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Das 3. Buch Des Blutes - 3

Das 3. Buch Des Blutes - 3

Titel: Das 3. Buch Des Blutes - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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selbsterwählten Ideal abwich; war darauf bedacht, seine Haut zu nähren, falls sie zu trocken, sie zu schrubben, falls sie fettig war, machte Jagd auf jeden Pickel, der seine Wange hätte verunstalten können. Strenges und ständiges Augenmerk galt noch den kleinsten Anzeichen einer Ge schlechtskrankheit - der einzigen Sorte Liebesleid, die er je erdulden mußte. Die gelegentliche Filzlausdosis wurde mühelos beseitigt, aber der Tripper, den er sich schon zweimal geholt hatte, würde ihn drei Wochen lang außer Betrieb setzen, und das war schlecht fürs Geschäft; folglich überwachte er seinen Körper geradezu manisch und eilte beim geringsten Anzeichen eines Ausschlags in die Klinik.
    Es kam selten vor. Von ungeladenen Filzläusen einmal abgesehen, gab es in jener halben Stunde der Selbsttaxierung wenig zu tun - außer die Genkollision zu bestaunen, die ihn hervorgebracht hatte. Er war bildschön. Die Leute sagten ihm das immer wieder. Bildschön. Dieses Gesicht, ach, dieses Gesicht, sagten sie gewöhnlich und hielten ihn fest, als könnten sie ein Stück von seinem Zauber ergattern.
    Natürlich waren noch andere Schönheiten erhältlich, über die Agenturen, ja auf der Straße, wenn man wußte, wo sie zu finden waren. Aber die meisten Gavin bekannten Stricher hatten Gesichter, die neben seinem wie nicht gestaltet wirkten.
    Gesichter, die eher an die ersten Bearbeitungen eines Bildhauers erinnerten als an das fertige Produkt: roh, skizzenhaft.
    Wohingegen er vollendet durchgestaltet war. Alles Machbare war restlos ausgeführt; nun mußte diese Vollkommenheit nur mehr erhalten werden.
    Nach der Inspektion zog sich Gavin dann an, betrachtete sich vielleicht noch einmal fünf Minuten lang und führte dann die verpackten Waren aus zum Verkauf.
    Auf dem Straßenstrich arbeitete er neuerdings immer weniger.
    Es war riskant; stets mußte man der Sitte aus dem Weg gehen und gelegentlich auch einem Psychopathen, der den Drang hatte, Sodom zu säubern. Wenn er wirklich faul war, konnte er über die Escort-Agentur einen Kunden aufgabeln, aber die sahnten immer einen fetten Batzen vom Honorar ab.
    Natürlich hatte er Stammkunden, die Monat für Monat seine Gunstbeweise buchten. Eine Witwe aus Fort Lauderdale mietete ihn immer für ein paar Tage zu ihrer jährlichen Europareise.
    Eine andere Frau, deren Gesicht er einmal in einem Hochglanzmagazin gesehen hatte, rief ihn hie und da an; wollte lediglich mit ihm zu Abend essen und ihm ihre Eheprobleme anvertrauen. Da gab es einen Mann, den Gavin Rover nannte, nach seinem Wagen, der kaufte ihn alle paar Wochen für eine Nacht voller Küsse und Geständnisse.
    Aber in Nächten ohne einen gebuchten Kunden war er auf eigene Regie unterwegs, um eine günstige Gelegenheit und einen Freier ausfindig zu machen. Das war eine Fertigkeit, die er meisterhaft beherrschte. Niemand sonst auf dem Straßenstrich verstand sich besser auf das Vokabular der Verlockung als er; die subtile Mischung aus Anmache und Desinteresse, aus Putte und Wollüstling. Die spezielle Verlagerung des Gewichts vom linken Bein auf das rechte, die die Weichteile im besten Winkel präsentierte: so. Nie zu aufdringlich, nie hurenhaft. Vielversprechend, aber wie beiläufig.
    Er bildete sich etwas darauf ein, daß er für einen Aufriß selten mehr als ein paar Minuten brauchte, in keinem Fall jedoch eine volle Stunde. Wenn er sein Spiel mit der üblichen Präzision machte, die richtige verstimmte Ehefrau, den richtigen reuevollen Ehemann erspähte, dann konnte er ein Essen (manchmal auch Kleidung) ergattern, sich betten und ein zufriedenes gute Nacht wünschen lassen, und das alles, bevor noch die letzte U-Bahn auf der Metropolitan-Linie nach Hammersmith ging. Die Jahre halbstündiger heimlicher Treffen, dreimal Blasen plus ein Fick pro Abend, waren vorüber. Zum einen hatte er einfach nicht mehr das Verlangen danach, zum anderen traf er Vorbereitungen für einen Kurswechsel seiner Karriere in den kommenden Jahren: vom Straßenstricher zum Gigolo, vom Gigolo zum ständigen Liebhaber, vom ständigen Liebhaber zum Ehemann. Irgendwann demnächst, das wußte er, würde er eine der Witwen heiraten, vielleicht die Matrone aus Florida. Sie könne sich ihn gut vorstellen, ausgestreckt neben ihrem Pool in Fort Lauderdale, hatte sie gesagt, ein Wunschbild, das er tunlichst warmhielt. Vielleicht hatte er sie noch nicht ganz so weit, aber früher oder später würde er das Ding schon schaukeln. Das Problem lag darin, daß diese reifen

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