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Das 4. Buch des Blutes - 4

Das 4. Buch des Blutes - 4

Titel: Das 4. Buch des Blutes - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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flüchtigen Blick auf seine Qual zu werfen.
    Brenn’ ich denn überhaupt? fragte er sich. War dies grauenerregende Spektakel – sein Fleisch getauft mit einer ausgeklügelten Flamme, die versengte, aber nicht verzehrte –
    einfach eine Halluzination, für seine, und nur seine Augen bestimmt? Wenn ja, dann war vielleicht alles, was er oben im Labor durchgemacht hatte, auch ein Fieberwahn gewesen.
    Vielleicht hatte er, von den Hitzezungen in seinem Fleisch in orgiastische Raserei geleckt, die Verbrechen, vor denen er geflohen war, nicht wirklich begangen.
    Er sah an seinem Körper hinunter. Seine entblößte Haut wimmelte noch immer von graublauen Feuertüpfchen, aber sie erloschen, eins nach dem anderen. Er ging aus, stellte er fest, wie ein vernachlässigtes Feuer im Freien. Die Empfindungen, die ihn durchflutet hatten – so intensiv und fordernd, daß sie Lust und Schmerz zugleich gewesen waren –, verließen schließlich seine Nervenenden; eine Betäubung blieb zurück, für die er dankbar war. Sein Körper, der jetzt unter dem Feuerschleier zum Vorschein kam, war in erbärmlichem Zustand. Seine Haut war eine Schreckenskarte voller Kratzer, seine Kleider zu Lumpen zerfetzt, seine Hände klebrig vor gerinnendem Blut; Blut, von dem er wußte, daß es nicht sein eigenes war. Die bittere Wahrheit ließ sich nicht verdrängen.
    Er hatte all das getan, was er zu tun sich eingebildet hatte.
    Eben jetzt würden die Polizeibeamten auf sein grauenvolles Werk hinabstarren.
    Er schlich aus seinem Schlupfwinkel neben der Tür fort und die Auffahrt hinunter, wobei er sich vor der Rückkehr der zwei Polizisten in acht nahm; keiner von beiden tauchte wieder auf.
    Die Straße hinter dem Tor war menschenleer. Er rannte los. Er hatte kaum ein paar Schritte geschafft, als der Alarm in dem Gebäude hinter ihm abrupt beendet wurde. Mehrere Sekunden lang klangen ihm die Ohren im Mitgefühl mit der zum Schweigen gebrachten Glocke. Dann vernahm er, grausig befremdlich, das Geräusch von Hitze – das verstohlene Murmeln letzter Funken –, weit weg genug, daß er nicht in Panik geriet, doch nah wie sein Herzschlag.
    Er humpelte weiter, brachte soviel Abstand wie nur irgend möglich zwischen sich und seine Schwerverbrechen, ehe diese entdeckt wurden. Aber wie schnell er auch rannte, die Hitze kam mit ihm, unversehrt in irgendeiner entlegenen Zone seiner Eingeweide, und drohte bei jedem verzweifelten Schritt, den er machte, ihn von neuem in Brand zu stecken.
    Dooley brauchte mehrere Sekunden, um die Kakophonie zu identifizieren, die er jetzt, da McBride die Alarmglocke abgestellt hatte, in der oberen Etage hörte. Es war das schrille Geschnatter von Affen, und es kam aus einem der vielen Zimmer am andern Ende des Korridors zu seiner Rechten.
    »Virgil«, rief er in den Treppenschacht hinunter. »Komm hier rauf.«
    Ohne darauf zu warten, daß sein Partner sich ihm anschlösse, steuerte Dooley unverzüglich auf die Lärmquelle los. Auf halber Länge des Korridors wich der Geruch nach statischer Elektrizität und neuen Teppichbelägen einer beißenderen Kombination: Urin, Desinfektionsmittel und verfaulendes Obst. Dooley verlangsamte seinen Vormarsch; er konnte den Geruch nicht leiden, ebensowenig wie er die Hysterie im Gebabbel der Affenstimmen leiden konnte. Aber McBride leistete seiner Aufforderung nur langsam Folge, und nach kurzem Zögern besiegte Dooleys Neugier seine Besorgnis. Die Hand am Gummiknüppel, näherte er sich der offenen Tür und trat ein. Sein Erscheinen löste bei den Tieren, etwa einem Dutzend Rhesusaffen, eine neue Tobsuchtswelle aus.
    Purzelbäume schlagend, kreischend und wild den Maschendraht bekeifend, warfen sie sich in ihren Käfigen hin und her. Ihre Aufregung war ansteckend. Dooley konnte spüren, wie ihm allmählich der Schweiß aus den Poren drang.
    »Is’ hier jemand?« rief er aus.
    Die einzige Antwort kam von den Gefangenen: weitere Hysterie, weiteres Käfiggerassel. Von der anderen Seite des Raumes her schaute er sie an. Sie erwiderten seinen Blick, die Zähne gefletscht vor Angst oder zur Begrüßung; Dooley konnte das nicht entscheiden, noch hatte er Lust, ihre Absichten zu testen. Er hielt sich schön weit weg von der Plattform, auf der die Käfige aufgereiht waren, während er mit einer oberflächlichen Durchsuchung des Labors begann.
    »Hab’ mich schon gefragt, was zum Teufel das für’n Geruch is’«, sagte McBride, der an der Tür auftauchte.
    »Bloß Tiere«, antwortete Dooley.
    »Waschen

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