Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
plötzlich der Hoteldirektor, der sich ebenfalls über die Entwicklung vor dem Hotel besorgt zeigte.
»Schön, Sie auch mal wieder zu sehen«, sprach Grabowski ihn an. »Ihnen scheint das Ganze ziemlich egal zu sein, oder?«
»Nein, keineswegs«, versicherte er, »ich muss nur zugeben, für so etwas nicht geschaffen zu sein. Zehn Gäste, die mit der Leistung meines Hotels nicht zufrieden waren und deshalb ihre Rechnung nicht bezahlen wollen, sind mir tausendmal lieber als das, was wir heute hier erleben.«
»Sie werden es mir vielleicht nicht glauben«, sagte Grabowski mit einem erzwungenen Lächeln, »für mich ist das hier auch nicht gerade tägliches Geschäft. Ein Pflichtmandat für einen skrupellosen Mörder oder Kinderschänder, den ich selber am liebsten hinter Gitter sehen möchte, wäre mir auch lieber. Aber was sollen wir machen?«
Grabowski tat so, als wäre er unfreiwillig zum Bilderberger-Beschützer geworden. In Wirklichkeit lockte ein Batzen Geld, das in den nächsten Tagen sein Bankkonto nicht nur aus den roten Zahlen holen würde, sondern dieses deutlich anwachsen ließe. Ein kleines Vermögen würde auf dem nächsten Kontoauszug stehen.
Als sie am Fenster standen, schien es für einen Moment, als würden sich beide gegenseitig dafür bedauern, unfreiwillig in diese Situation gebracht worden zu sein. Für denHoteldirektor traf es ja sogar zu, für Grabowski aber auf gar keinen Fall. Trotzdem mochte er nicht darüber nachdenken, geschweige denn darüber reden, wie weit er in der Sache schon gegangen war. Der Hoteldirekter würde ihn verachten, erführe er, dass Grabowski sogar schon gemordet hatte und darüber keinerlei Reue zeigte.
»Sind die Demonstranten die Weiße Rose?«, fragte der Direktor, der unerwartet ruhig wirkte. Grabowski überlegte, ob er ein Beruhigungsmittel genommen haben könnte.
»Ich bin mir sicher«, antwortete er.
»Hätten Sie gedacht, dass es so viele sind?«
»Wenn ich ehrlich bin, Herr Direktor, nein. Ich dachte immer, die Weiße Rose bestände nur aus einer Frau und vier Studenten. Aber da muss ich mich wohl mächtig getäuscht haben.«
»Machen Sie sich nichts daraus«, sagte der Direktor und klopfte Grabowski leicht auf die Schulter. »Wir haben uns alle getäuscht. Hauptsache, keiner von denen kommt ins Hotel. Bis jetzt haben die Polizisten alles prima unter Kontrolle. Finden Sie nicht auch?«
»Sie haben recht. Lassen Sie uns einen Kaffee trinken gehen. Wir haben ihn verdient.«
Die Bundeskanzlerin hatte gerade mit ihrer Rede begonnen, als Grabowski und der Hoteldirektor ins Hotelrestaurant gingen. Dabei kamen sie an der schallgeschützten Tür zum Konferenzsaal vorbei. Sie bekamen nicht mit, wie im Saal Kommandos gerufen wurden.
19
Torge und Svetlana hatten sich die ganze Zeit hinter einem Paravent versteckt, den das Hotelpersonal als Sichtschutz vor einen Tisch mit Gläsern und Tassen gestellt hatte. Die Übrigen harrten hinter einem dichten Vorhang auf der anderen Seite des Saales aus.
Als Svetlana das Kommando rief, kamen alle aus ihrem Versteck hervor, nicht etwa in Form eines klischeehaften Überfalls, sondern in geordneter Ruhe. Jeder wusste, wo sein Platz war. Lars, der den Schlüssel zur Tür besaß, schloss diese ab und blieb mit verschränkten Armen und Pistole in der Hand an der Tür stehen. Torge und Svetlana stellten sich rechts und links neben die Bundeskanzlerin, die erstaunlich gelöst blieb. Die anderen beiden bezogen ihre Positionen hinter der Tischreihe, an der der Chairman und seine beiden Generalsekretäre saßen. Auch Bastian und Timo verschränkten die Arme und hielten ihre Pistolen in der Hand.
Bevor auch Torge diese Haltung einnahm, zog er einen
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