Das 1. Buch Des Blutes - 1
zahnbesetzten Innenflächen, den Kopf, der nur ein einziges dreifarbiges Auge aufwies, das Muskelgewebe von Schultern und Brust, sogar seine vor Wut oder (Gott steh’
mir bei) Lust erigierten Genitalien, die ihm, doppelgliedrig, gegen den Bauch schlugen.
Davidson kreischte einen Schrei, der fast dem Lärm des Monsters gleichkam, und floh den Weg zurück, den er gekommen war.
Das Auto war zwei, drei Kilometer weit weg, und er wußte, daß es, sollte er es erreichen, bevor das Monster ihn überwältigte, keinen Schutz bieten würde. In diesem Augenblick wurde ihm klar, wie nah der Tod war, wie nah er schon die ganze Zeit gewesen war, und er wünschte sich, er könnte wenigstens einen Moment lang begreifen, was es mit diesem idiotischen Horror auf sich hatte.
Es war schon dicht hinter ihm, als ihm die scheißebeschmierten Beine wegsackten und er hinfiel und sich kriechend Richtung Wagen weiterschleppte. Als er das dumpfe Gestampf der Schritte hinter sich hörte, rollte er sich instiktiv zu einem wimmernden Fleischball zusammen und erwartete den Gnadenstoß.
Erwartete zwei Herzschläge lang.
Drei. Vier. Er kam noch immer nicht.
Die pfeif ende Stimme hatte sich zu unerträglicher Tonhöhe gesteigert und flaute jetzt etwas ab. Die zähneknirschenden Handflächen landeten nicht auf seinem Körper. Vorsichtig, in jedem Moment darauf gefaßt, daß ihm der Kopf vom Hals abgebissen würde, spähte er durch die Finger.
Das Geschöpf hatte ihn überholt.
Es war, möglicherweise voller Verachtung für seine Schwächlichkeit, weitergerannt, an ihm vorbei, Richtung Highway.
Davidson roch seine Exkremente und seine Angst. Er kam sich auf sonderbare Weise ignoriert vor. Die Parade hinter ihm hatte sich weiterbewegt. Nur ein oder zwei neugierige Monster blickten noch über die Schulter in seine Richtung, während sie in den Staub abrückten.
Das Pfeifen änderte jetzt seine Tonlage. Vorsichtig erhob er den Kopf vom Boden. Bis auf ein schrilles Gewinsel hinten in seinem schmerzenden Kopf war der Lärm fast außerhalb seines Hörbereichs.
Er stand auf.
Das Geschöpf war aufs Dach seines Wagens gesprungen. Sein Kopf war in einer Art Ekstase zurückgeworfen, seine Erektion offenkundiger als je. Das Auge in seinem riesigen Kopf funkelte. Mit einem letzten abrupten Anheben der Stimme, das das Pfeifen dem menschlichen Gehörsinn entzog, beugte es sich über den Wagen, zertrümmerte dabei die Windschutzscheibe und krallte seine maulbestückten Hände um das Autodach. Dann ging es dazu über, den Stahl nach hinten wegzureißen, als handelte es sich um Papier, wobei sein Körper vor Ausgelassenheit zuckte, sein Kopf ruckartig herumschnellte. Sobald es das Dach ganz losgerissen hatte, sprang es auf den Highway und warf das Metall in die Luft. Oben am Himmel machte es kehrt und krachte auf den Wüstenboden herunter. Davidson fragte sich kurz, was er eventuell auf dem Versicherungsformular angeben könnte.
Jetzt riß die Kreatur das Fahrzeug auseinander. Die Türen wurden stückweise verstreut. Der Motor herausgetrennt. Die Räder aufgeschlitzt und von den Achsen gezerrt.
Davidson wehte der unverkennbare Gestank von Benzin um die Nase: Kaum hatte er den Geruch registriert, als auch schon ein Metallfetzen auf einen anderen prallte und Geschöpf plus Wagen von einer wogenden Feuersäule ummantelt waren, die sich beim Zusammenballen über dem Highway zu Qualm einschwärzte.
Das Wesen schrie nicht auf. Oder falls doch, so lagen seine Höllenqualen außerhalb des Hörbereichs. Mit in Flammen stehendem Fleisch wankte es heraus aus dem Inferno, jeder Zentimeter seines Körpers in Brand gesetzt; wild fuchtelten seine Arme herum, im vergeblichen Bemühen, das Feuer auszulöschen, und es begann, den Highway hinunter davonzulaufen, floh vor der Quelle seiner Höllenqual auf die Berge zu. Flammen schössen auf von seinem Rücken, und die Luft durchzog der Geruch seines brutzelnden Fleisches.
Trotzdem fiel es nicht hin, obwohl das Feuer es unterdessen verschlungen haben mußte. Das Laufen nahm und nahm kein Ende, bis die Hitze den Highway in die blaue Farbe hinein auflöste und es verschwunden war.
Davidson sank auf die Knie. Die Scheiße an seinen Beinen war in der Hitze schon getrocknet. Der Wagen brannte weiter. Die Musik war völlig verschwunden, die Prozession gleichfalls.
Die Sonne letztlich trieb ihn dann vom Sand zu seinem ausgeweideten Wagen zurück.
Seine Augen waren ausdruckslos, als das nächste den Highway entlangkommende
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