Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
die meisten. Zum Essen und erst recht abends verteilen sie sich im Hotel. Das macht es für die Weiße Rose schwierig, alle als Geiseln zu nehmen. Sie werden also in einer der Kaffeepausen zuschlagen. Wie ich sehe, findet die nächste in einer dreiviertel Stunde statt.«
»Ich glaube das nicht mehr. Wie sollte die Gruppe denn hereinkommen, ohne aufzufallen. Sie haben ja gerade selber erlebt, wie die Abschirmung da draußen funktioniert«, sagte der Direktor.
»Woher wollen Sie wissen, ob die Weiße Rose nicht schon längst im Hotel anwesend ist?« Grabowski sah ihn fragend an.
»Ich bitte Sie, das hätten wir doch gemerkt«, war sich der Direktor sicher. »Hier ist niemand, der hier nicht hergehört. Das kann ich Ihnen versichern.«
»Ich möchte mich trotzdem gern im ganzen Hotel umsehen. Sie haben doch nichts dagegen? Sonst müsste ich ja fast annehmen, Sie gehören selbst zur Weißen Rose«, scherzteGrabowski.
Wenig später begann er seinen Rundgang, während sich der Direktor wieder in sein Büro zurückzog, wo er sich in diesen Stunden am wohlsten fühlte. Alles schien ruhig zu sein. Nirgends fiel Grabowski etwas auf, was ihn alarmieren müsste. Als er auf einem der Gänge ein Zimmermädchen traf, fragte er sie, ob sie womöglich eine ungewöhnliche Beobachtung gemacht hätte.
»Heute ist alles ungewöhnlich«, antwortete sie lächelnd.
Grabowski zeigte ihr ein Foto von Svetlana.
»Haben Sie diese Frau heute schon gesehen?«
»Nein«, antwortete sie schnell und sicher. »Ich kann mir Gesichter sehr gut merken, von daher weiß ich es genau. Diese Frau habe ich noch nie gesehen.«
»Sind Ihnen vielleicht weiße Rosen aufgefallen?«, bohrte Grabowski weiter.
»Auch das nicht. Die Hotelleitung hat grundsätzlich verboten, Blumen auf die Zimmer stellen zu lassen. Wir wissen ja nicht, ob ein Gast allergisch ist.«
»Es könnte ja jemand anders Blumen verteilt haben.«
»Das wüsste ich. Auf keinem der Zimmer befinden sich welche und auch sonst nirgends.«
Grabowski bedankte sich und setzte seinen Rundgang fort. Im Gespräch war ihm entgangen, dass für kaum eine Sekunde Svetlana am anderen Ende des Korridors zu sehen gewesen war und sie sofort wieder zurückgewichen war.
»Was macht der denn hier?«, fragte sie flüsternd Torge, der dicht neben ihr stand.
»Hat sich wohl befreien können«, meinte er.
»Ach was, tatsächlich? Was machen wir jetzt?«
Über ihr Headset warnte Svetlana die anderen.
»Natürlich ihm aus dem Weg gehen und wie geplant weitermachen«, war Torges Antwort. Was hätte er auch anderes sagen sollen? Ein Zurück war keine Option.
Nach dieser Beinahe-Begegnung traf sich Svetlana mit ihren Freunden am Versorgungsschacht im Keller, um zu beraten, wie sie weiter vorgehen sollten. Dass Grabowski auf der Bildfläche erschienen war, war nicht vorgesehen und stellte einen gewissen Erschwernisfaktor dar. Er konnte alles zum Scheitern bringen, würde er zu früh von der Anwesenheit der Weißen Rose Kenntnis erlangen. Es galt also, ihm unbedingt aus dem Weg zu gehen, solange die Aktion noch nicht angelaufen war.
»Sollen wir besser zu einem späteren Zeitpunkt starten?«, fragte Torge, der lieber noch etwas Zeit zum Überlegen gehabt hätte. Die Übrigen waren anderer Meinung.
»Die nächste Kaffeepause ist in einer halben Stunde«, sagte Svetlana, die sich zwischenzeitlich über den zeitlichen Ablauf der Konferenz informiert hatte. Sie hatte einfach eine junge Kellnerin gefragt, die mit ihr zusammen ins Hotel gebracht worden war. Bereitwillig gab diese Auskunft, ohne jeglichen Verdacht zu schöpfen. Von den Aushilfskräften hatte sowieso niemand den Hauch einer Ahnung, was sich zusammenbraute.
Pascal holte die versteckten
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