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Das 5. Gebot (German Edition)

Das 5. Gebot (German Edition)

Titel: Das 5. Gebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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Liebestöter vom Leib schneiden. Das geht nun gar nicht.
    Die beiden Männer im Wohnzimmer redeten ein wenig leiser. Wahrscheinlich wollten sie nicht, dass Vicky hörte, was sie zu besprechen hatten. Aber Vicky spitzte umso mehr die Ohren.
    „Oli, ich verspreche dir den besten Rotwein, den es in ganz London zu kaufen gibt. Gib mir die Pillen, und dann musst du mir helfen, Vicky hier heil rauszukriegen.“
    „Wie meinst du das?“, fragte Oli.
    „Vicky wird offensichtlich verfolgt. Jemand weiß, dass sie hier ist, und hat gesehen, wie ich das Haus verlassen habe. Also müssen wir hinten raus und irgendwo ein Hotel für die Nacht finden. Und zwar jetzt, nicht erst morgen früh.“
    „Ihr könnt zu mir kommen“, sagte Oli.
    „Nein, ich will dich da nicht mit reinziehen. Es reicht, wenn zwei Menschenleben in Gefahr sind. Was ich von dir will, ist, dass du noch eine halbe Stunde hier bleibst, wenn wir weg sind. Wir verschwinden durch den Kellereingang im Hof. Von dort aus kommt man in den Keller des Hauses gegenüber. Dorthin können wir uns ein Taxi bestellen.“
    „Okay, und ich schließe in einer halben Stunde hier ab. Wo lasse ich den Schlüssel?“
    „Du kriegst meinen Gästeschlüssel, den kannst du mir wiedergeben, wenn wir uns zum Rotwein treffen.“
    „Nicht, dass Ian denkt, ich würde während seiner Reisen hier ein und aus gehen“, sagte Oli.
    „Ian ist nicht ganz so eifersüchtig wie du.“
    „Dann ist ja gut. Okay, ich bleibe also hier.“
    Vicky war aus dem Gästezimmer getreten. Die beiden Männer schauten sich um.
    „Vicky, du siehst toll aus!“
    „Wow!“ Das war Oli. Vicky hatte keine andere Reaktion erwartet. Sie hatte sich das Tuch so umgebunden, dass man kaum ihr Gesicht sah. Der Hosenanzug saß perfekt, und die Farbe würde ihr sicher sehr gut stehen, wenn die Lila- und Grünanteile aus ihrem Gesicht verschwunden waren.
    „Warte, Schatz, ich habe dir noch eine Sonnenbrille besorgt.“ Leo reichte ihr ein schwarzes Modell mit sehr dunklen Gläsern. „Perfekt!“
    „Wenn ich richtig gehört habe, dann meint Leo, dass wir hier verschwinden sollten.“
    „Du lauschst? Pfui, das hätte ich nicht von dir gedacht!“, sagte Leo.
    „Kannst du mir eine Tasche leihen für meine drei Sachen?“ Vicky ging nicht weiter auf Leos Bemerkung ein.
    „Klar. Ich pack auch schnell zusammen.“
    Vicky setzte sich zu Oli auf die Couch. „Ich habe dich noch gar nicht gefragt, wie es dir geht, Oli. Bist du glücklich in deinem Leben?“
    „Es läuft alles perfekt. Die Praxis läuft, und ja, da ist auch was Neues privat, wenn du das wissen wolltest.“
    „Komm, erzähl, du bist frisch verliebt?“
    „Kann ich noch nicht. Ist noch zu frisch. Aber es ist ... also, Schmetterlinge, verstehst du?“
    Vicky gab Oli einen Kuss auf die Wange. „Ich wünsche dir ganz doll viel Glück.“
    Leo kam mit einer Tasche aus dem Schlafzimmer. „Hier, Häseken, pack deine sieben Sachen, und dann nichts wie weg.“
    „Hast du mir auch ein Handy mitgebracht?“
    „Ein Smartphone, klar doch. Kriegst du nachher, jetzt müssen wir hier erst mal weg.“ Leo bestellte über sein Handy ein Taxi in die Parallelstraße.
    Als Vicky mit ihrer Tasche aus dem Zimmer kam, zog Leo seine cognacfarbene Wildlederjacke an. „Oli, lass auf jeden Fall das Licht an, wenn du gehst. Ich danke dir, mein Gutster.“
    Sie verabschiedeten sich mit einem Kuss, dann gingen sie zu dem schmiedeeisernen Fahrstuhl, der sie bis ins Erdgeschoss brachte. Leo schloss die Kellertür auf und direkt hinter ihnen wieder zu. Sie liefen durch einen schmalen Gang und eine verrußte Treppe hinab in den Heizungskeller, von dem aus man in den Hof gelangte. Vicky hatte feuchte Hände vor Angst, dass hinter der nächsten Ecke sie jemand erwarten würde. Bei jedem Schritt schmerzten ihre Rippen, in ihrem Kopf schien sich ein Bienenschwarm angesiedelt zu haben.
    Vorsichtig öffnete Leo die Hoftür. Er blickte rasch nach rechts und links und nickte ihr auffordernd zu. Immer an der Hauswand entlang überquerten sie den Hof. „Nicht so schnell, Leo, ich kann nicht so schnell“, flüsterte Vicky. Da hörten sie ein leises Geräusch, wie von einer Flasche, die über Asphalt kullert. Atemlos blieben sie stehen und lauschten. Es war weder etwas zu hören noch zu sehen.
    Da zerriss ein Schrei die Stille. Was war das? Ein Kind? Vicky war kurz davor, wieder in Ohnmacht zu fallen. Aber dann sahen sie die Katze, die hinter einem Mauervorsprung verschwand.
    Leo nahm Vickys

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