Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
weiter. Jetzt muss ich dringend weg«, sagte Kaspar und war auch schon verschwunden.
So schnell es ging, fuhr er zum Hotel und sah bestätigt, was der Mann angedeutet hatte. Die Beamten der Eurogendfor hatten eine Kette gebildet, die zu durchbrechen unmöglich schien. Grund war eine Gruppe von schätzungsweise einhundert Demonstranten, die lautstark gegen die Bilderberger zu Felde zogen. Es handelte sich um Globalisierungsgegner, von denen der fremde Journalist gesprochen hatte.
Kaspar gewann den Eindruck, die Situation könne eskalieren. Jedenfalls deutete alles darauf hin, dass die aufgebrachte Menge längst den Punkt zwischen friedlich und gewaltbereit überschritten hatte. Unzählige Tafeln wurden in die Höhe gehalten und teilweise wild geschwenkt, auf denen immerdasselbe stand: Bilderberger – Neue Weltordnung – Nein Danke, eingerahmt von einem roten Kreis mit einem roten Querbalken, sodass es wie ein Verbotsschild aussah. Kaspar überlegte, ob diese Demonstration gut oder schlecht für die Weiße Rose war. Schlecht war zumindest, dass sie nicht mehr aus dem Hotel herauskämen, zumindest jetzt nicht. Der Demonstration ließ sich aber auch ein positiver Aspekt abgewinnen, denn eine bessere Ablenkung vom Geschehen konnte es nicht geben.
Kaspar war entschlossen, der Weißen Rose zu helfen. Er telefonierte mit einem sehr guten Freund, der ihm noch einen Gefallen schuldete, anschließend verfasste er eine SMS, die er auf Svetlanas Handy schickte. Er hoffte, sie würde es bemerken und auch eine Gelegenheit finden, diese SMS zu lesen. Andernfalls konnte er nichts mehr für sie und ihre Freunde tun.
Im ersten Stock stand Grabowski am Fenster und beobachtete, was sich vor dem Hotel tat. Er betrachtete die Demonstration eher mit Besorgnis und hoffte, die Kette der Eurogendfor-Polizisten würde halten. Nicht auszudenken, was geschehen mochte, sollten die Demonstranten in das Hotel eindringen. Von dort oben sah die Menge sehr viel bedrohlicher aus. Der Überblick ließ außerdem deutlich erkennen, dass es weit mehr als nur einhundert Menschen waren, deren Stimmung offenbar von Minute zu Minute weiter hochkochte.
Grabowski war äußerst verwundert, auf welche Stärke die Weiße Rose in so kurzer Zeit angewachsen war. Für ihn stand außer Frage, dass es sich bei den Demonstranten um diese Widerstandsgruppe handeln musste. Er hatte keine Ahnung, dass sie damit überhaupt nichts zu tun hatten,sondern die Weiße Rose sich nur wenige Schritte entfernt im Konferenzsaal versteckt hielt. Er wäre außer sich vor Wut, erführe er, dass er die ganze Zeit von der Rose an der Nase herumgeführt worden war.
Nicht nur er, die Eurogendfor wurde genauso ausgetrickst wie der Hoteldirektor und das übrige Personal auch. Grabowski sah auf die Uhr um nachzusehen, wie lange es noch bis zur nächsten Konferenzpause dauern würde. Die Katastrophe wäre seiner Meinung nach nicht mehr aufzuhalten, sollten die Demonstranten ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt durchbrechen. Für ihn stand fest, dass dies passieren und nur eine Frage der Zeit sein würde.
Der Hoteldirektor hatte es wieder einmal vorgezogen, sich zurückzuziehen und abzuwarten.
Durch den eingestellten Vibrationsalarm merkte Svetlana, dass ihr Mobiltelefon eine SMS empfing. Sie sah nach und hielt das Handy anschließend Torge hin, ohne ein Wort zu sagen. Er las: Auf keinen Fall Hotel verlassen, Flucht auf Dach, dann melden, hole euch raus – Gruß HK.
»Wer ist HK?«, flüsterte Torge.
»Mein Chef, Hauke Kaspar«, antwortete Svetlana ebenfalls sehr leise, um sich nicht zu verraten.
Die Nachricht war eine Warnung, so viel stand fest. Was sich allerdings dort
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