Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
Amerika wird es Hungersnot und Elend geben, wenn wir nicht rechtzeitig einschreiten. Uns bleibt nichts anderes übrig, als Menschen zu vernichten, um die Menschheit zu retten.«
Svetlana zuckte zusammen. Diesen Satz hatte sie schon einmal gehört und nun konnte sie verstehen, was Grabowski damit gemeint hatte, als er ihr ihn in seiner Kanzlei an den Kopf warf.
»Die ganze Welt wird also ein riesiges Vernichtungslager werden«, stellte Svetlana fest, die über sich selbst hinauswuchs. Noch nie hatte sie vor einer Gruppe frei gesprochen, schon gar nicht vor einer so auserlesenen Gesellschaft. Floyd wäre stolz gewesen.
»Ihr Ziel ist es, die Weltbevölkerung von derzeit 7 Milliarden auf 500 Millionen Menschen zu reduzieren. Im Saal befinden sich ungefähr einhundert Menschen. Wenn wir bis auf sieben alle hinausschicken, können wir uns ein Bild davon machen, was übrig bleibt, wenn Sie Ihren unmenschlichen Plan umsetzen. Und das wird bis zum Jahre 2061 erreicht sein. So sieht es jedenfalls diese Agenda vor.« Svetlana hielt sie erneut empor.
»Sie haben sich gut vorbereitet. Das muss ich Ihnen lassen«, bemerkte der Chairman.
»Sie waren gerade dabei, über die Verteilung dieser Menschen zu sprechen. Wie gedenken Sie, die Quoten zu berechnen? Nach Quadratkilometer Landfläche vielleicht? Auf die Bundesrepublik entfielen dann etwa 1,3 Millionen Menschen. Sie könnten aber auch den augenblicklichen Bevölkerungsanteil als Verteilungsschlüssel heranziehen. Dann bekämen wir immerhin 6 Millionen Menschen ab. Um eine Größenvorstellung zu bekommen: Das entsprichtgerade mal der augenblicklichen Einwohnerzahl von Berlin und Hamburg zusammen.«
Allmählich wurde es im Saal unruhiger.
»Und wie stellen Sie sich vor, soll die Weltwirtschaft mit so wenig Menschen weiterhin bestehen?«, fragte Svetlana den Chairman und sah ihn an.
»Nun, obwohl wir nur noch einen Bruchteil des Bruttosozialproduktes benötigen würden«, erklärte er bereitwillig, »wird es keine Arbeitslosigkeit mehr geben. Außerdem könnten ganze Regionen zurückgebaut und so der Natur zurückgegeben werden. Das würde der stark belasteten Umwelt dieses Planeten zugutekommen.«
»Entschuldigen Sie«, sagte Svetlana, »ist das nicht etwas naiv? Vielleicht verstehe ich auch nur nicht genug von der Wirtschaft. Für mich klingt es so, als begäben wir uns auf den Rückweg in die Steinzeit. Die ganze Infrastruktur wird zusammenbrechen, die weltweite Vernetzung, einfach alles, was die moderne Zivilisation ausmacht. Das ist zumindest meine Einschätzung. Eine solche Entwicklung wäre fatal. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie das wirklich wollen.«
Außerhalb des Saales machte sich allmählich Ärger breit. Das Küchenpersonal hielt sich streng an den Zeitplan, nach dem schon vor einer Viertelstunde die Mittagspause hätte beginnen müssen. Der Küchenchef tobte. Die Vorsuppe, die bereits servierbereit war, wurde kalt. Die Servicekräfte standen ratlos an der Küchenausgabe.
An der Tür zum Konferenzsaal beriet sich der Hoteldirektor mit dem Chef de Rang. Grabowski war ebenfalls anwesend und nicht minder erstaunt über diese Zeitverzögerung, zumal der bisherige Zeitplan äußerst penibel eingehalten worden war.
»Soll ich einfach hineingehen und fragen, wann sie gedenken, die Mittagspause zu machen?«, fragte der Chef de Rang.
»Das halte ich für keine gute Idee«, meinte der Direktor. Es gab eine strikte Anweisung, nicht zwischen den Pausen den Saal zu betreten und somit die Konferenz zu stören.
»Irgendetwas müssen wir unternehmen«, sagte der Chef de Rang. »Die Köche drehen schon durch. Die Suppe wird kalt und die
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