Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
die Demonstrationen gegen die Politik und sogar Aufstände anzettelten. DieDiskussion über die Verteilung der übrig bleibenden 500 Millionen Elitemenschen war ins Stocken geraten und deshalb ein anderer Tagungsordnungspunkt vorgezogen worden. Es gäbe immer eine Möglichkeit, solchen Personen eine Straftat anzuhängen, um sie im Gefängnis verschwinden zu lassen, war die Anregung mehrerer Bilderberger-Mitglieder. Andere schlugen vor, solche Leute einfach für geisteskrank zu erklären und in eine geschlossene psychiatrische Klinik einzuweisen. In beiden Fällen würden diese Menschen nie mehr in die Gesellschaft zurückkehren.
»Von der Bevölkerung getragener Widerstand bringt unsere Neue Weltordnung in Gefahr«, sagte der Chairman und erinnerte daran, dass solche Maßnahmen bereits praktiziert würden.
Svetlana stockte der Atem, als sie dies hörte. Sie dachte an die vielen Menschen, die seit langer Zeit als vermisst galten. Es war ihr immer schon ein Rätsel, wie in der heutigen gläsernen Welt ein Mensch so einfach spurlos verschwinden könne, ohne selbst nach Jahren auch nur einen Anhaltspunkt über seinen Aufenthaltsort zu erhalten. Jetzt wurde ihr klar, welches Schicksal zumindest einem Teil dieser Menschen ereilt haben mochte. Wie unmenschlich konnten Menschen untereinander sein, dachte sie.
Einer der Generalsekretäre bekam von einem Diener einen Zettel überreicht, der ihn an den Chairman weiterreichte.
»Wie ich erfahre«, sagte dieser, »ist Mitglied Nummer 138 nun bereit, die europäische Ansicht zur Verteilung von 500 Millionen Elitemenschen darzulegen. Ich erteile dem Mitglied hiermit das Wort.«
Svetlana riskierte einen kurzen Blick und sah, dass es dieBundeskanzlerin war, die sich hinter Mitglied 138 verbarg und nun zum Rednerpult ging, das zwischen innerem und mittlerem Kreis stand. Das war der Zeitpunkt, den sich die Weiße Rose für die Ausführung ihres Plans zurechtgelegt hatte. Die Anspannung nahm dramatisch zu. Svetlana atmete tief durch, als die Bundeskanzlerin mit ihrem Statement begann.
»Seid ihr bereit?«, flüsterte sie in ihr kleines Mikrofon. Torge, der dicht neben ihr stand, nickte. Von den anderen hörte sie in ihrem Ohrhörer ein leises Ja. Sie nahmen ihre Pistolen und warteten voller Anspannung auf Svetlanas Kommando. Würde alles so klappen, wie sie es unzählige Male besprochen hatten? Wohl jeder dachte in dieser Sekunde an diese Frage, ohne eine zufriedenstellende Antwort zu finden. Eine Aktion konnte noch so gut durchdacht sein, einen oder mehrere Unsicherheitsfaktoren würde es immer geben. In diesem Fall würde es die Reaktion der Konferenzteilnehmer sein, die unkalkulierbar war. Bis auf Svetlana waren zwar alle bewaffnet, aber was konnten die Pistolen schon ausrichten, wenn sich unzählige Menschen auf sie stürzen würden?
Grabowski ahnte nicht, was sich in wenigen Sekunden im Saal ereignen würde. Er schaute immer noch auf die Demonstranten, von denen einer mit einem Polizisten zusammenstieß, der seine Hand schon am Schlagstock hatte. Kollegen hielten ihn zurück, während sich zwei andere auf den Demonstranten stürzten, ihm Handschellen anlegten und ihn abführten. So stellt man sich den Beginn einer Eskalation vor, dachte Grabowski nachdenklich. Als sich weder die eine noch die andere Seite weiter provozieren ließ, war er erleichtert. Sorge bereitete ihm allerdings, dasssich die Zahl der Demonstranten stetig zu erhöhen schien. Er hoffte, es sei lediglich eine Sinnestäuschung, ausgelöst durch die Extrembelastung, der sein Nervenkostüm ausgesetzt war.
Zu seiner Überraschung erschien
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