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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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Oder war er hier, um ihr zu sagen, dass sie die Hand identifiziert hatten?
    Charlie stand auf.
    »Bitte tu es nicht«, sagte Reggie, griff nach seinem Arm und hielt ihn ein wenig zu fest. »Ich denke, wir sollten einfach hier warten. Können wir das tun? Kannst du einfach hier mit mir warten?«
    Charlie nickte, blickte auf Reggies Hand auf seinem Arm hinab und fragte sich wahrscheinlich, ob er wirklich eine Wahl hatte.
    »Reggie, da ist etwas, was du wissen solltest. Etwas, das mein Dad mir erzählt hat, aber er ließ mich schwören, es niemanden zu sagen, weil es vertraulicher Polizeikram ist.«
    Reggie nickte, wartete.
    »Tara wurde erwischt, als sie vor ein paar Tagen in Ann Stickneys Wohnung einbrach.«
    »Was?« Reggie sah das Foto der lächelnden College-Studentin mit dem unverbrauchten Gesicht vor sich, das auf der ersten Seite des Hartford Examiner erschienen war, nachdem ihre Leiche gefunden worden war.
    »Anns Mitbewohnerin kam nach Hause und fand Tara in der Küche vor. Ich schätze, sie hatte das Schloss geknackt. Die Mitbewohnerin fand sie, wie sie einfach da saß und eine Schüssel Frühstücksflocken aß. Sie werden kein Verfahren einleiten oder etwas ähnliches.«
    »Warum hat sie uns das nicht erzählt?«, fragte Reggie.
    Charlie zuckte die Achseln. »Warum sollte sie? Ich meine, es ist eine ziemlich kranke Sache, bei der sie sich hat erwischen lassen. Nichts, womit man herumläuft und angibt.«
    Reggie öffnete ihren Mund, um Charlie von dem kleinen Puppenschuh zu erzählen, den Tara mit sich herumtrug und den sie aus dem Haus des ersten Opfers gestohlen hatte, aber sie konnte es nicht.
    Stattdessen schaltete sie den Fernseher an und sah sich eine Autoverfolgungsjagd an, die ewig zu dauern schien. Sie legte die Fernbedienung zurück auf den Couchtisch und bemerkte dort eine Sicherheitsnadel. Sie stellte sich vor, dass sie sie nahm, sie öffnete und die Spitze über ihre Haut zog.
    Innerhalb von zehn Minuten war Tara zurück. Sie griff nach der Fernbedienung und drückte vor dem Fernseher stehend die Stummschalttaste. Hinter ihr war eines der Autos gegen etwas gefahren und stand in Flammen.
    »Sie ist es«, verkündete sie. Ihre Augen, die mit verschmiertem kohlschwarzen Kajal umrandet waren, waren weit aufgerissen. Sie sah aus wie ein aufgeregter Pandabär. »Die Hand gehört deiner Mutter, Reg.« Taras Mund zitterte ein wenig, und Reggie war sicher, dass sie ein aufgeregtes Lächeln unterdrückte.
    Alles begann sich zu drehen, und Reggie schloss ihre Augen.
    »Woher wissen sie das so genau?«, fragte Charlie, seine Stimme war leise und ernst.
    »Fingerabdrücke«, erklärte Tara. »Ich schätze, dass Vera mal verhaftet worden ist, und sie hatten ihre Fingerabdrücke in den Akten.«
    »Verhaftet?«, sagte Charlie.
    Reggie erinnerte sich daran, wie sie mit Lorraine mitgefahren war, um ihre Mutter von der Polizeiwache abzuholen. Weswegen war sie verhaftet worden?
    Reggie stand auf und ging den Flur entlang.
    »Reg«, rief Tara hinter ihr her.
    »Lass sie«, sagte Charlie.
    Reggie ging noch rechtzeitig durch die Vordertür, um zu sehen, wie die Rücklichter von Stu Berrs Wagen sich die Einfahrt hinabbewegten. Die Tür zur Garage schloss sich mit einem leisen, dumpfen Aufschlag und zeigte an, dass Lorraine sich in ihre Werkstatt zur Herstellung von Fliegen zurückgezogen hatte. Reggie folgte ihr, ging zu der Tür, nicht sicher, was sie sagen sollte, aber sie wusste, dass sie einen Weg finden musste, ihre Tante dazu zu bringen, ihr alles zu erzählen: Was Detective Berr darüber gesagt hatte, warum die Polizei Veras Fingerabdrücke in den Akten hatte.
    Sie ist meine Mutter, plante Reggie zu sagen. Ich habe ein Recht darauf, es zu wissen.
    Sie legte ihre Hand auf den Türgriff und war dabei, ihn zu drehen, als ein Geräusch sie innehalten ließ. Es begann als ein leises Stöhnen und schraubte sich hoch bis zum wilden Geheul eines Tieres unter Schmerzen. Reggie ließ den Türgriff los und machte einen Schritt seitwärts, spähte durch das kleine Fenster. Ihre Tante stand vornübergebeugt, ihre Hände zu Fäusten geballt, und schrie. Als sie sich wieder aufgerichtet hatte, begann sie, alles von ihrer Werkbank zu schleudern: winzige Haken, Federn, Fäden, Draht und Werkzeuge, alles fiel auf den kalten Betonboden. Die abscheulich deformierte Forelle sah von der gegenüberliegenden Wand aus mit ihrem trüben Glasauge zu. Reggie machte einen Schritt zurück, drehte sich dann um und rannte, mit wackligen Knien

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