Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
ihn auf, die Kaffeepause unverzüglich abzubrechen.
»Wie stellen Sie sich das vor? Außerdem kann mir nur der Herr Direktor diese Anweisung erteilen, wenn er seinerseits vom Chairman darum gebeten wurde. Aber wie Sie sehen, ist der Chairman noch gar nicht wieder anwesend. Tut mir leid, ich kann nichts für Sie ausrichten.«
Grabowski schnaubte vor Wut, behielt sich aber unter Kontrolle. Dem Chef de Rang konnte nicht der geringste Vorwurf gemacht werden, denn was wusste er schon von der Weißen Rose? Für Grabowski stand außer Frage, dass diese Gruppe hinter der Finte steckte, um ihn vom Saal abzulenken.
Grabowski betrat ihn und sah sich um. Seine ungeteilte Aufmerksamkeit galt vor allem den Gesichtern der Servicekräfte. Sie waren die einzige Personengruppe, außer den Konferenzteilnehmern, die sich im Saal befanden. Wenn die Weiße Rose anwesend war, dann musste sie sich unter dem Personal befinden, mutmaßte Grabowski. In dieserSekunde schoss es ihm durch den Kopf, dass einer von ihnen seine Pistole besaß. Was hatte er damit vor? Grabowski warf einen schnellen Blick zur Bundeskanzlerin und dann zum amerikanischen Präsidenten. Nicht auszudenken, wäre einer von beiden das Ziel eines Attentats.
Grabowski schwitzte. Nichts fiel ihm auf, alles nur unbekannte Gesichter. Wo mochte sich die Weiße Rose versteckt halten? Dass sie da war, spürte er förmlich. Er bildete sich sogar ein, den Duft von Rosen in der Nase zu haben. Schnell sah er über die Tischreihen, ob womöglich auf einem der Tische ein Strauß weißer Rosen stände. War er dem Wahnsinn nahe?
Zum Schluss sah er hinauf auf das Podest, wo der Dreiertisch des inneren Kreises stand. Auch dort entdeckte er keine Rose, dafür aber den Chairman, der mittlerweile zurückgekommen war und eine Tischglocke in die Hand nahm. Als er damit läutete, forderte der Chef de Rang alle Servicekräfte auf, den Saal zu verlassen.
»Auch Sie müssen den Saal bitte verlassen«, sagte er zu Grabowski und schob ihn sanft in Richtung Tür. Als er sie wieder geschlossen hatte, stand Grabowski fassungslos neben ihm, starrte die Doppeltür an, als könne er durch sie hindurchsehen.
»Das kann doch nicht wahr sein«, murmelte er. »Welches infame Spiel wird hier gespielt?«
»Schach«, hörte er jemanden sagen, »die da drinnen spielen das Spiel der Macht.« Der Hoteldirektor stand neben ihm.
»Ich verstehe das nicht«, sagte Grabowski. »Die Weiße Rose kann doch nicht so unverschämt schlau sein, dass wir alle von ihr ausgetrickst werden. Sie müssen hier sein, dafürverwette ich alles, was ich besitze.«
»Vielleicht ist es aber auch tatsächlich so, dass sie uns nur Angst machen wollten. Ein bisschen Panik verbreiten und in Wirklichkeit passiert gar nichts.« Der Direktor wirkte plötzlich sehr viel gelassener, als hätte die Küchenaktion den letzten Rest Adrenalin in ihm freigesetzt, was ihn nahezu in einen Trancezustand versetzte, in dem ihm alles egal wurde oder er nur noch das sah, was er sehen wollte. Jedenfalls kam es Grabowski so vor, der jetzt seinerseits von ungesunder Nervosität befallen wurde.
»Kommen Sie, Herr Grabowski, wir trinken erst einmal einen Cognac in meinem Büro.«
»Keine schlechte Idee«, fand Grabowski. »Wir müssen erst einmal wieder einen klaren Kopf bekommen.«
»Dann sollten wir nicht zu viel davon trinken«, schmunzelte der Direktor.
Beide entfernten sich, wobei Grabowski noch einmal einen Blick auf die Tür warf, als hätte er eine Vorahnung.
Der Chairman hatte das Wort ergriffen und begann mit einer Zusammenfassung einiger Punkte, die ergänzend oder als Aktualisierung in die Agenda 500-2061 aufzunehmen waren.
»Zur Bevölkerungsreduzierung nehmen wir nach einstimmiger Beschlussfassung
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