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Das 5. Gebot (German Edition)

Das 5. Gebot (German Edition)

Titel: Das 5. Gebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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hatte sie versucht, einen Laster zu überholen. Was für eine Dummheit auf dieser schmalen Straße. Sie erinnerte sich, dass sie den entgegenkommenden LKW sofort gesehen hatte. Sie hatte gebremst, sie wusste ganz genau, dass sie gebremst hatte. Und dann? Vicky versuchte, die Sekunden nachzuvollziehen, bevor sie in gnädiges Dunkel gehüllt worden war. Sie hatte doch gebremst, oder? Natürlich hatte sie gebremst, sie war ja keine Selbstmörderin, sie hatte gebremst. Aber es war nichts passiert, der Ford war auf der abschüssigen Strecke immer schneller geworden, dann hatte sie das Auto nach links gezogen und hatte den LKW gestreift, den sie hatte überholen wollen.
    Aber die Bremsen, die hatten überhaupt nicht reagiert, sie konnte nicht weiter nach links, geradeaus konnte sie auch nicht, da war ihr ein Laster entgegengekommen. Sie hatte das Steuer rumgerissen, aber auch da passierte nichts. Nichts, absolut nichts, es war, als ob der Focus den Kopf geschüttelt hätte. Und dann hatte sie die Handbremse gezogen, mit voller Wucht.
    Sie fühlte noch einmal, wie das Auto hinten nach rechts ausbrach, sich drehte. Victoria öffnete die Augen. Wenn sie nicht die Handbremse gezogen hätte, würde sie hier nicht liegen, das war klar. Sie wäre frontal mit dem entgegenkommenden Laster zusammengestoßen. Sie hatte nur aufgrund ihrer Geistesgegenwart überlebt. Und dank ihres Glücks. Wie gut, dass sie herausgeschleudert worden war aus diesem Auto. Was wäre gewesen, wenn sie angeschnallt gewesen wäre? Victorias Gedanken rasten. Sie hatte gebremst. Sie hatte versucht zu lenken. Das Auto hatte nicht reagiert. Hatte sich eigentlich der Airbag geöffnet? Sie konnte sich nicht erinnern. Das hieß ...
    „Bitte benachrichtigen Sie die Mordkommission. Detective Inspector Ferguson. Das Auto meiner Mutter muss manipuliert worden sein. Ich bin mir ganz sicher, dass mit diesem Auto etwas nicht stimmte. Es ließ sich plötzlich weder lenken noch bremsen. Das heißt, oh Gott, meine Mutter ist vorsätzlich ermordet worden, glauben Sie das nicht auch?“
    Die Polizistin, deren Namen Vicky bereits wieder vergessen hatte, sah sie zweifelnd an. Obwohl Vicky nach wie vor entsetzlich übel war, fiel ihr ein, dass die Polizistin wahrscheinlich gar nicht wusste, dass ihre Mutter einem Verbrechen zum Opfer gefallen war. Man hatte einfach den Halter des Wagens ermittelt, und jetzt wollte man sie festnageln, weil sie einen Unfall verschuldet hatte.
    „Bitte rufen Sie Detective Inspector Ferguson an, bitte. Alles Weitere können wir danach besprechen. Ich muss jetzt allein sein“, sagte Vicky und griff nach der Spuckschale. Die Polizistin hatte es plötzlich eilig, aus dem Zimmer zu kommen. „Ich komme morgen wieder“, sagte sie.

19. Tegel
     
    Georges erster Griff, nachdem der Pilot die Maschine zum Stillstand gebracht hatte, war in die Jackentasche zu seinem Handy. Er war nervös wie ein Rennpferd vor dem Start, viel zu lange war er aus der Firma weg gewesen. Dazu Victoria und all die unerledigten Dinge, George fühlte sich gewaltig unter Druck. Wo war sein Handy? Er trug es doch immer in seiner Jackentasche. Aber da war es nicht. George brach der Schweiß aus. Ohne sein iPhone war er aufgeschmissen. Sein Terminplan, die Telefonnummern, Himmel, sein ganzes Leben war auf dem iPhone gespeichert. Es konnte doch nicht rausgefallen sein. Hektisch klopfte er gegen alle Taschen seiner Jacke, gegen die Hosentaschen … nichts. Er sprang auf und hievte sein Bordcase aus der Ablage.
    „Hey, passen Sie doch auf“, sagte eine etwas schrill aussehende Blondine, die sich durch den Gang nach vorn drängelte. „Sorry“, entschuldigte er sich, während er im Gang stehend ungeduldig an dem Reißverschluss des kleinen Koffers zerrte. Er fasste hinein, durchwühlte seine schmutzige Wäsche, nichts. Verdammt noch mal, wo war sein Handy?
    „Hey, Sie halten den Verkehr auf, andere Leute wollen auch aussteigen“, sagte ein Mann hinter ihm. George unterdrückte den Impuls zu brüllen. Bleib ganz ruhig, sagte er sich und zwängte sich zurück auf seinen Sitz, damit die anderen Passagiere vor ihm die Maschine verlassen konnten. Nachdem der Mittelgang sich geleert hatte, untersuchte er die Ablage über seinem Kopf. Kein Handy, natürlich nicht. Wie sollte es auch dahin gekommen sein, er hatte es ja immer in seiner Jackentasche. Und er hatte die Jacke im Flugzeug nicht abgelegt. Wann hatte er zum letzten Mal telefoniert? In Heathrow auf dem Flughafen. Mit seiner

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