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Das 4. Buch des Blutes - 4

Das 4. Buch des Blutes - 4

Titel: Das 4. Buch des Blutes - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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die sich nie? Dreckschweine.«
    »Drunten irgendwas?«
    »Nee«, sagte McBride und ging zu den Käfigen hinüber. Die Affen begegneten seiner Annäherung mit weiterer Gymnastik.
    »Bloß die Alarmanlage.«
    »Hier heroben auch nicht«, sagte Dooley. Er wollte gerade Laß das hinzufügen, um seinen Partner daran zu hindern, seinen Finger an das Maschengitter zu halten, aber ehe die Worte heraußen waren, packte eines der Tiere den angebotenen Finger und biß hinein. McBride rüttelte seinen Finger frei und pfefferte als Vergeltung einen Hieb gegen das Maschengitter.
    Seine Wut hinauszeternd, schleuderte der Insasse seinen mageren Körper in einem Irrsinnsfandango herum, der Käfig und Affe gleicherweise auf den Boden zu werfen drohte.
    »Mußt dir ’ne Tetanusspritze geben lassen dagegen«, kommentierte Dooley.
    »Scheiße«, sagte McBride, »was is’ bloß los mit dem kleinen Mistvieh?«
    »Vielleicht mag er keine Fremden.«
    »Die ham ihr bißchen Verstand verloren.« McBride lutschte grüblerisch an seinem Finger, spuckte dann aus. »Ich mein’, schau sie dir an.«
    Dooley antwortete nicht.
    » Schau, sag’ ich…« wiederholte McBride.
    Sehr leise sagte Dooley: »Hier drüben.«
    »Was is’ da?«
    »Komm nur hier rüber.«
    McBrides Blick löste sich von der Käfigreihe und wanderte über die vollgepferchten Arbeitsflächen dorthin, wo Dooley auf den Boden starrte; sein Gesicht hatte den Ausdruck faszinierten Abscheus. McBride ließ seine Fingerlutscherei bleiben und schlängelte sich zwischen den Werkbänken und Stühlen hindurch, dorthin, wo sein Partner stand.
    »Da drunter«, murmelte Dooley.
    Auf dem abgewetzten Boden, zu Dooleys Füßen, war ein beiger Frauenschuh; unter der Werkbank war die Besitzerin des Schuhs. Nach ihrer verkrampften Haltung zu urteilen, war sie dort entweder von dem Missetäter verstaut worden, oder sie hatte sich selber außer Sicht geschleppt und war in ihrem Versteck gestorben.
    »Ist sie tot?« fragte McBride.
    »Schau sie dir an, du lieber Himmel«, antwortete Dooley,
    »jemand hat sie aufgerissen.«
    »Wir müssen nach Lebenszeichen suchen«, erinnerte ihn McBride. Dooley war offenbar nicht dazu zu bewegen, also ging McBride vor dem Opfer in die Hocke und tastete an dem entstellten Hals nach einem Pulsschlag. Keiner vorhanden. Ihre Haut unter seinen Fingern war jedoch noch warm. Ein Speichelfilm auf ihrer Wange war noch nicht getrocknet.
    Dooley, der seinen Bericht durchgab, schaute zu der Verstorbenen hinunter. Die schlimmsten Wunden, in der oberen Rumpfpartie, waren durch McBrides hingekauerten Körper verdeckt. Er konnte lediglich einen Schwall kastanienbrauner Haare sehen und ihre Beine, der eine Fuß unbeschuht, wie sie aus ihrem Versteck herausragten. Es sind schöne Beine, dachte er; gut möglich, daß er hinter solchen Beinen hergepfiffen hätte, früher mal.
    »Sie’s ’ne Ärztin oder ’ne technische Assistentin«, sagte McBride, »sie hat ’n Labormantel an.« Oder vielmehr hatte.
    Genaugenommen war der Mantel aufgefetzt worden, und das, was sie drunter anhatte, ebenfalls, und zudem, wie um die Bloßlegung zu vervollständigen, auch die Haut und Muskulatur darunter. McBride spähte in ihre Brust; das Brustbein war zerbrochen und das Herz ansatzweise aus seinem natürlichen Sitz herausgelöst worden, als ob ihr Schlächter es zum Andenken habe mitnehmen wollen und dabei unterbrochen worden sei. McBride inspizierte sie ohne Zimperlichkeit; er hatte sich schon immer etwas auf seinen starken Magen eingebildet.
    »Glaubst du jetz’, daß sie tot is’?«
    »Hab’ nie was Toteres gesehn.«

    »Carnegie kommt selber her«, sagte Dooley und ging zu einem der Ausgußbecken. Ohne auf Fingerabdrücke zu achten, drehte er den Hahn auf und spritzte sich eine Handvoll kaltes Wasser ins Gesicht. Als er von seinen Waschungen aufblickte, hatte McBride sein Tête-à-tête mit der Leiche abgebrochen und ging durch das Labor auf eine Batterie von Apparaturen zu.
    »Was treiben die hier herin, um Gottes willen?« bemerkte er.
    »Schau dir das ganze Zeugs an.«
    »So ’ne Art Forschungsabteilung«, sagte Dooley.
    »Und was forschen sie?«
    »Woher soll’n ich das wissen, verdammt?« schnauzte Dooley. Das unaufhörliche Geschnatter der Affen und die Nähe der toten Frau machten ihn nervös; er wollte weg von hier. »Lassen wir’s sein jetz’, hm?«
    McBride ignorierte Dooleys Bitte; technisches Gerät faszinierte ihn. Gebannt starrte er auf den Enzephalographen und den

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