwähnt.
Halb lächelnd bei der Vorstellung, solcher Schändlichkeit Herr werden zu können, trat Packard an den rauchenden Leichnam heran und versetzte ihm einen Fußtritt. Die Menge, die sich noch immer in der Sicherheit der Hauseingänge aufhielt, gurrte Ahs und Ohs angesichts seiner Kühnheit. Das halbe Lächeln verbreitete sich über sein ganze»
Gesicht. Allein dieser Fußtritt brächte ihm eine Nacht voll spendierter Drinks ein, vielleicht sogar eine Frau.
Das Ding lag mit dem Bauch nach oben. Mit dem leidenschaftslosen Blick eines professionellen Dämonentreters studierte Packard das um den Kopf geschlungene Gliedergewirr. Absolut tot, eindeutig. Er steckte seinen Revolver weg und beugte sich leicht über den Kadaver.
»Hol’ schon die Kamera, Jedediah«, sagte er und imponierte damit sogar sich selbst.
Sein Deputy zischte ab zum Office.
»Wir brauchen unbedingt ‘n Foto von der Schönheit hier«, sagte er.
Packard ging in die Hocke und streckte die Hand aus zu den geschwärzten Gliedern des Wesens. Seine Handschuhe wären ruiniert, aber die Unannehmlichkeit lohnte sich; diese Geste wäre seinem öffentlichen Image durchaus förderlich. Er konnte die bewundernden Blicke fast spüren, als er das Fleisch anfaßte, und fing an, ein Glied vom Kopf des Monsters loszuschütteln.
Das Feuer hatte die Teile miteinander verschweißt, und er mußte das Glied regelrecht freistemmen. Aber dann löste es sich, mit einem gallertartigen Schmatzlaut, und enthüllte das hitzeverdorrte Auge auf dem Gesicht darunter.
Mit einem Ausdruck des Abscheus ließ er das Glied an seinen ursprünglichen Platz zurückfallen.
Ein Herzschlag.
Da schnellte der Arm des Dämons hoch - unvermittelt, zu unvermittelt für Packard, um sich zu bewegen, und in einem vor Entsetzen erhabenen Augenblick sah der Sheriff, wie sich das Maul in der Handfläche des Vorderfußes um seine eigene Hand herum öffnete und wieder schloß.
Wimmernd versuchte er, von dem Maul wegzukommen, verlor dabei das Gleichgewicht und setzte sich voll ins Fett. Währenddessen wurde ihm der
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