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Das 500 Millionen Komplott (German Edition)

Das 500 Millionen Komplott (German Edition)

Titel: Das 500 Millionen Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin de Wolf
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Ab­wech­selnd trom­mel­te er mit sei­nen Fin­gern auf die Tisch­plat­te oder spiel­te mit ei­nem Ku­gel­schrei­ber, nur, um ir­gen­det­was zu tun, was die un­er­träg­li­che War­te­zeit ver­kür­zen könn­te. Man konn­te nicht be­haup­ten, er sei ge­ne­rell un­ge­dul­dig. Doch in die­ser Si­tua­ti­on schi­en die Uhr stillzuste­hen. Die hohe Takt­fre­quenz an In­for­ma­tio­nen, die er in sei­nem Be­ruf ge­wöhnt war, war zum Still­stand ge­kom­men. Es war ein Zu­stand, der für einen Chef­re­dak­teur dem Ende schlecht­hin gleich­kam.
    Es half nichts, wenn von Zeit zu Zeit Jour­na­lis­ten we­gen ir­gend­wel­cher Be­lang­lo­sig­kei­ten in sein Büro stürm­ten. Er wies sie schroff ab, was ihm im nächs­ten Mo­ment schon wie­der leid tat. Au­ßer ihm wuss­te kei­ner, was sich ge­gen­wär­tig in der Stadt er­eig­ne­te und noch viel we­ni­ger ahn­ten sie, dass ihr Chef in ge­wis­ser Wei­se da­mit et­was zu tun hat­te und in die­sem Au­gen­blick mäch­tig un­ter Druck stand.
    Kas­par schubs­te ein Ku­gel­stoß­pen­del an, das seit Jah­ren auf sei­nem Schreib­tisch stand und in ähn­li­chen Si­tua­ti­on stets be­ru­hi­gend auf ihn ge­wirkt oder da­bei ge­hol­fen hat­te, einen kla­ren Kopf für eine wich­ti­ge Ent­schei­dung zu be­kom­men. Mi­nu­ten­lang konn­te er be­ob­ach­ten, wie die äu­ße­ren Ku­geln pen­del­ten, die in­ne­ren an­schlu­gen, die­se sich aber kei­nen Mil­li­me­ter be­weg­ten. Die Ge­setzt­mäßig­keit die­ses Pen­dels fas­zi­nier­te ihn. Doch dies­mal zeig­te es nicht die ge­wohn­te Wir­kung. Das Klacken der an­ein­an­der­schla-gen­denKu­geln mach­te ihn eher ner­vös. Er hielt das Pen­del wie­der an.
    Er dach­te dar­über nach, wer hin­ter die­ser E-Mail stecken moch­te, die er vor zwei Stun­den er­hal­ten hat­te. Je­mand be­haup­te­te, et­was In­ter­essan­tes über die Bil­der­ber­ger zu wis­sen und woll­te sich des­halb un­be­dingt und schnell mit ihm tref­fen. Wann und wo die­ses Tref­fen statt­fän­de, woll­te er te­le­fo­nisch mit­tei­len und bat, Kas­par möge Schlag zwölf Uhr er­reich­bar sein. Jetzt war es drei Mi­nu­ten vor zwölf. Kas­par starr­te auf sein Te­le­fon und über­prüf­te vor­sichts­hal­ber noch ein­mal den La­de­stand des Ak­kus. An­schlie­ßend rief er über das In­ter­net die Atom­uhr ab, um die ex­ak­te Uhr­zeit zu er­hal­ten: Zwei Mi­nu­ten vor zwölf.
    Er er­schrak fast, als plötz­lich eine jun­ge Mit­ar­bei­te­rin her­ein­kam, die le­dig­lich eine Un­ter­schrift vom ihm be­nötig­te.
    »Jetzt nicht, kom­men Sie später wie­der«, raunzte er sie an. Als sie ohne Un­ter­schrift so­fort das Büro ver­ließ, strich sich Kas­par mit bei­den Hän­den über das Ge­sicht. Er war über sich selbst ent­setzt. Eine Mi­nu­te vor zwölf.
    Er nahm das Te­le­fon und leg­te sei­nen Dau­men schon auf die Tas­te für Ru­f­an­nah­me. Hin­ter sei­nem Schreib­tisch hielt er es nicht mehr aus, stand auf und ging in sei­nem ge­räu­mi­gen Büro auf und ab. Es schi­en, als wür­de sich die Welt lang­sa­mer dre­hen und die Se­kun­den zu Mi­nu­ten wer­den.
    Ob­wohl er seit ge­rau­mer Zeit auf den An­ruf vor­be­rei­tet war und ihn je­den Mo­ment er­war­te­te, zuck­te er zu­sam­men, als sein Te­le­fon end­lich läu­te­te. Er mel­de­te sich mit sei­nem Na­men und er­war­te­te das Glei­che von dem An­ru­fer. Doch der ver­schwieg sei­ne Iden­ti­tät, son­dern teil­te le­dig­lich mit, dass er ein Bil­der­ber­ger-Jä­ger sei.
    »Ich muss Sie drin­gend spre­chen«, sag­te er. Sei­ne Stim­meklang ge­hetzt. Stel­len­wei­se ge­wann Kas­par den Ein­druck, er be­käme nicht ge­nug Luft, um einen Satz zu be­en­den. Er schi­en sehr auf­ge­regt zu sein.
    »Ken­nen Sie das Ko­lo­ni­al­denk­mal?«, frag­te der Mann.
    »Na­tür­lich«, ant­wor­te­te Kas­par und dach­te, wer kennt es nicht?
    »Gut, ich tref­fe Sie dort in ge­nau ei­ner Stun­de. Lässt sich das ein­rich­ten?«
    »Selbst­ver­ständ­lich, ich wer­de pünkt­lich um drei­zehn Uhr dort sein. Sa­gen Sie mir bit­te, wes­halb Sie mich so drin­gend spre­chen möch­ten. Die Art und Wei­se der Ver­ab­re­dung ist ja nicht ge­ra­de ge­wöhn­lich und ich wüss­te schon gern,

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