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Das 2. Gesicht

Das 2. Gesicht

Titel: Das 2. Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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seinen gemeinen Schlund stoßen würde. Er hatte meinen Gedanken wohl erraten, denn er drückte mir die Pistole in den Rücken.
    „Keine Dummheiten, Julia, Schatz, denk dran, du musst doch noch meine Kamera bedienen“, sagte er.
    „Wozu sind diese ganzen Sachen da?“, fragte ich und deutete auf die Werkzeuge.
    „Ach, das weißt du doch ganz genau“, sagte er. „Das Rasiermesser und die Kerzen sind für die Haare. Aber die Hure hat mir ja schon die Hälfte der Arbeit in meinem Waxing Studio abgenommen. Das waren tolle Aufnahmen, sage ich dir, ich werde sie dir später zeigen.“
    Oh je, ich wusste, was kommen würde, denn ich kannte den Originalton von George. Trotzdem fragte ich weiter, um ihn abzulenken. „Und wozu ist die Kneifzange da?“
    „Mit der Kneifzange werde ich anfangen, meine kleine Praline anzuknabbern. Am Öhrchen, die Nasenspitze, so zum Anwärmen. Und dann kommen die Brustwarzen dran. Hach, die ganzen kleinen Schnirpsel kommen erstmal ab.“
    Ich versuchte meinen Magen zu beruhigen, der sich erneut einmal um sich selbst drehte.
    „Und dann“, er zeigte auf das Teppichmesser, „dann sind die Schamlippen dran, darauf freue ich mich am meisten, du musst das in Großaufnahme nehmen, Engelchen.“
    Er hatte mich Engelchen genannt, genauso wie George es bis jetzt getan hatte. Am liebsten hätte ich dem Kerl auf die Füße gekotzt.
    „Ich verstehe“, sagte ich, „das ist die rituelle Beschneidung, stimmt’s?“
    Ich hörte, wie er anfing, schwerer zu atmen. Offensichtlich erregte ihn die Vorfreude auf seine Gräueltaten gewaltig. Ich fragte mich, was er tun würde, wenn ich ihn an seinem Geschlechtsteil anfassen würde. Die Möglichkeit erwägte ich einige Sekunden lang, aber dann habe ich sie verworfen. Nein, das war keine Lösung.
    „Hier, das Skalpell, damit mache ich dann einen Schnitt unter ihren Brüsten, die Brüste sind das Nächste, was ab muss.“
    „Ja, alles, womit sie den Männern den Kopf verdreht“, sagte ich.
    Er schaute mich mit glänzenden Augen an. Es war, als ob er im Fieber wäre, und es war etwas in seinem Blick, das ich in einer weniger bedrohlichen Situation als Dankbarkeit bezeichnen würde.
    „Und dann öffne ich ihren Bauch. Da unten“, er zeigte mit dem Skalpell auf mein Schambein, „da hole ich dann ihre Gebärmutter raus.“
    „Ja, ich weiß, J.R., du sorgst dafür, dass diese Hure nicht auch noch Kinder bekommt, kranke, verkommene Kinder, die niemals Liebe bekommen werden.“
    J.R. strich mir mit dem Skalpell über die Wange, während er mit der anderen Hand immer noch mit der Pistole auf mich zielte. Ich wagte kaum, mich zu bewegen.
    „Komm, zeig mir, wie ich das für die Nachwelt festhalten kann“, sagte ich und schaute mich suchend nach der Kamera um. Ich versuchte, einen vertraulichen Ton anzuschlagen.
    J.R. gab mir einen Schubs mit der Pistole und führte mich an das Ende der Liege. Er hatte eine seltsame Konstruktion gebaut. Von dem steinernen Erdboden führte eine Stange bis zur Decke. Sie erinnerte ein bisschen an die Table-Dance-Dinger, die ich im Fernsehen gesehen hatte. Etwa auf meiner Kopfhöhe war eine Kamera befestigt, eine zweite Kamera war kurz über der Liege festgezurrt.
    „Hast du auch Ton dabei?“, fragte ich. Was zum Teufel sollte ich tun? Ich konnte mich gegen ihn nicht wehren und Sandra war total hilflos. Ich musste versuchen, ihn irgendwie dazu zu bewegen, die Pistole wegzulegen. Das würde er tun, wenn er Sandra „bearbeitete“. Aber er würde mich wahrscheinlich ebenso festschnallen an diesem Tabel-Dance-Dingsbums, wie die Kamera. In dem Moment, als ich das dachte, packte er mich und fesselte meine Hände einmal um die Stange herum mit Kabelbinder. Dann nahm er das gleiche silberne Klebeband, mit dem er schon Sandras Mund geschlossen hatte, und band meine Hände an der oberen Kamera fest. Sein Atem ging stoßweise, ich fühlte, dass seine Hose kurz davor war, zu platzen. War es wegen mir oder wegen der Vorfreude auf Sandra?
    Er lächelte mich an. „So, Engelchen, und nun mache uns einen schönen Film. Ich möchte, dass du ihn für mich kommentierst. So wie eine Fernsehmoderatorin, verstehst du. Du musst das Ereignis ankündigen. Und erklären, warum ich das eine oder andere tue. Kannst du das?“
    Ich schluckte und nickte. Was sollte ich sonst tun? Ihn beschimpfen? Das hätte uns beide nicht weitergebracht. Er drehte sich um und ging auf seinen Werkzeugtisch zu.
    „Ich fange an, Engelchen, du weißt, was kommt. Klein

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