Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
wirklich geschafft, die bis dahin perfekte Geheimhaltung zu durchbrechen? Es wäre wenigstens ein Teilerfolg gewesen. Die Nachrichtensendungen am Abend würden Antworten liefern, doch es war fraglich, ob die Weiße Rose das noch erfahren würde.
»Die Weiße Rose ist wohl gescheitert«, sagte Svetlana betroffen. »Vielleicht war es kein gutes Omen, die Bewegung ausgerechnet Weiße Rose zu nennen. Die historische Weiße Rose hatte auch nur sehr kurze Zeit bestanden.«
»Machst du Witze?«, fragte Pascal, »die Weiße Rose kämpft weiter. Kaspar wird sich schon etwas dabei gedacht haben, uns hier heraufzulotsen. Ihr werdet sehen.«
»Stimmt – auf Hauke Kaspar ist Verlass«, sagte Svetlana.
Wenig später war das knatternde Geräusch von Rotorblättern zu hören, was schnell lauter wurde. Vonder Flussseite aus näherte sich ein Helikopter. Im ersten Moment dachte jeder, es könne sich nur um einen Polizeihubschrauber handeln. Doch als er in Sichtweite kam, entpuppte er sich als ein ziviler Sikorsky, der groß genug war, um alle aufzunehmen.
Die Freude war groß und alle lagen sich in den Armen. Sie sahen hinüber zu dem Helikopter, der sich schnell näherte.
»Seht ihr, das ist mein Chef. Immer für eine Überraschung gut«, sagte Svetlana, die ihr Lachen wiederfand.
Hauke Kaspar war mit dem Inhaber einer kleinen Fluglinie befreundet, die einen Liniendienst zwischen den Bohrinseln in der Nordsee und dem Festland unterhielt. Ihn hatte er um den Gefallen gebeten, die Gruppe vom Dach des Hotels abzuholen. Kaspar, der immer noch unter den Schaulustigen stand, beobachtete die Aktion zufrieden. Er freute sich, dass es klappte, rechnete aber immer noch damit, dass Abfangjäger seinen Plan vereiteln könnten. Ihm ging immer wieder durch den Kopf, was der Journalist über das Bilderberger-Treffen in Griechenland erzählt hatte. Seine besorgten Blicke in den Himmel bestätigten allerdings nicht, dass es hier genauso sein könnte. Weit und breit waren keine Jäger oder Polizeihubschrauber zu entdecken. Wenn es nur in den nächsten fünf Minuten so bliebe, würde die Fluchthilfe funktionieren. Kaspar drückte die Daumen und verfolgte gebannt, was sich auf dem Dach tat.
Der Pilot des Helikopters steuerte die Maschine bis knapp über das Dach, setzte aber nicht auf. Er wollte unbedingt das Risiko vermeiden, dass die Statik der Dachkonstruktion das Gewicht des Helikopters nicht tragen könnte. Der Lärm der Rotorblätter war unerträglich und bei dem Luftstrom, den sie erzeugten, konnten sich die Widerständler kaumhalten. Tief geduckt arbeiteten sie sich zur Maschine vor. An der offenen Seitentür stand ein Mann in Fliegermontur und Helm, der jeden Einzelnen am Arm packte und geradezu hereinzerrte. Svetlana und Pascal waren schon an Bord. Lars, der als Letzter in der Reihe stand, bemerkte, wie der Schlauch nachgab und die Luke aufsprang.
»Beeilt euch«, schrie er, doch er konnte sich noch so sehr anstrengen, der Lärm der Rotorblätter verschluckte seine Stimme. Er tippte den vor ihm stehenden Bastian auf die Schulter und zeigte in Richtung Luke, wo bereits ein Polizist der Eurogendfor mit seiner Maschinenpistole erschien. Sie bekamen einen mächtigen Schrecken. Würde er das Feuer eröffnen, träfe er zweifellos auch den Helikopter, was unweigerlich eine Katastrophe herbeiführen würde. Lars hoffte, der Polizist möge es genauso sehen. Mittlerweile kam ein zweiter aus der Luke gekrochen. Glück war, dass sie sich mit ihren schusssicheren Westen nur schwer durch die enge Luke zwängen konnten. Trotzdem wurde es sehr knapp.
Es hätte keine Sekunden länger dauern dürfen, bis alle an Bord waren. Der Mann, der ihnen hineingeholfen hatte,
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