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Das 5. Gebot (German Edition)

Das 5. Gebot (German Edition)

Titel: Das 5. Gebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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Kopfschmerzen. Ihre Rippen taten sehr weh, sie konnte weder husten noch lachen, aber das ließ sich wohl nicht vermeiden.
    „Zielankunft auf der linken Seite“, meldet das Navi.
    „Parkplatz ist hier wohl Fehlanzeige“, sagte Vicky.
    „Ich habe vorhin ein Parkhaus-Schild gesehen“, sagte Leo.
    „Wenden ist hier wohl eher schwierig, fahr doch einfach mal links.“
    Erstaunlicherweise gab es auch dort ein Parkhaus. „Schade, dass man das Navi nicht mitnehmen kann, meinst du, wir finden den Quai wieder?“, fragte Vicky.
    „Häseken, es hat nicht jeder so ein schlechtes Orientierungsvermögen wie du.“ Leo musste ziemlich kurbeln, bis sie in der obersten Etage noch ein Plätzchen fanden.
    „Sie scheinen hier auf Langzeitparker eingestellt zu sein.“
    Sie fanden ohne Probleme zum Quai Claude Bernard. Leo hatte wirklich ein besseres Orientierungsvermögen als sie, wie Vicky zugeben musste, aber Fußmärsche waren im Moment wirklich nicht ihr Ding. Sie war nicht nur völlig außer Atem, als sie an dem schönen alten Haus mit der Granitfassade ankamen, sondern hatte auch stechende Schmerzen im Rumpf. „Leo, ich kann nicht mehr!“
    „Du wirst bis oben durchhalten müssen. Da kriegst du bestimmt einen Stuhl und ein Glas Wasser. Komm, Häseken, es gibt sogar einen Fahrstuhl.“
    Das Anwaltsbüro lag in der dritten Etage. Keine schlechte Adresse, dachte Vicky, so direkt am Fluss. Sie zupfte sich das Kopftuch zurecht, als Leo auf den Klingelknopf drückte.
    Nachdem sich die Tür mit einem leisen Surren geöffnet hatte, betraten Sie einen Vorraum, der durch Oberfenster in den umliegenden Türen erhellt wurde. Auf dem schwarz-weiß gefliesten Boden lag ein roter Teppich.
    Eine junge Frau mit einem blonden Pferdeschwanz trat mit einem Tablett in den Flur. „Kann ich Ihnen helfen?“
    „Wir möchten zu Madame Wersinger“, sagte Leo in seinem brillanten Französisch.
    „Ich bin Madame Wersinger“, sagte die Frau und stellte das Tablett auf einem kleinen Tisch ab. „Wenn Sie mir bitte folgen wollen.“
    Madame Wersinger öffnete die mittlere Tür und ließ sie eintreten. Vicky hielt den Atem an. Das Büro schien wie eine Kopie ihres ehemaligen Büros in ihrer Organisation. Ein riesiger Schreibtisch aus Kirschbaumholz, dahinter ein halbhoher Büroschrank, auf dem man die Akten unter Umständen auch aufgeschlagen stapeln konnte. Rechts vom Schreibtisch ein großes Fenster mit Blick zum Quai. Isabelle hatte ebenfalls mit dem Gesicht zur Tür gesessen. Genau wie sie. Und genau wie sie hatte sie eine Sitzgruppe mit schwarzen Lederstühlen in der Ecke für ihre Mandanten. Zwei Lederstühle vor dem Schreibtisch. Sie teilten offenbar den gleichen Sinn für Symmetrie.
    „Bitte, nehmen Sie doch Platz. Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?“, fragte Madame Wersinger, die Vicky auf höchstens zweiundzwanzig Jahre schätzte. Ihre Sekretärin war nicht älter gewesen.
    „Wenn Sie ein Wasser hätten?“, bat Vicky und strich sich, ohne darüber nachzudenken, das Kopftuch von den Haaren, weil ihr unerträglich heiß geworden war.
    „Oh Gott!“ Madame Wersinger war blass geworden und hielt sich am Stuhl fest. „Sind Sie das, Madame Girard?“
    Leo erklärte ihr rasch ihre Theorie, dass Madame Girard die Zwillingsschwester von Victoria McIntosh sein könnte. „Wie ein Ei dem anderen“, sagte Madame Wersinger, „das kann ich nicht glauben!“
    „Seit wann haben Sie für Isabelle gearbeitet?“, fragte Vicky, die dafür ihre gesamten Französischkenntnisse zusammenkramte.
    „Erst seit eineinhalb Jahren. Bitte, können Sie mir erzählen, was genau in Berlin passiert ist? Die Polizei hat mir keine Auskünfte gegeben. Die sind vor ein paar Tagen in die Kanzlei gekommen und haben alle Computer und Drucker mitgenommen. Wo gibt es denn so was! Haben die schon mal was von Datenschutz gehört?“ Vicky hatte nur die Hälfte verstanden. Leo übersetzte. Vicky berichtete in radebrechendem Französisch, dass sie beim Joggen über die Leiche einer Frau gestolpert sei, die genauso aussah wie sie.
    „Sie müssen dazu wissen“, fügte Leo ein, „Vicky hat nie etwas von einer Zwillingsschwester gewusst. Wissen Sie, wo Isabelle aufgewachsen ist?“
    „Ja, sie kam hier aus Lyon. Ihre Mutter hat sich vor nicht allzu langer Zeit das Leben genommen. Ja, ich meine, es war direkt Lyon.“
    „Und wissen Sie, warum Isabelle in Berlin war?“, fragte Leo.
    „Das hat sie niemandem verraten. Nur so viel, dass sie eine Familienangelegenheit

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