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Das 4. Buch des Blutes - 4

Das 4. Buch des Blutes - 4

Titel: Das 4. Buch des Blutes - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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Red.
    Versuchte das Monster etwa, den Mord zu rechtfertigen?
    »Was bist du?« fragte er. Die schon einmal gestellte Frage.
    Es schüttelte seinen schweren Kopf hin und her. Ein langes, leises Stöhnen drang aus seinem Maul. Dann hob es plötzlich den Arm und deutete direkt auf Karney. Dabei fiel ihm das Licht voll ins Gesicht, und Karney konnte die Augen unter der überhängenden Stirn ausmachen: Zwillingsedelsteine, eingelassen in die wunde Kugel seines Schädels. Ihr Leuchten und ihr Glanz drehten Karney den Magen um. Und noch immer deutete es auf ihn.
    »Was willst du?« fragte er. »Sag mir, was du willst.«
    Es seinen abgeschälten Arm fallen und wollte gerade über die Leiche hinwegsteigen zu Karney, bekam aber keine Chance mehr, seine Absichten zu verdeutlichen. Ein Ruf von der Haustür her ließ es mitten in seinen wabbelnden Bewegungen erstarren.
    »Jemand daheim?« wollte der Frager wissen.
    Auf dem Gesicht der Bestie zeichnete sich Panik ab – die allzu menschlichen Augen rollten in ihren rohen Höhlen –, und sie wandte sich ab, wich Richtung Küche zurück. Der Besucher, wer immer es war, rief zum zweitenmal; die Stimme war näher gekommen. Karney starrte auf die Leiche hinunter, dann auf seine blutige Hand und jonglierte mit seinen Alternativen; schließlich rannte er los, durch das Zimmer und die Tür in die Küche. Die Bestie war bereits gegangen: Die Hintertür stand weit offen. Karney hörte, wie der Besucher hinter ihm beim Anblick von Reds Überresten irgendein bruchstückhaftes Gebet ausstieß. Zaudernd stand er im Dunkel.
    War diese heimliche Flucht vernünftig? Würde das nicht mehr zu seiner Belastung beitragen, als wenn er bliebe und irgendwie versuchte, die Wahrheit herauszufinden? Der Knoten, der sich noch immer in seiner Hand bewegte, gab schließlich den Ausschlag. Seine Zerstörung hatte absoluten Vorrang. Im Wohnzimmer rief der Besucher gerade den Rettungsdienst an; Karney nutzte den verstörten Monolog als Deckung, kroch die restlichen Meter zur Hintertür und floh.
    »Für dich hat jemand angerufen«, rief seine Mutter vom oberen Treppenabsatz herunter, »hat mich schon zweimal geweckt.
    Hab’ ihm gesagt, daß ich nicht…«
    »Tut mir leid, Mam. Wer war es?«
    »Hat er mir nicht verraten. Hab’ ihm gesagt, er soll nicht wieder anrufen. Falls er es doch tut, sag ihm, daß ich nachts um diese Zeit keine Anrufe will. Manche Leute müssen morgens früh raus zur Arbeit.«
    »Ja, Mam.«
    Seine Mutter verschwand vom Treppenflur und kehrte in ihr einsames Bett zurück; die Tür schloß sich. Zitternd stand Karney unten in der Diele, hatte die Faust um den Knoten, in seiner Tasche geballt. Der rührte sich noch immer, rieb sich in ständiger Drehung an der ihn einschließenden Handfläche, auf der Suche nach einem wenn auch noch so kleinen Spielraum, in dem er sich hätte lösen können. Aber Karney ließ ihm keine Bewegungsfreiheit. Er kramte nach dem Wodka, den er früher am Abend gekauft hatte, fingerte einhändig den Verschluß von der Flasche und trank. Als er einen zweiten beißenden Mundvoll nahm, läutete das Telefon. Er stellte die Flasche hin und hob den Hörer ab.
    »Hallo?«

    Der Anrufer befand sich in einer Telefonzelle; es piepste, Geld wurde eingeworfen, und eine Stimme sagte »Karney?«
    »Ja?«
    »Um Himmels willen, er wird mich umbringen.«
    »Wer spricht denn da?«
    »Brendan.« Die Stimme hatte keinerlei Ähnlichkeit mit der Brendans; zu schrill, zu angsterfüllt. »Er bringt mich um, wenn du nicht kommst.«
    »Pope? Ist es Pope?«
    »Er ist völlig durchgedreht. Du mußt zum Autofriedhof kommen, oben auf der Anhöhe. Gib ihm…«
    Die Verbindung riß ab. Karney legte den Hörer auf. In seiner Hand vollführte die Schnur akrobatische Kunststücke. Er öffnete die Hand; im dämmrigen Licht vom oberen Treppenabsatz schimmerte der letzte Knoten. In seinem Innersten der anderen beiden Knoten – glitzerten verheißungsvoll Farben. Karney schloß die Hand erneut zur Faust, nahm die Wodkaflasche an sich und ging wieder hinaus.
    Früher einmal war der Stolz des Autofriedhofs ein großer und ständig wütender Doberrmannpinscher, aber letzten Frühling hatte der Hund sich einen Tumor zugezogen und seinen Besitzer übel zugerichtet. Anschließend war er getötet und kein Ersatz für ihn gekauft worden. Die Wellblechwand war infolgedessen kein ernsthaftes Einbruchshindernis. Karney kletterte hinüber und landete auf dem mit Schlacke und Schotter bedeckten Boden auf der anderen

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